Leverkusen – Bleibt der neue Verkehrsminister der Groschek-Linie treu? Hendrik Wüst weiß das noch nicht genau. Eine Meinung hat er bisher nicht zur Autobahn-Planung in der Stadt: „Wir gucken uns das an“, sagt er am Freitag auf Anfrage.
Da besucht Wüst die Verkehrszentrale an der Bonner Straße. Der Landesminister führt sich gleich gut ein, denn er hat ein Gastgeschenk mit: Es stammt aus Berlin und ist rund 9,5 Millionen Euro wert. So viel kostet ein neues Gebäude für die Verkehrsleitzentrale in Opladen. Die bezahlt der Bundesverkehrsminister. Die Pläne für ein neues Domizil gibt es schon seit rund zwei Jahren, sagt Jan Lohof aus der Abteilung Verkehrssteuerung und Baustellenmanagement. Also ist auch ein Bauplatz da: Direkt nebenan kann der zweigeschossige Bau hochgezogen werden.
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Bisher haust die Autobahn-Überwachung für ganz Nordrhein-Westfalen in gestapelten Containern; im eigentlichen Leitstand geht es ziemlich eng zu. Vor allem aber gibt es keinen Platz mehr für weitere Bildschirme. Die werden allerdings schon bald gebraucht: Zu den 540 Autobahnkilometern, die derzeit mit Kameras überwacht und wo der Verkehr je nach Lage beeinflusst werden können, kommen 135 hinzu.
Binnen zweieinhalb Jahren sollen sie ans Netz gehen. Das kostet 76 Millionen Euro. Gut angelegtes Geld, sagt Wüst: Aus dem überlasteten Autobahn-Netz in Nordrhein-Westfalen müsse man mit intelligenter Steuerung des Verkehrs das Maximum heraus holen. Das gelte jetzt noch mehr. Wüst benutzt den Begriff „Investitionshochlauf“ zwar, sagt aber gleich, was er für die Autofahrer bedeutet: „Kein Bau ohne Stau.“ Dabei tue Straßen NRW sehr viel, um das Netz durch Baustellen möglichst wenig zu belasten.
Verkehrsstaatssekretär Hendrik Schulte zählt auf: Ein Drittel der kleinen Baustellen würden nachts bearbeitet, auf den anderen so lange gearbeitet, wie es Tageslicht gibt. Das Baustellenmanagement reagiere schnell auf unerwartete Probleme. Man arbeite das große Programm möglichst flexibel ab. Erst recht, weil es bald noch viel mehr zu tun geben wird. Derzeit werden eine Milliarde Euro jährlich ins Straßennetz gesteckt. „Aber die Tendenz ist ganz klar steigend“, sagt Schulte.
Ein Verdienst, dass sich Wüsts Amtsvorgänger Mike Groschek ans Revers heften darf. Der Sozialdemokrat hatte mit seinem Antritt den Infrastruktur-Notstand für Nordrhein-Westfalen ausgerufen, als Fanal für die Misere diente ihm die Rheinbrücke. Sehr bald hatte sich die Meinung durchgesetzt, dass die Brücke schnellstmöglich durch einen größeren Neubau ersetzt werden muss und für andere Lösungen keine Zeit ist. Ob die Planer von Straßen NRW sich damit durchsetzen, wird sich Ende September zeigen. Dann urteilt das Bundesverwaltungsgericht über den Plan für die Rheinbrücke: Nicht nur im Hause Wüst in Düsseldorf schaut man sich die Sache an. Sondern auch in Leipzig.