Brauchtumszone SchlebuschAn den Krieg denken – und trotzdem feiern

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„Make Fastelovend, not war“: In Schlebusch feierten viele Menschen mit einer klaren Ansage an Kriegstreiber Putin.

„Make Fastelovend, not war“: In Schlebusch feierten viele Menschen mit einer klaren Ansage an Kriegstreiber Putin.

Leverkusen  – Ausgelassen, aber auch nachdenklich, feierten die Menschen in der Brauchtumszone in Schlebusch. „Make Fastelovend not war“ – diesen Satz las man am Karnevalssamstag vor Ort häufiger. Viele Karnevalisten dachten bei den Feierlichkeiten auch an den Krieg in der Ukraine.

„Man merkt, was für ein großes Privileg wir haben, dass wir hier ohne Probleme feiern können“, sagte Giulia, die wie viele andere Menschen gemeinsam mit ihren Freunden auf dem Lindenplatz feierte. „Man hat die schreckliche Situation die ganze Zeit im Hinterkopf. Das dämpft schon die Stimmung.“

Ablenkung von den Nachrichten

Dennoch habe sich die Gruppe nach kurzer Überlegung dazu entschieden, Karneval zu feiern. „Es bringt nichts, zuhause zu bleiben und das Geschehen die ganze Zeit zu beobachten. Man muss sich auch mal von den schlechten Nachrichten ablenken“, erklärte Freundin Fiona. „Wir haben unser Beileid auf Social Media bekundet. Trotz Krieg möchten wir es uns nicht nehmen lassen, an Karneval mit unseren Freunden zu feiern.“

Für die Freunde war das sich anbahnende Ende der Corona-Pandemie auch ein Grund, in der Schlebuscher Brauchtumszone Karneval zu feiern. „Im letzten Jahr konnten wir uns kaum treffen und sehen uns heute nach neun Monaten zum ersten Mal wieder“, sagte Fiona. „Nach zwei Jahren Corona sind wir froh, die Freiheiten endlich wieder genießen zu können.“

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Geschmückter Bollerwagen

Ein paar hundert Meter weiter an der Kirche St. Andreas standen Severin und Michelle zusammen mit ihren Freundinnen und Freunden um einen umgebauten Bollerwagen, den sie geschmückt hatten mit Fähnchen aus ganz Europa. Auch hier, an der Seite des Wagens, stand in Großbuchstaben geschrieben der derzeit allgegenwärtige Spruch: „Make Fastelovend not War“.

Und nicht nur das: „Im Dunkeln strahlen die Scheinwerfer an den Seiten in blau und gelb, den Farben der Ukraine“, erklärte Severin. Die Gruppe wolle mit ihrem kleinen Aufmarsch ein Zeichen für den Frieden setzen. „Deshalb habe ich mich heute auch als Hippie verkleidet. Am liebsten würden wir den Krieg irgendwie verhindern, aber das können wir leider nicht.“

Kamelle für die Kinder

Normalerweise nehmen Severin und seine Truppe unter dem Namen „Spass an dr Freud“ immer am Karnevalszug in Schlebusch teil. „Da der Zug aber abgesagt wurde, ziehen wir mit unserem Bollerwagen durch die Fußgängerzone und verteilen Gummibärchen an Kinder“, sagte Michelle. Für Sie und die ihren sei klar gewesen. dass sie trotz der aktuellen Situation in Schlebusch feiern wollten. „Alaaf heißt ja auch „Aufs Leben“– und das möchten wir heute zelebrieren.“

Und auch im nahen Herkenrath Hof wurde am Karnevalssamstag gefeiert. Bis zu 300 Gäste konnten bis Mitternacht im Innenhof sowie den Innenräumen des Restaurants tanzen und sich vergnügen. „Wir möchten einen positiven Moment erzeugen und ein Signal setzen, dass wir am Leben teilhaben“, sagte Kresimir Kozina, der Inhaber der Einrichtung. „Für uns ist es aktuell nicht die einfachste Zeit: Erst die Corona-Pandemie und jetzt auch noch ein Krieg in Europa.“

„Uns gibt es noch“

Die angespannte Situation merke man seinen Gästen deutlich an. „Die Stimmung ist verhaltener, die Leute feiern ruhiger.“ Für ihn sei die Öffnung an Karneval auch ein wirtschaftliches Signal an seine Gäste und Mitarbeitenden: „Wir sagen damit allen: Uns gibt es noch – auch nach zwei Jahren Pandemie. Man kann sich auf uns verlassen.“

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