Corona in LeverkusenDie indische Mutante ist in der Stadt

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Chillen ist auch an Pfingsten nicht drin: Am Rhein in Wiesdorf und Hitdorf gilt weiterhin ein Verweilverbot, und das wird auch kontrolliert.

Leverkusen – „Wir müssen uns vorsichtig bewegen.“ Der Appell von OB Uwe Richrath vor dem Pfingstwochenende richtete sich nicht nur an die Leverkusener, die sich wegen der deutlich größeren Einschränkungen in ihrer Stadt wohl am Wochenende ins Bergische orientieren, wo angesichts deutlich niedrigerer Corona-Infektionszahlen wieder viel mehr möglich ist. Der Aufruf richte sich aber auch an Ausflügler, die zum Beispiel gern in Hitdorf an den Rhein gehen, so Richrath. Dort herrscht, wie auch am Ufer in Wiesdorf, wegen der Sieben-Tages-Inzidenz deutlich über 100 noch ein Verweilverbot. Wer dort hingeht, muss überdies eine Maske tragen, „und das werden wir auch kontrollieren“, sagte am Freitag Marc Adomat, Mitglied des Krisenstabs im Rathaus.

Im Lauf der vorigen Woche habe der Kommunale Ordnungsdienst in 127 Fällen die Maskenpflicht kontrolliert, es dabei in 53 Situationen bei einer Ermahnung belassen, aber auch 67 Bußgelder wegen Verstößen verhängt. In 33 Fällen seien auch größere Menschenansammlungen beobachtet und bei elf solchen Treffen Bußgelder kassiert worden. Bei 165 Quarantäne-Kontrollen seien sieben Personen nicht angetroffen worden. Verstöße gegen die nächtliche Ausgangssperre habe man aber in der vorigen Woche nicht festgestellt.

Neue Besuchsregeln in Krankenhäusern

Die Krankenhäuser in der Stadt passen ihre Besuchsregeln an: Das Klinikum in Schlebusch lässt ab dem Wochenende Besucher, die vollständig geimpft sind oder eine Corona-Infektion überstanden haben, wieder ohne Tests und ohne zeitlichen Vorlauf ins Haus. Für alle anderen Besucher gilt: Sie können Patienten erst nach deren vierten Aufenthaltstag besuchen und müssen einen negativen Schnelltest vorweisen, der nicht älter sein darf als 72 Stunden. In jedem Fall erforderlich ist eine vorherige Registrierung der Besucher am Eingang A nahe der Drehtür. Das Formular ist zu finden auf der Internetseite des Klinikums. Die Besuchszeit ist nach wie vor auf 15 bis 19 Uhr beschränkt. In Opladen und Wiesdorf ist Patientenbesuch in den Krankenhäusern weiterhin erst nach dem sechsten Tag möglich.

Im Klinikum werden nach Angaben des ärztlichen Direktors Utz Krug an diesem Samstag die letzten 210 Onkologie-Patienten ein zweites Mal geimpft. (tk)

Der Schuldezernent geht davon aus, dass „wir nächsten Mittwoch wohl wieder in den Wechselunterricht gehen“. Wer in die Schule will, muss sich aber je nach Alter einem Lolli- oder Antigen-Schnelltest unterziehen. Für die Kitas gilt ab Dienstag: Auch sie werden wieder geöffnet, allerdings mit zehn Stunden weniger Betreuungszeit pro Woche. Sonderlich wohl ist Adomat nicht bei dem Gedanken komplett offener Kitas. Sein Appell: Wer nicht wirklich auf den Kita-Besuch angewiesen ist, sollte noch warten. Die Stadtverwaltung ist dabei, eine systematische Lolli-Testung in den Kitas zu organisieren. Übernächste Woche soll es diese Möglichkeit geben. Man muss eben jemanden finden, der es macht.

Für Wolfgang Hübner war das kein Problem, als es darum ging, Pfingsten zum Impf-Wochenende für Menschen zu machen, die in Rheindorf, Manfort, Bürrig und Küppersteg leben, wo es viele Infektionen gibt. Dort werden von Samstag bis Montag Impfzentren aufgebaut, mit je drei Straßen. Die erforderlichen drei Ärzte und medizinischen Assistenzen habe er leicht aus seinem Team rekrutieren können, berichtete der Leitende Impfarzt am Freitag. Die Kolleginnen und Kollegen sprechen Türkisch und Arabisch. Das sei wichtig in diesen Fällen. Für Hübner steht fest: „Wir müssen impfen, wo es notwendig ist.“ Umgesetzt wird das am Samstag in Rheindorf an der Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ unweit des Königsberger Platzes, am Sonntag in der „Mesxhidi Aksa Moschee“ in Küppersteg und am Montag an der ehemaligen Johanneskirche in Manfort.

Ordentliche Impfquote, Andrang bei Ärzten

88.544 Leverkusenerinnen und Leverkusener waren bis Donnerstagabend geimpft worden. Die Mehrzahl, nämlich 57.388, waren im Impfzentrum im Erholungshaus versorgt worden, die anderen in den Arztpraxen. Die Quote der einmal geimpften Personen liege mit 42 Prozent um 1,8 über dem Schnitt in Nordrhein-Westfalen, erklärte Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach. Bei den Zweifach-Geimpften liege die Stadt mit 10,9 Prozent minimal unter dem Landesschnitt von elf Prozent.

Eine Sonderaktion läuft am Pfingstwochenende in drei Stadtteilen mit hoher Ansteckungsrate: am Samstag in Rheindorf, am Sonntag in Bürrig, am Montag in Manfort.

Dr. Thomas Eusterholz, Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung in der Stadt, berichtete am Freitag von „desaströsen“ Zuständen in vielen Arztpraxen. Die Anfragen nach Impfterminen nähmen sprunghaft zu, nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Aufhebung der Priorisierung ab 7. Juni in Aussicht gestellt hatte. An sich „sehen wir das aber sehr positiv“, sagte der Arzt. Es sei für die niedergelassenen Kollegen auch kein Problem, diejenigen vorzuziehen, für die eine Impfung gegen das Coronavirus am wichtigsten ist. Fachliche Abwägungen „machen wir bei jeder Impfung“, erläuterte Eusterholz. Corona-bedingte Ausfälle habe es noch nicht gegeben. Die Impfkampagne laufe gut. (tk)

Mit Blick auf die nun stetig sinkenden Inzidenzwerte stellte Amtsarzt Dr. Martin Oehler fest: „Das Oster-Nachbeben ist abgeklungen.“ Etwas Sorgen mache ihm, dass nun auch die indische Mutante des Coronavirus in der Stadt nachgewiesen wurde. Der Betroffene arbeite in Köln und habe sich dort angesteckt.

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Ob B.1.617 tatsächlich gefährlicher sei als die englische Variante, die seit langem die vorherrschende auch in Leverkusen ist, sei aber noch nicht geklärt, so Oehler. Damit stehe auch dahin, ob die indische Mutante die englische verdrängen kann. Das wäre fatal, weil bei B.1.617 die Impfungen nicht so gut wirken.

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