KinderbetreuungDrei Kitas werden fertig – so viele Plätze fehlen in Leverkusen noch

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Der Rohbau einer Kita mit Gerüst und Richtkranz.

Am Fester Weg wurde im Oktober Richtfest gefeiert.

Am 19. Januar beschließt der Kinder- und Jugendhilfeausschuss die Zahl der Kita-Plätze für das Betreuungsjahr 2023/24. 

Die gute Nachricht: Drei neue Kindertagesstätten sollen bis zum Start des Betreuungsjahres am 1. August 2023 fertig werden: Eine Einrichtung mit 70 Betreuungsplätzen an der Nordseite des Henkelmännchenplatzes in der Neuen Bahnstadt Opladen; die Kita Fester Weg zwischen Lützenkirchen und Steinbüchel mit 150 Plätzen und die umgebaute Johanneskirche in der Manforter Scharnhorststraße, wo künftig bis zu 80 Kinder betreut werden sollen.

Dezernent Marc Adomat bestätigt auf Anfrage, dass die beiden städtischen Kitas zum neuen Betreuungsjahr in Betrieb genommen werden sollen. Die Einrichtung in der ehemaligen Johanneskirche wird vom evangelischen Kita-Verband betrieben. „Laut Architekten sind wir im Zeitplan und wollen zum 1. August eröffnen“, bestätigt Geschäftsführerin Nadja Georgi. Dennoch werde sie zunächst nur eine abgespeckte Anzahl an Plätzen fest vergeben, zu groß sei die Unsicherheit im Baugewerbe.

„Da muss ja nur ein Rauchmelder nicht lieferbar sein und dann können wir nicht eröffnen“, gibt Georgi zu bedenken. Deswegen werden zunächst weniger Kinder aufgenommen, die im Notfall übergangsweise in anderen Einrichtungen betreut werden könnten. „Aber wir sind guter Hoffnung, dass wir zum 1. August eröffnen.“

1007 Plätze fehlen rechnerisch

Die schlechte Nachricht: Auch wenn die neu geschaffenen Plätze bereits in der aktuellen Betreuungsplatz-Planung eingerechnet sind, reicht es nicht, um den rechnerischen Fehlbetrag unter die Grenze von 1000 zu drücken. Für die Berechnung nimmt die Stadt an, dass 60 Prozent der unter-Dreijährigen einen Betreuungsplatz beanspruchen und 100 Prozent der über-Dreijährigen. Verrechnet mit den vorhandenen Plätzen bedeutet das: Es fehlen 856 u3-Betreuungsplätze und 151 ü3-Betreuungsplätze. Dabei sind in der u3-Betreuung bereits 452 Plätze in der Kindertagespflege eingerechnet. Insgesamt also 1007. Dieses Platzangebot wird der Kinder- und Jugendhilfeausschuss am 19. Januar beschließen, Eltern, die einen Betreuungsplatz wünschen, sollten sich unbedingt vorher im städtischen Kita-Planer vorgemerkt haben.

Bei der Betrachtung der einzelnen Stadtbezirke fallen deutliche Unterschiede auf: Besonders gut mit ü3-Plätzen versorgt ist der Stadtbezirk I: Hier steht ein dickes Plus von 184 Plätzen. Am besten ist Wiesdorf-Ost ausgestattet, was vor allem an den am Kurtekottenweg angesiedelten Betriebskitas von Lanxess (x-Kids) und Bayer (Löwenburg) liegt. Dafür fehlen im Bezirk 219 Plätze für kleinere Kinder.

Die schlechteste Quote hat der Bezirk III: Hier fehlen 341 u3- und 194 ü3-Plätze. Das liegt nicht an Steinbüchel, wo vor allem auch durch die neue Kita am Fester Weg ein Plus von 124 Plätzen im ü3-Bereich steht. Besonders schlecht ausgestattet ist schon seit vielen Jahren Schlebusch-Süd – ein gewichtiges Argument für eine ebenfalls seit langem gewünschte Kita auf dem Areal des ehemaligen Freibads Auermühle.  

Im Bezirk II ist das Bild ebenfalls durchwachsen: Es fehlen fast 300 u3- und 141 ü3-Plätze. Die meisten davon in Opladen (-136 / -105). Auch in Bürrig werden Eltern regelmäßig Probleme haben, eine wohnortnahen Betreuungsplatz zu finden, in Bergisch Neukirchen dagegen ist die Versorgungslage recht gut.

Der Kitaplatz-Planung legt die Stadt immer auch eine Vorausberechnung der erwarteten Bevölkerungsentwicklung bei. Sie basiert auf den Ergebnissen der Vorausberechnung des Statistischen Landesamtes IT.NRW. Demnach wird in den kommenden fünf Jahren im Bereich der unter-dreijährigen Kinder ein relativ konstantes Niveau erwartete, bei den über-dreijährigen Kinder sei in den nächsten zwei Jahren noch mit einem leichten Anstieg der Bevölkerungszahl zu rechnen. Ab dem Jahr 2025 werde in diesem Bereich wieder von einem leicht sinkenden Niveau der Bevölkerungszahl ausgegangen. Allerdings ist die Berechnung in der Vergangenheit mehrfach fehlgeschlagen: Nicht nur durch Flüchtlingsströme, auch die Geburtenquote in Leverkusen ist entgegen der Prognosen gestiegen, statt gesunken.

Lange Liste der Projekte

Mit der geplanten Fertigstellung der drei Kitas verschwinden erstmals gleich mehrere Projekte von der Liste der Neubauprojekte, die die Stadt nach einem Grundsatzbeschluss zum Kita-Ausbau 2017 erstellt hatte. Insgesamt soll es demnach für das neue Kita-Jahr 6256 Betreuungsplätze im Stadtgebiet geben, im Vorjahr waren es noch 6015, bei 1100 fehlenden Plätzen. Dass der errechnete Fehlbetrag nicht im gleichen Maße sinkt, wie das Platzangebot steigt, ist wohl vor allem durch den überdurchschnittlichen Zuzug von Familien mit Kindern zu erklären.

Auf der Liste stehen nun noch zehn potenzielle Projekte, von denen sich allerdings noch keines im Bau befindet. Darunter die teilweise heftig diskutierten Standorte Gutenbergstraße (Küppersteg),  Bohofsweg / In der Wasserkuhl (Steinbüchel), Heinrich-Lübke-Straße Nr. 2 (Steinbüchel) und Weinhäuser-Straße (Hitdorf). Von einer Realisierung sind alle demnach noch weit entfernt. „Für die Standorte nbso - südlicher Henkelmännchen Platz, Gutenbergstraße und Bohofsweg laufen die Bebauungsplanverfahren, es gibt aber noch kein Baurecht“, sagt die Stadt.

Zumindest theoretisch ließe sich aber mit dem Bau aller zehn Projekte der Betreuungsplatzmangel komplett beheben: 64 Gruppen mögliche Gruppen stehen auf dem Plan, das entspräche etwa 1100 Plätzen.

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