Karneval in OpladenKamelle für die Pänz anstatt Zoch

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Am Marktplatz warfen die Neustadtfunken vom Wagen herunter die Kamelle zu den begeisterten Pänz, die sich ihre Taschen an mehreren Stellen in Opladen füllen konnten.

Leverkusen  – Wenn der Zoch nicht geht, weil immer noch Pandemie ist und der Krieg in der Ukraine den Menschen aufs Gemüt schlägt und eine Auszeit vom gewohnten Trubel des Fastelovends gebietet, dann sollen doch zumindest die Pänz zwischendurch die Sorgen vergessen, die diese Welt bereithält.

Um nichts anderes geht es an diesem sonnigen Tag, an dem quasi ganz Opladen den kleinen Jecken offensteht – und sie mit dem imaginär recht laut gerufenen Motto „KamelLE(V)!“ hin zum Kamelleregen lockt.

Sieben Stationen im Veedel

An sieben Punkten des Veedels haben sich die verschiedenen Karnevalsgesellschaften und Karnevalsvereine der Stadt aufgestellt, um all das, was normalerweise beim hiesigen Rosenmontagszug geschmissen wird, zu verteilen: Gummibärchen, Schokoladentafeln, Schokoriegel, Popcorntüten, Bälle, anderes Kleinspielzeug. Kamelle eben.

Mütter und Väter können sich gemeinsam mit ihren Nachwuchs einen eigenen Fußmarschplan zurechtlegen und etwa vom Marktplatz aus über die Fußgängerzone, die Bahnhofstraße, die Gerichtsstraße, den Scala-Club an der Uhlandstraße, sowie die neue Bahnstadt inklusive Funkenturm eine private Kamellesammeltour absolvieren.

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Neustadtfunken am Marktplatz

So jedenfalls machen es Katrin und Matthias Kolk aus Quettingen: „Wir wollen alle Stellen ansteuern“ sagt der Papa und studiert sicherheitshalber nochmal den ausgedruckten Stadtplan, während seine beiden Pänz Anna (3) und Benjamin (5) gemeinsam mit dr Mamm auf dem Opladener Marktplatz vorm Festwagen der KG Neustadtfunken stehen, um jubelnd ein bisschen zu feiern.

„Unser Sohn“, sagt Matthias Kolk, „hat einmal Karneval gefeiert, kann sich aber nicht mehr richtig daran erinnern. Und die Kleine kennt das ja noch gar nicht.“ Und genau deshalb sei diese Aktion der Leverkusener Jecken eine so gute: „Die Kinder haben für ein paar Stündchen einfach Spaß!“ Das sei es, was zähle. Man könnte auch sagen: Da ist ein lautes „Alaaf!“ auch in weltpolitisch eher düsteren Tagen wie diesen durchaus angebracht.

„Kinder haben gelitten“

Das sieht auch Stefan Hebbel von den Neustadtfunken so. Er ist einer derjenigen, die oben auf dem Wagen stehen und die Kamelle runterwerfen zu strahlenden Kindern. Er sagt: „Unsere Kinder haben mit am meisten gelitten in den vergangenen zwei Jahren. Das hier und heute machen wir also für sie.“ Beziehungsweise: „Wenn wir nicht mit dem Zoch an ihnen vorbeiziehen können, dann müssen sie eben – so wie heute – zu uns kommen und an uns vorbeiziehen.“

Dabei lacht Stefan Hebbel genauso wie die, die da unten vor ihm stehen und sich die Tüten und Beutel füllen mit all den Leckereien und Spaßmachsachen. Und dann dürfe man ja auch einen schönen Nebeneffekt dieser aus der Pandemiesituation heraus geborenen Kamelle-Aktion, die nun vor dem Hintergrund der weltpolitischen Ereignisse nochmal eine ganz neue Bedeutung erhalte, nicht vergessen: „Die Karnevalsgesellschaften sind enger zusammengerückt. Alle haben mitgemacht, es findet vielleicht mehr Austausch statt als je zuvor.“

80 Kilo Kamelle

Insgesamt gut 80 Kilogramm Kamelle haben die Mitglieder der KG Neustadtfunken für ihr Stelldichein am Marktplatz mitgebracht. Hinzu kommen Hunderte weiterer Kilos an den anderen Stationen im Opladener Veedelsgebiet – und natürlich die gut 600 „gemischten Tüten“, die Marina Hauptmann-Edel und Ute Bädorf von der KG Feuerwehr ans jecke Jungvolk verschenken. Letztere sagt: „Wir bringen hierdurch ein bisschen Normalität zurück.“ Angst vor dem, was dort draußen alles so passiere, bekämen die Kinder schließlich noch früh genug. „Hier und heute sollen sie einfach eine gute Zeit haben.“

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