Künstlerbunker OpladenAusstellung bietet „Larifari“-Geschichten im Postkartenformat

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Peter Kaczmarek im Künstlerbunker Opladen.

Urlaubsgrüße aus dem Bunker: Peter Kaczmarek wird im Rahmen der Ausstellung auch einige seiner Postkartenerzählungen vortragen – stilecht im Urlaubsambiente.

Im Künstlerbunker Opladen stellt mit Peter Kaczmarek ein Meister der Karikatur, des (schwarzen) Humors und der klugen Gesellschaftskritik aus. 

Also, für den Platz gleich hinterm Eingang der Galerie müsse er sich noch etwas einfallen lassen, sagt Peter Kaczmarek. Der Opladener Künstler, der sein Atelier seit knapp 15 Jahren im Künstlerbunker an der Karlstraße betreibt, Mitglied des dortigen Kunstvereins gleichen Namens ist und nun zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder solo in der Galerie des großen Gebäudes ausstellt, hat auch schon eine Idee: „Diese Stelle ist ja unsere Schmuddelecke hier“, sagt er.

Weil man nämlich an der Wand in selbiger Ecke das Wasser sieht, das sich dort über Jahrzehnte zwangsläufig angesammelt hat und das dem Bunker durchaus seinen Charme beschere, denn: „Man muss ja nicht immer auf das, was schadhaft ist, schimpfen.“ So etwas passiere nun mal in einem alten Gemäuer. So etwas mache es doch aus. „Und eigentlich ist das Wasser wie ich: Es bahn sich seinen Weg und fließt einfach weiter. Unaufhaltsam.“ So wie Peter Kaczmarek, der Künstler, der eine personifizierte Institution der klugen Kunst in der Stadt ist und sich nie hat verbiegen lasse.

Leverkusener Künstler geht es ums Erzählen

Also wird er dort, in der Schmuddelecke, wahrscheinlich zur Eröffnung seiner Ausstellung „Urlaubsgrüße aus Larifari“ am kommenden Freitag ein Pseudo-Hotelzimmer mit Wasserschaden und feuchter Wand einrichten und eine seiner eigens dafür geschriebenen und gezeichneten (Kunst-)Postkarten daneben hängen, die vom imaginären Urlauber an den imaginären Freund daheim verfasst worden ist. Und auf der dann von einem ebensolchen Hotelzimmer berichtet wird. Denn darum geht es ja bei Peter Kaczmarek: ums Erzählen.

Seine Postkartenbilder oder Bildpostkarten oder wie immer man diese kuriosen Arbeiten auch nennen mag, erzählen Geschichten. Sie stecken voller irrwitziger Urlaubsschilderungen aus aller Welt – von Köln mit seinen stets nicht funktionierenden Bahnhofsrolltreppen über Pisa und den schiefen Turm, der auch die Sinne auf die schiefe Bahn bringt, und Schweden mit seinen depressiven Krimi-Exporten. Bis hin zu New Orleans, wo dem schreibenden Urlauber inmitten von viel Straßenmusik eine Knarre an den Kopf gehalten wird. Oder dem Mond, auf dem der Besuchende feststellt, dass da oben auf der angeblich so faszinierenden dunklen Seite alles doch nur so aussieht wie überall und den Menschen nur etwas vorgegaukelt wird. 

Postkarten-Arbeit von Peter Kaczmarek im Künstlerbunker Opladen.

Irrwitzige Episoden aus aller Welt: In der Galerie hängen die Wände derzeit voll davon.

Peter Kaczmareks Erzählungen, Episoden und kleine Schilderungen stecken voller Symbolik, schwarzem Humor und Witz. Und die Postkarten, auf denen sie erzählt werden – mit viel Liebe zum Wort und Wortspiel – kommen daher wie Spiegel, die eine vorgehalten werden. Mitunter sind sie gar wie Schläge ins Gesicht des betrachtenden Menschen – weil sie gesellschaftliche und politische Probleme ansprechen. Getarnt in einer Mischung aus erzähltem Witz, Lyrik und Cartoon. 

Was natürlich voll und ganz der Vita des Künstlers entspricht: Peter Kaczmarek war jahrelang als Karikaturist für die größten deutschen Tageszeitungen tätig. Er verdingte sich zudem als nächtlicher Hotelangestellter in Köln, wo er „das Nachtleben mitbekam“ und „Menschen beobachten konnte“, wie er sagt. Und er war immer schon einer, der neben dem Zeichnen auch schrieb, schrieb, schrieb. Gesellschaftskritisch. Den Menschen und seine manchmal herrliche, manchmal schockierende Unperfektheit scharf aufs Korn nehmend.  

Peter Kaczmarek im Künstlerbunker Opladen.

Wirft im Sand sitzend einen Blick in die „Urlaubsgrüße aus Larifari“: Peter Kaczmarek.

Insofern ist „Urlaubsgrüße aus Larifari“ viel mehr als eine reine Werkschau über einen klugen und  kreativen Kopf, die Arbeiten aus den vergangenen paar Jahren umfasst und präsentiert. Es ist ein Ritt durch das, was heutzutage diese Welt in Schockstarre versetzt, in Trauer stürzt, dem Drama anheimfallen lässt. Und was uns doch – „Es hilft ja alles nichts“ – als in Satire und Sarkasmus und Augenzwinkern gekleidetes lachen lässt.

Denn Humor ist seit jeher der beste Weg, um Irrsinn und Dummheit zu begegnen. Man kann sich jedenfalls schon jetzt vorstellen, wie wunderbar launig es wird, wenn sich Peter Kaczmarek in den kommenden Tagen inmitten der im hinteren Teil der Bunker-Galerie aufgeschütteten Strand-Szenario niederlassen wird, um inmitten seiner Postkartensammlung Postkartentexte und Postkartenerzählungen vorzulesen. Herzliche Einladung nach Larifari.  

„Urlaubsgrüße aus Larifari“ wird am Freitag, 25. August, um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 31. August zu sehen. Öffnunsgzeiten: Samstag, Sonntag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils von 16 bis 18 Uhr. Am Eröffnungsabend gibt es eine Lesung von und mit Peter Kaczmarek. Am Donnerstag, 31. August, ab 16 Uhr eine Finissage. Zur Ausstellung wird ein Katalog der Bunker-Edition herausgegeben. Er kann gegen Spende erworben werden.

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