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DauerbaustellenBayer-04-Profis sollen nach Monheim – Parkplätze nach Leverkusen

7 min
Training der Profis könnte in Leverkusen bald passé sein. Wenn es nach bayer 04 geht, zieht der Trainingsbetrieb nach Monheim umziehen. Aber da regt sich breiter Protest.

Training der Profis könnte in Leverkusen bald passé sein. Wenn es nach bayer 04 geht, zieht der Trainingsbetrieb nach Monheim umziehen. Aber da regt sich breiter Protest.

Die Autobahn rückt Bayer 04 auf die Pelle, die wollen den Rückzug antreten – nach Monheim.

Eine der wahrscheinlich folgenreichsten Baustelle Leverkusens – nach dem Autobahnausbau natürlich – sind die groß angelegten Umbauten im Umfeld des Bayer-04-Stadions. Bayer 04 muss damit rechnen, dass 1100 Parkplätze unter der Stelze wegfallen, spätestens wenn der Ausbau der A1 zur Megastelze quasi im Hinterhof der Bay-Arena beginnt.

Insgesamt werden nach Angaben von Bayer 04 durch den Autobahnausbau 1713 der zurzeit 1963 vorhandenen Parkplätze im Umfeld der Bay-Arena wegfallen. Die überwiegende Mehrzahl dieser Parkplätze wird an maximal 30 Heimspieltagen im Jahr benötigt: Bayer gibt an, sie zu benötigen, weil dort VIPs, Medienleute und Angestellte parken.

Laut Bayer 04 wird die Parkplatzfrage für die Fußball-GmbH zur Existenzfrage: Die Baugenehmigung der Bay-Arena sei dadurch in Gefahr, Bayer 04 sagt, dass gar die Erstliga-Lizenz deshalb infrage stehe, letzteres zweifeln Kritiker aber an. Bayer 04s Lösung: Man will einen Großteil der Fußballplätze zwischen der Autobahn und der Dhünn versiegeln und Parkplätze daraus machen.

Leverkusen: Parkplätze sollen zurückgebaut werden

Als erste Maßnahme soll das vom Jugendfußball-Verein SC Leverkusen bespielte Vereinsgelände samt zweier Fußballplätze an der Tannenbergstraße zu Parkplätzen umgebaut werden. Eine solch große Versiegelung lehnen alle Umweltverbände ab, sie ist offenbar auch Politik und Bauverwaltung nicht geheuer. Nach heutigem Stand soll Bayer 04 für diesen ebenerdigen Parkplatzbau nur eine temporär gültige Baugenehmigung erhalten, was bedeutet, dass die Parkplätze zurückgebaut werden sollen, wenn der Bau der Megastelze fertig ist.

Der SC Leverkusen soll einen neuen Fußballplatz an historischer Stätte erhalten: Der ehemalige Fußballplatz des BV Wiesdorf von 1920 im Stadtpark soll komplett umgebaut werden: mit einem Vereinsheim und zwei Spielfeldern. Parkplätze wird es dort nicht geben. Der Platz gehört zum Landschaftsschutzgebiet Stadtpark. Auch hier gibt es Anlass für Kritik: Jetzt, wo Bayer 04 den Platz braucht, soll im Landschaftsschutzgebiet gebaut werden; als man ihn als Ersatz für den Skaterpark ins Spiel brachte, war das noch tabu. Angesäuerte Kritiker sprechen davon, bei Politikern und Verwaltungsleuten grassiere nach wie vor eine Leverkusener „Bayer-Demut“.

Die Parkfläche, die Bayer 04 auf den SC-Plätzen an der Tannenbergstraße bauen will, sei aber nicht ausreichend, sagt die Fußball-GmbH, der Umbau soll nur der erste Schritt sein. Deshalb will die Fußball GmbH zusätzlich ihre drei eigene Trainingsplätze im Sportpark zu Parkplätzen umbauen und den Trainingsbetrieb aus Leverkusen abziehen.

Trainingscampus mit 13 Plätzen in Monheim geplant

Bayer 04 geht deshalb aufs Ganze. Der Leverkusener Verein will in der Riege der Top-Vereine Europas mitspielen: In Monheim würde man gerne einen Profi-Trainings-Campus mit 13 Plätzen bauen, der bei den Anwohnern, aber auch bei CDU, SPD, Grüne und FDP in der Nachbarstadt auf Ablehnung stößt. Alleine die mehrheitlich regierende Peto-Partei unterstützt Bayer 04.

Es gibt dort viel Widerstand gegen die Pläne des Leverkusener Werksklubs: In diesem Jahr hat der Düsseldorfer Regionalrat deutlich gemacht, dem Vorhaben in der Größe von 13 Fußballplätzen nicht zustimmen zu wollen, die meisten Plätze sollen Kunst- oder wenigstens Hybridrasen bekommen, mehrstöckige Gebäude sind geplant. Nicht hinnehmbar sei der Verlust des letzten Grünzugs zwischen Rheinbogen und Hinterland, so das Gremium. Der Plan von Bayer 04, den Campus am Laacher Hof im Trinkwasserschutzgebiet zu bauen, hatte sich zuvor zerschlagen. Ende offen. Kritiker in Leverkusen beklagen die großräumige Versiegelung in der Innenstadt. Dass Bayer 04 vorhat, die Trainingsplätez aus der Heimatstadt zu verlegen, ist für die Fans bisher kein Problem. Die Geschäftsführung dürfte mit den Profis von Leverkusen nach Monheim umziehen. Daraus ergeben sich Fragen: Wo wird künftig der Firmensitz des Leverkusener Werksvereins sein? 

Bayer 04 hat erklärt, ein Parkhaus neben dem Stadion als Ersatz und dauerhafte Parkmöglichkeit für VIP-Fans und Angestellte komme nicht in Betracht. Das wäre mit viel gutem Willen ein Plan B gewesen, um in Leverkusen bleiben zu können, aber – der Leverkusener Stadtrat hat bereits sein O.K. zu den Parkplatzplänen gegeben.

2012 bis 2015

In diesen Jahren wird nach und nach festgezurrt, dass der Bund Autobahnen auf dem Leverkusener Stadtgebiet erheblich ausgebaut werden soll (Megastelze). Bayer 04 wird irgendwann klar, dass die Parkplätze unter der Stelze wegfallen werden, setzt sich früh mit der Autobahn-Behörde ins Benehmen. Dass sich der TSV und Bayer 04 nicht am Protest der Stadtgesellschaft gegen den Autobahnausbau beteiligt, wird erst verwundert zur Kenntnis genommen, erst später wird klar, weshalb sie beim Protest fehlen: Sie machen ihr eigenes Ding mit der Autobahn.

2015  bis 2018

Bayer 04 sucht nach einer 30 Hektar großen Fläche, auch in Leverkusen. Die Öffentlichkeit erfährt davon wenig bis nichts. Interne Standortanalysen ergeben, dass die Fläche am Laacher Hof in Monheim am günstigsten käme, sie gehört der Konzernmutter Bayer AG, liegt aber im Trinkwasserschutzgebiet.

2018  bis 2021

Die Untersuchungen und die Suche werden fortgeführt. Ein Ausbau der Jugend-Trainingsplätze im Kurtekotten soll aufgrund der Nähe zum Chempark nur als minimale Erweiterung zulässig sein – Stichwort Seveso. Kritiker merken an, dass in dieser Zone doch sogar der Bau von Kindergärten möglich war.

2021 bis 2022

Geprüft wird, den Trainingsbetrieb auf mehrere Standorte zu verteilen. Bayer 04 legt sich aber fest und will nach Monheim. Die Bezirksregierung hat aber von Anfang an größte Bedenken wegen der Trinkwasserbrunnen. Bayer 04 bezeichnet den Platz am Laacher Hof als alternativlos.

2023 bis heute

Die Düsseldorfer Bezirksregierung lehnt den Standort am Laacher Hof im Trinkwasserschutzgebiet weiter ab. Dennoch wird umfassend geprüft und mit den Bezirksregierungen und Fachbehörden diskutiert. Weil sich Langenfeld wegen der Gefahr für sein Wasser gegen den Plan stellt, kündigt die Peto-dominierte Monheimer Politik eine über 100 Jahre alte Trinkwassergenossenschaft der beiden Städte.

Anfang 2025

Die Bezirksregierung lehnt den Bayer-Plan im Trinkwasserschutzgebiet endgültig ab. In der Folge versteift sich Bayer 04 auf ein Monheimer Feld zwischen der Monheimer Siedlungskante und der Alfred-Nobel-Straße, vis a vis von Bayer Crop Science.

April 2025

Bayer 04 veranstaltet gemeinsam mit der Monheimer Mehrheitspartei Peto einen Informationsabend in Monheim. Dort hat sich gezeigt, dass es starke Gegenkräfte bei der geschlossenen politischen Opposition und aus der Bevölkerung gibt, die keinen Nutzen für Monheim durch eine Ansiedlung sehen. Der Ausgang der Bemühungen von Bayer 04 um einen großen Campus ist offen.


Leverkusener Dauerbaustellen

Leverkusens Dauerbaustellen sind die Themen, die die Stadtgesellschaft beschäftigen. Vor der Kommunalwahl stellen wir sieben dieser Baustellen vor. Alle Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt sind von uns gefragt worden, wie sie die Probleme angehen wollen. Unten stehen die Antworten.


Was halten Sie von den Plänen, dass Bayer 04 in Leverkusen Parkplätze baut und künftig in Monheim trainieren will?

Uwe Richrath (SPD): Die Pläne sind durch den Umbau der Stelze getrieben und generieren Handlungsdruck wegen des drohenden Verlusts der Betriebsgenehmigung für die BayArena. Die neuen Parkplätze sind Ersatz für die in der Bauphase wegfallenden Plätze und nicht dauerhaft. Sie dienen wesentlich dazu, die rechtlich notwendigen Parkplätze der Anlieger sicherzustellen. Alternativen für das Trainingszentrum sind in Leverkusener leider nicht möglich.

Valeska Hansen (FDP): Bayer 04 prägt Leverkusen sportlich und als Identität. Dass es hier keine passenden Trainingsflächen gibt, ist bitter. Doch wir stehen zu Bayer 04 und ihrem Anspruch, international mitzuhalten. Entscheidend ist jetzt ein klarer Dialog, damit Verein und Sportstadt Leverkusen gemeinsam stark bleiben – auch bei Themen wie Parkplätzen.

Sven Weiss (Grüne): Wir stehen in einem intensiven Dialog mit Bayer 04 - auch ich persönlich. Und wir stehen selbstverständlich zum Fußballstandort Leverkusen. Wegen den gestiegenen Anforderungen beim Fußballnachwuchs ist für mich nachvollziehbar, dass Trainingsflächen erweitert werden müssen. Dies unterstütze ich und das ist auch eine von dem Parkplatzbau unabhängige Diskussion. Im Hinblick auf die Parkplätze sollte meiner Ansicht nach Bayer 04 weiterhin kritisch prüfen, ob die Anzahl der Parkplätze in der jetzigen Form so wirklich notwendig ist. Denn die ursprünglichen Parkplatzpläne lehnen wir ab.

Stefan Hebbel (CDU): Ich hätte Bayer 04 gerne ein neues Trainingszentrum in Leverkusen ermöglicht – doch passende Flächen in der nötigen Größe gibt es bei uns nicht mehr. Gute Trainingsmöglichkeiten sind für sportlichen Erfolg aber entscheidend. Die Parkplätze gehören am Ende der Bauarbeiten wieder unter die Stelze. Solange brauchen wir die temporären Parkplätze: Für die Anwohnenden und die City. Eine dauerhafte Lösung sehe ich kritisch.

Benedikt Rees (Klimaliste): Mit dem freiwilligen Räumen der Parkplätze unter der Stelzenautobahn (BAB 1) spielt man den Ausbauplänen der Bundesautobahn GmbH in die Hände. Die Errichtung von Parkplätzen auf dem Gelände des SC Leverkusen und einer Sportplatzfläche am Stadtpark im Landschaftsschutzgebiet ist indiskutabel. Das geplante Trainingszentrum in Monheim ist völlig überdimensioniert und beschert den Monheimerinnen völlig unnötigen Pendelverkehr und keine zusätzlichen Steuereinnahmen.

Angelo Deckert (Die Partei): Ich als bekennender Fan, des 1.FC Köln, möchte mich gar nicht so sehr mit notorisch erfolglosen Fußballklubs beschäftigen! Aber was ist hier los? Die Feuerwache an den Stadtrand, die Fußballer nach Monheim, will man überhaupt noch was in dieser Stadt?