Prozess wegen UnfallfluchtFolgenschwerer Park-Rempler in Opladen

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Blick auf den Neubau des Amtsgerichts in Opladen Foto: Ralf Krieger

Vor dem Amtsgericht fand sich ein 36-Jähriger nach einem Rempler auf dem Opladener Lidl-Parkplatz wieder.

Der Mercedes schien unversehrt – da fuhr der Angeklagte seiner Wege.

Ist es Unfallflucht, wenn man beim Zurücksetzen gegen ein geparktes Auto stößt, aussteigt, keinen Schaden erkennt und einfach wegfährt? So einfach war die Frage gar nicht zu beantworten am Montag vor dem Amtsgericht Opladen. Richter Thomas Nagel befragte Zeugen und gab sich alle Mühe, die Details des Vorfalls aufzuarbeiten, der sich vor ziemlich genau einem Jahr auf dem Lidl-Parkplatz an der Bonner Straße in Opladen zugetragen hatte.

Ein 36-Jähriger hatte mit einem Dienst-Mini seines Arbeitgebers Burger King eine Kollegin in der Kopernikusstraße abgeholt und dann auf Geheiß seiner Chefin bei dem Discounter einen Stopp eingelegt – Brokkoli kaufen. Als er gerade ausparkte, habe er neben sich ein anderes Auto gesehen, das er vorlassen wollte, berichtete der Mann, dem die Staatsanwaltschaft Fahrerflucht vorwarf. Dabei sei der Mini weiter rückwärts gerollt, bis er ein „Pock“ gehört habe. Er hatte einen Mercedes touchiert, der in der Reihe hinter dem Auto stand.

2400 Euro Schaden

Er sei ausgestiegen, habe die Stoßstange des anderen Wagens befühlt, nachdem er nicht gesehen habe. Als auch diese Prüfung kein Ergebnis gebracht habe, sei er wieder eingestiegen und weiter zur Arbeit gefahren. Später stellte sich heraus, dass der Benz sehr wohl beschädigt war – der Kunststoff-Stoßfänger musste ausgetauscht werden, machte brutto gut 2400 Euro.

Als er Post von der Staatsanwaltschaft bekam, fiel der 36-Jährige aus allen Wolken. Nicht nur wegen der Höhe des Schadens, sondern auch wegen der Aussage eines Zeugen. Der saß am Vormittag des 14. April 2023 in seinem Auto auf dem Parkplatz und ließ sich in der Pause ein Brötchen schmecken, als er einen Crash hörte. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass da ein Auto gegen ein anderes geprallt sei, berichtete er. Er habe etwa 20 Meter entfernt gestanden und dann gesehen, dass ein Mann aus einem Mini gestiegen sei, das andere Auto angeschaut habe und dann losgefahren sei. Daraufhin habe er sich das Kennzeichen notiert.

Auch der Besitzerin fällt zunächst nichts auf

Als die Mercedes-Besitzerin kurz darauf mit ihren Einkäufen am Auto anlangte, sprach der Zeuge sie an: „Ihnen ist jemand reingefahren.“ Dann gab er ihr das Kennzeichen mit dem Hinweis, dass es sich um ein Burger-King-Auto gehandelt habe. „Ich habe dann erst mal bei Burger King angerufen. Ich wollte ja nicht, dass der Fahrer bestraft wird“, berichtete die 55 Jahre alte Hitdorferin, die im Opladener Gericht arbeitet. Dort habe sie aber niemanden erreicht.

Von einem Schaden „hab ich im ersten Moment nix gesehen“. Als sie dann aber die Abdeckplatte der Abschleppöse im Stoßfänger angefasst habe, sei die ihr entgegengefallen: Die Halterung war abgebrochen, das war Teil des kostspieligen Schadens.

Damit war klar, dass der Unfallfahrer zunächst auch keinen Schaden bemerkt haben musste. Was entscheidend war: Das Verfahren gegen den 36-Jährigen wird eingestellt. Er kann aufatmen: Bisher arbeitet er nur Teilzeit als Auslieferer bei Burger King. Ihm winke aber eine Festanstellung, hieß es. Das dürfte jetzt einfacher werden; den Schaden an dem Mercedes hat die Versicherung längst bezahlt.

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