Rundfahrt mit dem ADFCWo Radfahren in Leverkusen gefährlich ist

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Leverkusens ADFC-Vorsitzender Kurt Krefft an der A-1-Baustelle zwischen Wiesdorf und Bürrig

Leverkusens ADFC-Vorsitzender Kurt Krefft beschreibt die unbefriedigende Situation an der A-1-Baustelle zwischen Wiesdorf und Bürrig.

Auf der ersten „Verkehrspolitischen Radtour“ zeigt ADFC-Chef Kurt Krefft neuralgische Stellen in Wiesdorf, Bürrig und Küppersteg.

Man muss kaum ein paar Meter fahren, um auf die ersten Unzulänglichkeiten zu treffen. Oder auf einen Plan, der längst beschlossen, aber nicht umgesetzt ist. Die erste „Verkehrspolitische Radtour“ des ADFC Leverkusen führte von Wiesdorf über Bürrig und Küppersteg zurück an die Rathaus-Galerie. Auf der Rundfahrt gab es viel zu besprechen. So viel, dass auch der Umweltdezernent nicht bereute, sich die Zeit genommen zu haben. Alexander Lünenbach nahm eine Menge Anregungen mit – Versprechungen machte er nicht: „Ich bin nur Gast“, betonte er am Mittwoch. Und das mehrfach.  

Schon zur Dönhoffstraße hatte Kurt Krefft etwas zu sagen. Der Vorsitzende des ADFC in Leverkusen erinnerte daran, dass die Parallele zur Wiesdorfer Fußgängerzone Fahrradstraße werden soll. Beschlossen sei das längst, als Reaktion auf einen Vorstoß der Grünen im Stadtrat, den Fußgängerbereich in der City auch in Ost-West-Richtung für Radler freizugeben. Bisher gilt das tagsüber nicht. Zu konfliktträchtig, fand auch der ADFC. Stattdessen soll die Dönhoffstraße ein Durchkommen für Radler ermöglichen. Es wäre auch die zügigere Variante.

Fahrradstraßen-Netz ist mehr Plan als Wirklichkeit

Allein: Umgesetzt ist das noch nicht, Leverkusens Fahrradstraßen-Netz ist bisher nur auf dem Papier groß und dicht. Weil an der Moskauer Straße Schluss ist und die Verbindung zur Hauptstraße hergestellt werden muss, hatte Krefft noch eine dringende Bitte: weniger Parkplätze an der Seite – „sonst ist hier kaum ein Durchkommen für Radfahrende“. Im Kopf hatte der ADFC-Chef da wohl das Diktum von Oberbürgermeister Uwe Richrath: „Wenn Straßen umgebaut werden, müssen wir auch die Verkehrsflächen neu verteilen.“

Diesem Leitgedanken folgt auch das „Mobilitätskonzept 2030+“, das – Krefft erinnerte daran – am 26. Juni 2020 beschlossen worden ist. Aus Sicht des ADFC harrt knapp drei Jahre später allzu viel noch der Umsetzung. Nicht nur auf der Dönhoffstraße.

Eher in die Kategorie „Grundsätzliches“ gehören die zu schmalen Fahrrad-Schutzstreifen auf der Nobelstraße. Das ist lästig für Autofahrer, wenn sie denn tatsächlich nicht überholen würden. Oder gefährlich für alle, die mit dem Rad unterwegs sind. Weil eben doch überholt und der Mindestabstand von 1,50 Meter nicht eingehalten wird.

Sehr verwirrende Umleitungen an der A-1-Baustelle

Mit den verschlungenen Umleitungen und der seltsamen, manchmal aber schlicht falschen Beschilderung rings um die Autobahn-Baustelle würde sich der ADFC nicht aufhalten. „Aber wir sprechen von sechs Jahren“, daran erinnerte Krefft. Deshalb müsse die Stadtverwaltung darauf drängen, dass von der Autobahn-GmbH gemachte Zusagen auch eingehalten werden. Eine Behelfsbrücke dort, wo der Westring unter der A 1 hergeführt wird, wurde nicht errichtet. Nun sollte wenigstens der freie Rechtsabbieger für Autos auf die Olof-Palme-Straße eingezogen werden, um Radlern mehr Sicherheit zu verschaffen, ist eine ADFC-Forderung.   

Weiter ging’s über den Bürriger Deich. Der soll Teil der Radschnellroute von Monheim über Leverkusen in Richtung Köln werden. Angesichts des Engpasses, wo sich Fußgänger und Radler eine Spur teilen müssen, fehlt im ADFC die Fantasie dafür, wie das funktionieren soll.

An der Einmündung der Rheindorfer Straße in den Westring widersprechen sich die Verkehrsschilder. Eine Radlerin wagt es, nicht abzusteigen.

Verwirrend, unübersichtlich und hochgefährlich: An der Einmündung der Rheindorfer Straße in den Westring widersprechen sich die Verkehrsschilder.

Ein Stück Richtung Norden wäre man schon froh, wenn es nicht so unübersichtlich wäre: Die Einmündung der Rheindorfer Straße auf den Westring ist für Radler wie Fußgänger einfach nur gefährlich. Und das auf einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Leverkusens. Autofahrer werden kaum gewarnt, der Radweg ist extrem ungünstig verschwenkt. Nach einigem Hin und Her sei man im Leverkusener Straßenverkehrsamt zu der Lösung gekommen, die das Problem dorthin verschiebt, wo es aus Sicht des ADFC nicht hingehört. Es wurden Schilder aufgestellt: „Radfahrer absteigen“. 

Weiter Richtung Nordosten „gibt es auch mal einen schönen Radweg“, sagte Krefft und lächelte. Sobald man aber zwischen Bürrig und Küppersteg auf andere Verkehrstrassen trifft, wird es schwierig: Scharfe Kurven sind typisch für alle Unterführungen an der S-Bahn-Strecke. Die sehen zwar aufwendig gestaltet aus, aber die Radien sind eng, Auf- und Abstiege steil. Daran wird man in der Stadtverwaltung kaum etwas ändern können. Das wäre Sache der Bahn. 

Opladen-Wiesdorf bleibt ein Zukunftsprojekt

Die von Leverkusens Verkehrsplanern bevorzugte Verbindung zwischen Wiesdorf und Opladen wirft noch Fragen auf. Die Windthorst- soll ebenfalls Fahrradstraße werden. „Gegenläufig oder nicht“, fragte Dezernent Lünenbach mit Blick auf Anwohner, die natürlich keine Schleife über den Küppersteger Kreisel drehen wollen, um dann wieder Richtung Wiesdorf zu fahren, bei Krefft nach. Eine Antwort bekam er nicht.

Allerdings ist auch noch Zeit zum Nachdenken. Bevor nicht der Trog, in dem der Europaring verläuft, saniert und der Kreisel oben umgebaut ist, wird für Radler nichts verbessert auf dieser wichtigen Verbindung. Stand jetzt soll der Straßenumbau 2025 begonnen werden. Dann sind es noch fünf Jahre bis 2030, der Zahl, die das Mobilitätskonzept ziert. Der Namenszusatz „Plus“ wird immer wichtiger.   

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