Leverkusen – Dass es so viel zu bedenken und zu beachten gibt – das hätten Nicolas Gottschalk und Marius Koch nicht gedacht. Doch jedes Detail zu diskutieren und jeden Schritt genau zu planen, fordert eben seine Zeit. Und so ist die Aufgabenliste der beiden Studenten zum Ende des Tages hin meist nicht kürzer geworden. Für Nicolas und Marius ist das jedoch kein Hindernis, sondern vielmehr ein Ansporn. Immerhin haben die beiden ihr eigenes Modelabel „Maniacs Apparel“ gegründet. Doch wie kommen zwei Studenten, die mitten in der Ausbildung stecken und mit Prüfungen und Hausarbeiten schon mehr als genug zu tun haben, dazu, ein eigenes Unternehmen aufzubauen? Sich nicht nur die Arbeit, sondern in solch jungen Jahren auch ein derartiges finanzielles Risiko aufzubürden?
„Es war Frust“, sagt Marius. Frust darüber, dass in allen Modehäusern die gleichen austauschbaren Kleidungsstücke hingen. Irgendwann hatte der 21-Jährige die Nase voll, setzte sich an den Schreibtisch und begann „aus einer Schnapsidee“ heraus kurzerhand, seine eigenen T-Shirts zu entwerfen. Bei Freunden und Familie kamen seine Entwürfe an. Durch die positive Resonanz bestärkt, entstand die Idee, das Ganze zu professionalisieren. Das war vor etwa einem Jahr. Auf einer Feier lernte der Medientechnik-Student seinen späteren Geschäftspartner kennen, eine gemeinsame Freundin stellte sie einander vor. Nicolas, der in Schlebusch aufgewachsen ist und am Lise-Meitner-Gymnasium sein Abitur gemacht hat, und Marius, der extra für sein Studium aus Raumland nach Köln gezogen ist, merkten schnell: sie sind auf einer Wellenlänge und haben ähnliche Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft.
Mit Rudelgefühl
Zunächst hatte Marius noch mit einem anderen Freund an der Idee gefeilt, eine eigene Kollektion auf den Markt zu bringen. Doch das funktionierte aus Zeitgründen nicht. Und so holte der 21-Jährige schließlich Nicolas ins Boot. Wenn sie nicht gerade zusammen am Schreibtisch sitzen oder miteinander telefonieren, schreiben sich die beiden Freunde seither beinahe täglich, manchmal sogar stündlich E-Mails und SMS. Jede Idee für ein neues Motiv oder eine mögliche Werbekampagne wird mit dem jeweils anderen geteilt.
Bisher haben die Jungdesigner drei Motive auf T-Shirts und eines auf Pullover drucken lassen. Auch Mützen mit aufgenähtem Logo gibt es mittlerweile. Standardmotiv und gleichzeitig das Maskottchen der Marke ist ein Fuchs. Wieso gerade der? „Der Fuchs ist ein schönes Tier und unheimlich intelligent“, erklärt Nicolas, der ein duales Studium zum Industriemanager macht. Dass der Fuchs gemeinhin einen hinterlistigen Ruf hat, stört den 22-Jährigen nicht. Bei Maniacs Apparel soll das Tier schließlich für Zusammengehörigkeit, für ein „Rudelgefühl“, sorgen – „auch, wenn das zoologisch nicht ganz korrekt ist.“
Mit ihrem Design treffen sie wohl am ehesten den Nerv der jüngeren Generationen, letztlich ist es den Jungunternehmern allerdings egal, wer ihre Entwürfe kauft. „Jeder kann unsere Sachen tragen. Egal, wie alt“, sagt Marius. Eines ist den beiden dafür umso wichtiger: Ihre Kunden sollen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Natürlich wollen Nicolas und Marius mit ihrem Label erfolgreich sein. Aber: „Wir wollen das nicht auf dem Rücken von Menschen austragen, die unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen.“ Das ist Kern ihrer Philosophie.
Mode auf Bestellung
Daher haben sich die Studenten bewusst für einen Textilproduzenten entschieden, der Kleidung mit dem Siegel der „Fair Wear Foundation“ herstellt und damit für Textilien garantiert, die unter fairen Arbeitsbedingungen entstanden sind. Keine Kinderarbeit, das haben sich die Jungunternehmer geschworen. Auch, wenn sie ihre Kleidung dadurch etwas teurer anbieten müssen. Natürlich wollen Nicolas und Marius in erster Linie ihre Ware verkaufen. Aber: „Wir wollen auch, dass sich die Leute Gedanken machen“, so Nicolas.
Sobald sie einen Investor gefunden haben – die ursprünglich geplante Finanzierung über die demokratische Studentenförderung „Absolventa Stipendium“ hat in ihrem Fall nicht funktioniert –, wollen die beiden Studenten ihre erste eigene Kollektion rausbringen. Auch wenn ihre Familien hinter ihnen stehen und sie unterstützen: Nicolas und Marius brauchen jemandem, der an ihre Idee glaubt und sie finanziell tragen kann und will. Eine rechtliche Absicherung allein reicht nicht. So lange ihnen das Startkapital fehlt, verkaufen sie ihre Mode in kleinen Mengen auf Bestellung über das Soziale Netzwerk Facebook.
Auch wenn die Freizeit durch Sponsorensuche, die Arbeit am geplanten Internetshop und das Feilen an der ersten Kollektion deutlich knapper bemessen ist – um ihren Traum zu verwirklich, nehmen Nicolas und Marius alles in Kauf. Die Euphorie ist groß. Aber die Studenten sind angesichts der harten Konkurrenz auch realistisch. Ihre Ziele stecken sie daher bescheiden. „Unsere oberste Priorität ist es, uns nicht zu verschulden“, sagen beide. Trotz aller Konkurrenz erhoffen sie sich zumindest einen Nebenverdienst im ersten Geschäftsjahr. Und irgendwann, irgendwann wollen Nicolas und Marius von ihrer Arbeit leben.
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