Museum MorsbroichKunstdepot ist in Gefahr und soll raus aus dem Leverkusener Schloss

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Auch der Richter-„Tiger“ gehört zur Sammlung des Museums, dessen Leiter Jörg van den Berg das Depot gerne auslagern würde.

Auch der Richter-„Tiger“ gehört zur Sammlung des Museums, dessen Leiter Jörg van den Berg das Depot gerne auslagern würde.

Leverkusen  – Als die Leverkusener SPD-Fraktionsvorsitzende Milanie Kreutz bei der jüngsten Sitzung des Leverkusener Kulturausschusses das Wort ergriff, stand da plötzlich eine Sache im Raum, die in Zukunft für Betriebsamkeit sorgen dürfte: Es ging um das Depot des Museums Morsbroich. Um Kunst-Werte in Millionenhöhe.

Mehr Sicherheit

Dieses Depot, das angekaufte und geschenkte Kunstwerke aus über einem halben Jahrhundert der Existenz dieses Hauses umfasst, befindet sich seit Jahrzehnten sowohl in den Morsbroicher Schloss-Remisen als auch im Schloss selbst. Und Milanie Kreutz wollte nun wissen, ob dieses Lager im vergangenen Juli durch das Hochwasser der nahen Dhünn gefährdet gewesen sei. Und ob es nicht überhaupt notwendig sei, dieses Depot ein für allemal auszulagern. An einen Ort, der mehr Sicherheit biete. Jörg van den Berg, Direktor des Museums, antwortet auf beide Fragen mit: Ja.

Nicht alle Kunstwerke aus dem Museumsbesitz können dauerhaft derart öffentlich gezeigt werden, viele lagern im Depot.

Nicht alle Kunstwerke aus dem Museumsbesitz können dauerhaft derart öffentlich gezeigt werden, viele lagern im Depot.

Zwar sei das Schloss im Sommer unbeschadet davongekommen, sagt er. Aber das sei keine Garantie für die Zukunft. Er selbst habe die Vorkommnisse im Sommer wie folgt erlebt: „Ich war seinerzeit in Österreich und habe sofort mein Team angerufen, um zu hören, ob das Schloss vom Hochwasser betroffen ist. Ich hatte ja sogar im Ausland mitbekommen, was los ist.“

Losgewesen sei dies: „Das Klinikum: betroffen. Das Obstgut: abgesoffen. Der Keller und die Aula des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums: vollgelaufen.“ Und man könne sich nun leicht vorstellen: „Für mich als Newcomer in Morsbroich war das im ersten Augenblick mit der Sorge verbunden: Ich übernehme ein Schloss – und habe keine Sammlung mehr.“

40 Jahre nichts passiert, aber...

Er wolle „jetzt zwar nicht überdramatisieren“, betont der Direktor. Aber „Fakt“ sei: „Wir sind sozusagen die kleine Insel gewesen, die über dem Wasser lag. Alles andere war überschwemmt.“ Und Fakt sei auch, dass zwar gut 40 Jahre nichts passiert sei. Aber: „Von uns hätte auch niemand gedacht, dass es diese Art von Hochwasser einmal geben kann.“ Doch plötzlich sei es da gewesen. „Wir können von unserer Seite aus jedenfalls keine Garantie dafür abgeben, dass dieses Depot standhält, wenn noch mehr Hochwasser kommt. Das ist so.“

Museumsleiter Jörg van den Berg würde das Depot gerne auslagern.

Museumsleiter Jörg van den Berg würde das Depot gerne auslagern.

Und wenn nochmal etwas passiere, dann liege der Fall nun einmal gänzlich anders als bei anderen überschwemmten Gebäuden: „Die kann ich notfalls freilegen. Aber bei einem beschädigten Depot kann ich nicht Künstler XY anrufen und sagen: „Dein Bild ist ins Wasser geraten. Komm’ doch mal bitte vorbei und übermale das Blau darauf eben nochmal.“ Hier gehe es um etwas, das dann irreparabel sei.

Mittelfristige Lösung

Ganz abgesehen davon würde es Jörg van den Berg auch „perspektivisch“ begrüßen, wenn das Depot „mittelfristig“ verlegt werden könne. Denn: „Wenn die Sammlung eine neue Heimstätte bekäme, würden zwangsläufig nicht unbeträchtliche Flächen im Schloss für eine Entwicklung frei.“ Sprich: Die könnten dann für den Kunst- und Ausstellungsbetrieb genutzt werden. „Ich sehe diese Sache im Gesamtkonzept.“

Ein Teil des Lagers ist in den Schloss-Remisen untergebracht.

Ein Teil des Lagers ist in den Schloss-Remisen untergebracht.

Und das spiegele sich in der Frage: „Wie entwickeln wir Morsbroich?“ Was hinsichtlich eines sicheren Depots wichtig sei, liege letztlich auf der Hand. Erstens: Genügend Platz – im Falle des Museums und seiner Kunstwerke gehe es um gut 500 Quadratmeter. Zweitens: Eine gute Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Und drittens natürlich: Sicherheit. Der Platzbedarf mache eine Lösung mit einer Spedition eher schwierig.

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Neubau oder Schaudepot?

Eine Alternative wäre – wenn es nicht um einen teuren Neubau gehe – der Umzug in ein bereits bestehendes Gebäude. Und, als Zukunftsmusik, die Einrichtung eines Schaudepots, das man von außen in Teilen öffentlich einsehen könne. Sicher sei auf jeden Fall: „Wir schauen derzeit auch genau auf das, was rund um die Stadtarchive in Leverkusen und Leichlingen passiert.“

Das in Leverkusen – respektive Opladen – ist seit geraumer Zeit in Teilen einsturzgefährdet, es wird nach Lösungen gesucht. Das Archiv in Leichlingen wiederum wurde eben vom Hochwasser geflutet und stark beschädigt. In der Blütenstadt geht es derzeit um die Existenz und die Frage: Wie geht es überhaupt weiter?

Unterstützung seitens der Politik

Milanie Kreutz stellt jedenfalls Hilfe in Aussicht: „Wir überlegen in unserer Fraktion, demnächst einen entsprechenden Antrag aufzusetzen, um den Umzug des Depots anzugehen.“ Dazu stehe man auch im regelmäßigen politischen Austausch mit den anderen Parteien und der Stadtspitze, deren Vertreterin Biggi Hürtgen als Leiterin der das Museum umfassenden „Kultur-Stadt-Lev“ (KSL) sagt: „Wir haben im vergangenen Jahr bei der Flut natürlich auch gedacht: Was ist jetzt mit dem Schloss geschehen? Wir müssen das nochmal durchdenken. Es war undenkbar, dass vorher etwas passieren könnte. Jetzt ist es das nicht mehr. Wir sollten das prüfen zu lassen.“

Zudem sieht Milanie Kreutz generell viel Potenzial für neue Strukturen und Veränderungen bezüglich der Kunst und der Kultur in Leverkusen. Sie habe etwa die City C im Blick, bei der es nun hoffentlich vorangehe, sagt sie. Und sie sehe so etwas wie den Umzug des Depots aus dem Schloss hinaus in andere, womöglich zentralere Teile Leverkusens auch als wichtigen Aspekt der Stadtentwicklung.

In einer früheren Version dieses Textes hieß es, das Museum Morsbroich befinde sich nahe der Wupper. Natürlich befindet es sich nahe der Dhünn. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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