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Neue GeschäftsführerinDie Frau, die im Klinikum Leverkusen jede Schublade kennt

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anja mitrenga lev

Anja Mitrenga-Theusinger hat eine Funktion, die es im Klinikum bislang nicht gab: Sie ist Ärztliche Geschäftsführerin. 

Leverkusen – Das ist selten: Seit sie Ärztin ist, arbeitet Anja Mitrenga-Theusinger am Klinikum. Und schlüpft nun trotzdem in eine Rolle, die es noch nicht gab. Die 48 Jahre alte Anästhesistin und Intensivmedizinerin ist seit Montag Medizinische Geschäftsführerin am städtischen Krankenhaus.

Damit rückt sie an die Seite des kaufmännischen Chefs Hans-Peter Zimmermann. Er stand bisher allein an der Spitze des Klinikums, gibt Funktionen ab. Und Macht? Die auch, aber das störe ihn überhaupt nicht, behauptet er. Auch der Ende des Jahres nahende Ruhestand dürfte nichts damit zu tun haben.

Vielleicht eher, dass der Geschäftsführer rund sechs Jahre Zeit hatte, sich mit dem Gedanken an die neue Struktur anzufreunden. Die sei bei einem Haus von der Größe des Klinikums notwendig und sinnvoll, zeige der Vergleich mit anderen Krankenhäusern, so Zimmermann am Dienstag. Es habe im Gesundheitswesen so viele Änderungen gegeben – „da ist der Wandel notwendig, nicht schick“. Also keine Modeerscheinung.

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Utz Krug hat Platz gemacht

Anja Mitrenga-Theusinger, die Frau an seiner Seite, hat formal und funktionell den bisherigen Ärztlichen Direktor Utz Krug abgelöst. Bisher wählten die Chefärzte aus ihrem Kreis jemanden in diese Funktion. Ihr Job soll allerdings weit mehr umfassen, ist demnach nicht bloß ein Wechsel des Etiketts: Die Ärztin soll das Klinikum in vielen Bereichen voran bringen.

Das Haus ist auf Wachstumskurs – auch wenn man den in Zeiten von Ärzte- und Pflegekräfte-Mangel erst mal umsetzen muss. „Wir müssen noch mehr sagen, wofür wir stehen“, ist ein Rezept. Das soll nicht alles sein. Weil sie seit 1999 am Klinikum arbeitet, habe sie aus der Belegschaft „einen Strauß extrem guter Ideen“ mitbekommen, wie das Haus nach vorn gebracht werden kann. Ein weiterer Vorteil von 23 Jahren an einem Arbeitsplatz: „Ich kenne hier jede Schublade.“

Die Lage ist ein Trumpf

Insgesamt sei das Klinikum Leverkusen wegen seiner Lage in der rheinischen Boom-Region und der Nähe zu zwei bedeutenden Universitäten für die medizinische Ausbildung ein guter Standort. Auf dem Land sehe das schon anders aus. Trotzdem müsse man den Kontakt zu den Hochschulen in Düsseldorf und Köln „noch viel mehr intensivieren“. Nur dann gelinge es, den sich selbst verordneten Wachstumskurs auch einzuschlagen.

Denn zur künftigen Krankenhaus-Landschaft gehöre auch, dass Kliniken ihre Schwerpunkte auf höherem Niveau bespielen. Konkret heiße das: „An jedem Tag muss 24 Stunden ein Facharzt zur Verfügung stehen“, so die Ärztin. Für die Pneumologie am Klinikum bedeute das: Mehr Ärzte müssen her, damit der Plan, in Leverkusen ein Zentrum für Lungenheilkunde einzurichten, auch realisiert werden kann.

Sondereinsatz in der Notaufnahme

Einen Spezialauftrag hat Anja Mitrenga-Theusinger durch ihre Zusatzfunktion mitbekommen: Weil sie – für eine Übergangszeit, die sich eher in Jahren als in Monaten bemessen soll – auch die Notaufnahme des Klinikums leitet, wird sie dort umsetzen müssen, was auch in anderen Abteilungen ansteht: das ganze System neu aufstellen und für die Patienten leistungsfähiger machen. Die Ansprüche in einer alternden Gesellschaft steigen.

Und dann ist da ja auch noch der vom Oberbürgermeister formulierte eigene Anspruch: „Ich will, dass Leverkusen eine komplette medizinische Versorgung für alle hat. Und das in städtischer Hand, nicht in der von privaten Konzernen“, so Uwe Richrath am Dienstag bei der Vorstellung der Medizinischen Geschäftsführerin im Klinikum.

Gespräche mit dem kirchlichen Krankenhaus

Wie am Ende die Arbeitsteilung zwischen dem kirchlichen Sankt-Remigius-Krankenhaus in Opladen und dem städtischen Klinikum aussehen wird, werden die nächsten Monate zeigen: Der Krankenhaus-Bedarfsplan des Landes ist fertig und soll ab Juni umgesetzt werden. Und Anja Mitrenga-Theusinger hat als Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein daran mitgearbeitet.

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Das könnte ein Vorteil sein. Ebenso wie die Nähe zu Karl Lauterbach. Der Gesundheitsminister kennt das Klinikum von häufigen Besuchen und hat gerade die Klinikreform für ganz Deutschland angeschoben. „Sein“ Institut für Gesundheitsökonomie kennt Anja Mitrenga-Theusinger auch: Den Studiengang hat sie neben ihrem Job absolviert.

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