Rheinfähre Leverkusen-Köln„Das ist eine Sandbank, man muss wissen, wo man fährt“

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Knapp 90 Zentimeter ist der Rhein tief, und der Pegel könnte noch fallen. Dann droht der Fährverbindung das Aus.

Leverkusen/Köln – Noch ist er kein Rinnsal, aber von einem mächtigen Fluss ist er gerade weit entfernt: 90 Zentimeter führt der Rhein aktuell. Das ist so wenig, dass Frachtschiffe derzeit nur mit einem Teil der Ladung fahren dürfen. Auch auf die Fähre zwischen Leverkusen-Hitdorf und Köln-Langel hat das Auswirkungen. 

Erik Hoogstra ist einer von drei Fährführern (plus Ersatzmann), die derzeit im Einsatz sind. Er fährt gerade vom Hitdorfer Ufer los, kann aber nicht den direkten Weg von einem Ufer zum nächsten nehmen, er muss einen kleinen Schlenker flussaufwärts fahren. Grund ist eine Kiesbank im Rhein, die er schonmal kurz berührt hat. „Das hört man an der Schraube.“ Und das bedeutet dann: ganz vorsichtig und lieber „ein Stück hochfahren“.

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Erik Hoogstra muss die Hitdorfer Fähre zwischen Sandbänken durchsteuern.

Hoogstra, der seit 2018 auf der Fritz Middelanis arbeitet, zeigt mit dem Finger auf eine Einbuchtung auf Kölner Seite: „Das ist eine einzige Sandbank, da muss man genau wissen, wo man fährt.“ Er rechnet mit noch mehr Einschränkungen, die Prognosen sähen den Rhein bei 87 Zentimetern am Samstag, erläutert er. Aber noch könne er fahren, „das ist gut für uns“. 

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Extremer Pegel im Oktober 2018

„Bei 80 Zentimetern ist Schluss“, betont Christian Lorenz, Pressesprecher bei der HGK, Häfen und Güterverkehr Köln AG. Betreiber der Fähre ist die „Rheinfähre Köln-Langel/Hitdorf GmbH“, an der die HGK und die Stadt Leverkusen zu gleichen Teilen beteiligt sind. Vor vier Jahren habe es schon einmal einen „extremen Wasserstand“ gegeben, erinnert sich Lorenz, da lag der Rhein bei 67 Zentimetern. Bei unter 90 Zentimetern müsse man überprüfen, ob die Fähre noch fahren kann oder ob man als erste Einschränkung Lkw oder Traktoren das Übersetzen verbietet. Wenn der Pegel schneller sinke als erhofft, wird „die Lage kritisch“, so Lorenz. Der Blick geht regelmäßig auf die Wasserstände, die die Steb, die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, aufzeigen. Auch mit dem Schifffahrtsamt stehe man in Kontakt. Schon 2003 war der Pegel extrem niedrig mit 83 Zentimetern. Für dieses Jahr sei es laut Lorenz „sehr früh, sagen Experten“.

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Seit 1962 fährt die Fritz Middelanis auf dem Rhein.

Fährführer Erik Hoogstra erinnert sich an das extreme Niedrigwasser vor vier Jahren. Zwei Wochen konnte die Fähre damals nicht fahren. „Wir haben die Fähre schön lackiert.“ Aber Geld verdiene man damit natürlich nicht. In der Zwischenzeit hat der 52-Jährige die Fähre aufs Wasser gebracht. Ausflügler, Radfahrende, Spaziergänger: „Hier ist mehr los, seit die Fähre in Zons nicht mehr fahren kann“, hat der gebürtige Niederländer  aus Groningen beobachtet. Er hat eine klassische Ausbildung in der Binnenschifffahrt gemacht, erzählt er, während er am anderen Ufer in Langel anlegt. „Ich darf alles fahren, egal wieviel PS“, sagt er schmunzelnd und auch ein wenig stolz.

Seit 1962 im Einsatz

Seit vier Jahren ist es nun die Fritz Middelanis. Sie hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, versieht ihren Dienst aber nach wie vor treu. Seit 1962 ist die Großfähre in Betrieb und erinnert mit ihrem Namen an einen früheren Hitdorfer Zündholzfabrikanten, der sich ehrenamtlich als Geschäftsführer der Hitdorfer Fährgesellschaft engagierte und 1955 starb. Trotz ihrer Robustheit muss an ihr selbstverständlich immer gewerkelt werden.

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Vor einigen Tagen sprang einer von vier Motoren nicht an, erzählt HGK-Pressesprecher Christian Lorenz, das musste schnell behoben werden. Grundsätzlich gebe es irgendwann natürlich den Zeitpunkt, wo der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich sei, sinniert Lorenz. Falls die Fähre irgendwann mal aufs Altenteil geschickt wird, soll ein Nachfolger her. „Der Markt wird sondiert“, sagt Lorenz, aber es gebe keine direkten Pläne.

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Kollege Güney Güwercin kassiert, er und Hoogstra sind ein Team.

In Köln sind alle neuen Passagiere an Bord. Kollege Güney Güwercin kassiert, er und Hoogstra sind ein Team. In Coronazeiten sei darauf geachtet worden, dass zwei Leute immer zusammenarbeiten und nicht viel getauscht wird, erzählt der Fährführer. Bislang hat sich die Strategie ausgezahlt. Sorgen macht in diesen Zeiten aber natürlich nicht nur das Niedrigwasser, sondern auch der gestiegene Preis für Diesel. 2500 bis 3000 Liter würden alle 14 Tage verbraucht, rechnet er vor. Aktuell kostet das knapp das Doppelte im Vergleich zu früher. Den Ticketpreis hätten sie im Gegensatz zu anderen Fähren noch nicht erhöht, dafür machen sie eine Verbindung weniger pro Stunde.

Die Fritz Middelanis ist mit ihrem Kapitän wieder zurück in Hitdorf. Erik Hoogstra schmiedet für die Zukunft schon weitere Pläne: Er möchte sich ein „kleines Boot“ holen und meint damit ein Zwölf-Meter-Sportboot, mit kleiner Küche und Bad. Einmal Kapitän, immer Kapitän.

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