Performance in LeverkusenDiese Kunst bringt das Potenzial von Morsbroich ans Licht

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Laura Sundermann und Krzysztof Honowski stellen in den Remisen von Schloss Morsbroich aus.

Leverkusen  – Wenn Laura Sundermann und Krzysztof Honowski am kommenden Wochenende ihre Videoinstallation und Performance in der Galerie des Kunstvereins Leverkusen sowie im nahen Schlosspark Morsbroich zeigen, dann lohnt ein genauer Blick, denn: Ihre Videos zu dieser „The Narrow Ridge“ betitelten Aktion wurden zum großen Teil vor Ort gedreht.

Sprich: Das Künstlerduo – sie auch als Schauspielerin in Köln, Bonn, Salzburg bekannt, er als Bespieler des Barbican in London, des „Issue Project Room“ in New York oder des Kölner Musem Ludwigs – bezieht die Umgebung, das Schloss und sein grünes Umfeld mit ein in seine Kunst. Und das bewirkt zweierlei.

Videos ziehen in den Bann

Erstens nehmen die Videos den Betrachter und die Betrachterin in Beschlag. Über mehrere Meter flimmern sie in der Galerie über drei Wände. Zeigen sie Sundermann und Honowski mitunter in Rokoko-Kostümen am Körper und gruseligen Masken vor dem Gesicht. Gespenster, die aus einer alten Zeit ins Heute gefallen sind und Vergangenheit mit Moderne verknüpfen. Mal im Spiegelsaal, mal vor dem Wasserfall, mal im von der Sonne beschienenen Park, mal im Zwielicht der Bäume mit Nebel. Die Wirkung ist stets maximal.

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Zweitens praktizieren die beiden durch das Miteinbeziehen des Ortes Anschauungsunterricht, der die Augen öffnet – dahingehend nämlich, dass einem bewusst wird, wie häufig in den Jahren zuvor dieses im Schloss, dem Museum und seinem Umfeld schlummernde Potenzial des Visuellen nicht nur unterschätzt, sondern geradezu sträflich ignoriert wurde.

Sinnieren über die Welt

Sundermann betont, dass Morsbroich ihr und ihrem Partner – die 2021 auch schon an der „Lost Places“-Ausstellung in der Wiesdorfer City C beteiligt gewesen waren – als Erinnerungsort und Zeitmaschine diene. Als Ort, an dem über die Welt nachgedacht werden könne. Symbolisiert wird das nicht zuletzt durch sie selbst, wenn sie die Videos mit eigenen Textvorträgen aus Romanen Thomas Manns („Der Zauberberg“) und Ann Quinn („Tripticks“) unterlegt, die wie ein Mantra tönen und gesäuselt werden.

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Laura Sundermann und Krzysztof Honowski posieren vor einer Videoinstallation.

Wie radikal das Duo diese Welt und ihren Zustand seziert – und das auch weit über den lokalen Schloss-Kontext hinaus – verdeutlichen Filmaufnahmen aus der Raumstation ISS, die aus der Nähe betrachtet fragil, zerbrechlich, wie ein Flickenteppich der Technik wirkt und in gerade einmal gut 400 Kilometern Höhe für den Menschen die letzte Grenze vor der Unwirtlichkeit und der Zone des unmöglichen Überlebens darstellt. Man könnte auch sagen: Seht zu, dass ihr euer Refugium unten auf der Erde nicht auch noch zerstört durch Krieg und Klimakrise.

Geöffnet an drei Tagen

Die Videoinstallation „The Narrow Ridge“ („Der schmale Steg“) wird am Freitag, 26. August, ab 19.30 Uhr (Eröffnung) sowie am Samstag und Sonntag, 27. und 28. August, jeweils zwischen 11 und 17 Uhr im Kunstverein Leverkusen in den Remisen des Schlosses gezeigt. Am Eröffnungsabend sowie am Sonntag (12 Uhr) finden zudem die zugehörigen Performances Laura Sundermanns und Krzysztof Honowskis statt. Der Eintritt ist frei.

www.kunstverein-leverkusen.de

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