Radfahrschule in LeverkusenHier wird Kindern von Zuwanderern geholfen

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Radfahren lernen auf dem Gelände der verkehrsschule an der Robert-Koch-Straße in Opladen. 

Leverkusen – Die ersten Minuten ist es noch arg wackelig. Dion Mezini sitzt an diesem Tag schließlich zum allerersten Mal auf einem Fahrrad. Doch dann, auf einmal, hat er den Dreh heraus. Sauber und ohne zu wackeln hält er die Spur auf der langen Graden auf dem Platz der Jugendverkehrsschule an der Robert-Koch-Straße in Opladen.

Gejohle, Klatschen, Beifall. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler auf der internationalen Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums feiern den Fortschritt seiner ersten Fahrt. Sie alle gemeinsam sind gekommen, um das Radfahren richtig zu lernen. Um künftig selbstständig am Straßenverkehr teilnehmen zu können, den Schulweg oder Fahrten in der Freizeit unabhängig und auf eigene Faust bewältigen zu können.

Angeleitet werden sie von einem engagierten Fahrlehrer: Uwe Witte vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub in Leverkusen (ADFC) hat sich ehrenamtlich dafür zur Verfügung gestellt, die zwölf erst vor wenigen Wochen neu zugewanderten Kinder und Jugendlichen zu unterrichten. Unter ihnen eben der zehnjährige Dion Mezini aus Albanien.

Die Klasse ist bunt gemischt, nicht nur im Alter zwischen zehn und 16 Jahren, sondern auch, was die Herkunftsländer betrifft. Mit ihren Eltern sind sie gerade erst in Leverkusen angekommen, sprechen eigentlich Arabisch, Mazedonisch, Spanisch, Griechisch, Farsi oder Serbisch, manche schon etwas Deutsch, im Zweifelsfall klappt Englisch ganz gut.

Von Lehrkräften angemeldet

Die Lehrkräfte der internationalen Klassen, die Schülerinnen und Schüler vor allem aus geflüchteten Familien in den Betrieb der weiterführenden Schulen integrieren, haben sie für ein Fahrsicherheitstraining in der Opladener Jugendverkehrsschule angemeldet, damit diese sich künftig sicher und unabhängig von Bus und Bahn in der Stadt bewegen können. Drei Schulen haben ihre Klassen bisher angemeldet, diese hier vom Lise-Meitner-Gymnasium, die Realschule am Stadtpark und die Rheindorfer Käthe-Kollwitz-Gesamtschule sind bisher dabei.

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Fahrschule in Griechisch, Serbisch oder Farsi? Vor allem die Praxis zählt bei Radfahrlehrer Uwe Witte vom ADFC.

Organisiert haben das Angebot Marsha Schmidt von der Städtischen Bildungskoordination für Neuzugewanderte, Bettina Rennebaum von der Arbeiterwohlfahrt und Uwe Witte vom ADFC. Nach der Erklärung und Einübung von Verkehrszeichen mit ihrer Bedeutung gibt es nun die ganz praktischen Fahrübungen auf dem abgeschirmten Übungsparcours. Die Übungsräder werden gestellt, die praktischen Tipps gibt es vom leidenschaftlichen Radler Witte ganz persönlich.

Ein Besuch in der seit 2015 existierenden Fahrradwerkstatt der Awo wird folgen und eine gemeinsame Fahrradtour im Sommer soll weiter Spaß aufs Radfahren machen. Bei der Awo gibt es darüber hinaus im Interkulturellen Zentrum für Familien und ihrem Projekt „LeO – Leben in Opladen“ auch Alltags-, Bildungs- und Freizeittipps. Und über die Fahrradwerkstatt werden dort auch gespendete und instandgesetzte Gebrauchträder vermittelt.

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Nicht allein Kinder sind dabei im Fokus. Die Regeln für das dichte deutsche Verkehrsgeschehen müssen alle Zugewanderten erst lernen. „In einigen Herkunftsländern ist Frauen das Radfahren gar nicht erlaubt“, weiß Bettina Rennebaum. Hier aber kann die autonome Fortbewegung eine ganz entscheidende Hilfe im Alltag sein. Sollten sich noch mehr Interessenten und vor allem auch Helfende für Lehrgänge finden, könnte das Angebot durchaus ausgeweitet werden, stellt Marsha Schmidt vage in Aussicht.

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