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Kunst im SchaufensterSchlebuschs Fußgängerzone wird zur Open-Air-Galerie

3 min
In Schlebusch verwandeln sich Schaufenster in Leinwände, und jeder Blick wird zum neuen Bildmoment.

In Schlebusch verwandeln sich Schaufenster in Leinwände, und jeder Blick wird zum neuen Bildmoment.

Wo sonst Mode, Bücher oder Brillen locken, begegnet man im Dorf in Schlebusch derzeit Büffeln, Goldfischen und abstrakten Farbträumen.

Ein leises Murmeln liegt in der Luft, als sich die Gruppe um Angela Breitrück und Hans-Peter Teitscheid an der St.-Andreas-Kirche in Bewegung setzt. Etwa zwei Dutzend Menschen folgen den beiden durch die Schlebuscher Fußgängerzone. Die Aktion „Kunst im Schaufenster“, organisiert von der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch, feiert in diesem Jahr ihre 32. Auflage – und verwandelt die Einkaufsstraße bis zum 2. November 2025 in eine Open-Air-Galerie.

Der Rundgang beginnt im Laden „Liebevoll Wohnen“, wo Andrea Berghaus abstrakte Malerei zwischen Vasen, Kissen und Blumenschmuck präsentiert. Farbverläufe, die sich über die Leinwand ziehen, verschmelzen mit der Ästhetik des Interieurs. Nur ein paar Schritte weiter zeigt Anne Marie Plumpe-Dietrich bei „Ali’s Handywerkstatt“ ihre neu entstandenen Blumenfelder – leuchtende, fast duftende Landschaften, die hier im Kontrast zwischen Bluetoothboxen und Handyhüllen zu blühen scheinen.

Etwa zwei Dutzend Menschen waren der Einladung zum Rundgang gefolgt.

Etwa zwei Dutzend Menschen waren der Einladung zum Rundgang gefolgt.

In der Carl-Duisberg-Apotheke bleibt die Gruppe stehen. Lothar Vossler hat hier seine Tierporträts platziert – Wasserbüffel, Enten, Möwen im Flug. So realistisch sind sie gemalt, dass die Betrachtenden fast das Rascheln der Federn zu hören glauben. Breitrück nutzt den Halt, um Anekdoten einzuflechten: über das Geburtshaus von Montanus, heute die Spielothek Joker Deluxe, und über die Büste, die als Kunstobjekt mitten in der Fußgängerzone steht. Doch das Geschichtswissen soll nur ein kleines Bonbon der Tour sein.

Schlebusch: Wo Mode, Malerei und Material aufeinandertreffen

Die Besucherinnen und Besucher dürfen am Ende abstimmen – allerdings nicht über ihr Lieblingsbild, sondern darüber, welches Geschäft die Kunst am besten integriert. Ein Paradebeispiel ist „Quo Vadis Mode“: Die Schaufensterkleidung ist farblich auf die Gemälde von Helmut Schmidt-Dienhard abgestimmt. Seine Darstellung der „blauen Stadt“ in Marokko findet ihr Echo in den Stoffen der Stücke, die drumherum hängen – Malerei und Mode verschmelzen zu einer stimmigen Farbkomposition und lassen die Kunst so weiterfließen.

Ulrike Pathe  präsentierte im Schaufenster eines Schuhgeschäfts Skulpturen aus Schwemmholz und Blattgold.

Ulrike Pathe  präsentierte im Schaufenster eines Schuhgeschäfts Skulpturen aus Schwemmholz und Blattgold.

Nebenan fischt in einem Gemälde von Hilde Frömbgen eine Katze keck im Goldfischglas. Elfi Kühne-Wolff, die seit ihrer Rente malt, zeigt abstrakte Kompositionen voller Energie. Sie experimentiert mit Strukturpasten, Sandgips, Blattgold und Bronze, arbeitet mit Pinseln, Spachteln und sogar Q-Tips. Ihre Werke leuchten farbenfroh, aber sie selbst bleibt bescheiden: „Ich male, wozu ich Lust und Ideen habe.“

In der „Nähszene“ spielt die Kunst mit Materialität: Margarete Göbel gestaltet Bilder aus Knöpfen, die mit kleinen Objekten im Vordergrund zu Rauminstallationen verschmelzen. Gegenüber beeindrucken die großformatigen Werke von Ulrike Tartler, während Ulrike Pathe im Schaufenster eines Schuhgeschäfts Skulpturen aus Schwemmholz und Blattgold präsentiert – begleitet von Wachsbildern, die mit einem Bügeleisen kreiert wurden und Keramikobjekten, die zum Kauf angeboten werden. Auch in der Parfümerie Mallach begegnet Kunst dem Alltag: Marion Langs großformatige Leinwände konkurrieren dort charmant mit den Parfümplakaten weltberühmter Marken. Claudia Engler bringt goldene Akzente in die Straße, ihre Arbeiten leuchten warm im Licht der Laternen.

So wandelt sich die Schlebuscher Fußgängerzone in diesen Wochen zur Bühne für das Wechselspiel von Kunst und Konsum. Zwischen Schaufenstern, Pflastersteinen und Passanten entsteht ein kollektives Kunstwerk, das sich ständig verändert – mit jeder Spiegelung, jedem Lichtwechsel, jedem Blick.


Abstimmungsergebnisse

Den ersten Platz für die beste Integration der Kunst im Schaufenster hat das Geschäft „Quo Vadis“ von Andreas Peck gemacht. Den zweiten Platz teilen sich die „Nähszene“ von Dirk Müller und Heicken Optik.