Leverkusen – Die Gegend kennt er schon – aus der Perspektive von Leuten, die Kieselsol herstellen. Ein zweiwöchiges Praktikum hat Mika Schukowski in den Chempark geführt. In der Anlage von Nouryon – früher war das Akzo Nobel – hat der 16-Jährige Chemie hautnah erlebt. Das passt: Nach den Sommerferien wird er am Werner-Heisenberg-Gymnasium den Chemie-Leistungskurs belegen.
Am Donnerstag hat er das Land unter dem Bayer-Kreuz aus einem angenehm temperierten Raum in der vierten Etage an der Kaiser-Wilhelm-Allee erlebt. In der einstigen Lanxess-Zentrale liegt das Büro von Ester Breuch, der Personalchefin für alle deutschen Standorte. Also hat sie es mit den Bedürfnissen von rund 8000 Menschen zu tun, die über Deutschland verteilt arbeiten. Das werfe sehr unterschiedliche Fragen auf, erklärt Breuch am Donnerstagnachmittag. Und ihr junger Ersatzmann für einen Tag weiß inzwischen sehr genau, was damit gemeint ist.
Chemie hautnah
Dass Mika Schukowski einen Tag lang einen so tiefen Einblick bekommen konnte, liegt an der Aktion „Meine Position ist spitze“. In deren Rahmen loben Chemie-Unternehmen der Kölner Region herausgehobene Jobs aus, die Schülerinnen und Schüler für einen Tag übernehmen dürfen. Näher kann man dem Arbeitsalltag von Führungskräften nicht kommen, und das macht die Aktion äußerst attraktiv – auch und gerade für die Firmen:
Die Chemische Industrie hat das Problem, dass alle bestenfalls an Labore oder obskure Reaktoren denken, wenn die Rede auf die Branche kommt. Um dem zu begegnen „hatten wir häufiger die Werkfeuerwehren dabei“, erinnert sich Daniel Wauben. Der Geschäftsführer des regionalen Zusammenschlusses Chemcologne hat „Meine Position ist spitze“ vor acht Jahren aus der Taufe gehoben, mit sechs Stellen in fünf Unternehmen. In diesem Jahr sind es 45 Spitzenpositionen in 18 Firmen. Da darf man von einem Erfolg sprechen.
Vielfältige Einblicke
Die Chempark-Feuerwehr hatte auch schon mal einen ganz jungen Chef. Dagegen wirkt der Job einer Personalchefin eher weniger aufregend. Mika hat das von vorn herein anders beurteilt, sonst hätte er sich nicht auf diese Spitzenposition beworben. Gut, andere wären auch in Frage gekommen, aber nach sieben Stunden mit einer aus Terminnot verkürzten Mittagspause kann er bilanzieren: „Ich hatte einen sehr schönen Tag.“
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Vormittags eine Konferenz mit acht Personalern aus den Lanxess-Werken, nachmittags ein Treffen mit Leuten, die nicht viel älter sind als er, aber schon im Beruf stehen und sich in der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung engagieren. Angehende Betriebsräte also und damit geborene Ansprechpartner für Personaler.
Zu einem gelungenen Tag für Mika zählen Antworten auf eine Frage, mit der er um 8.45 Uhr im Gebäude K 10 angetreten war: „Wie arbeiten Manager in so einem großen Unternehmen eigentlich?“ Am Nachmittag war ihm manches klarer geworden. Ziel erreicht.