Serie „Corona-Kunst“Der ehemalige Bayer-Fotoclub zeigt Tagebücher einer Krise

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Leere und Einsamkeit: In diesem Café sitzt aktuell niemand und zieht sich Süßigkeiten aus dem Automaten.

Leere und Einsamkeit: In diesem Café sitzt aktuell niemand und zieht sich Süßigkeiten aus dem Automaten.

Leverkusen  – Künstlerisch inspiriert hat die Corona-Krise neben zig Einzelkünstlern und Einzelkünstlerinnen selbstverständlich auch Gruppen von Kreativen – wie etwa die Mitglieder des Vereins zur Förderung künstlerischer Bildmedien (VFkB) Bayer Leverkusen, der früher als Bayer-Fotoclub bekannt war.

In der Galerie an der Düsseldorfer Straße 29 in Opladen trugen die Fotografierenden Bilder für eine Serie namens „Corona Diaries“ zusammen. „Corona-Tagebücher“ heißt das ins Deutsche übersetzt. Und es ist selbsterklärend – sowohl vom Namen her als auch bezüglich der Motivwahl.

Pfeile in Schwarz-Weiß

Die „Corona Diaries“ zeigen alles, was die Pandemie mit sich bringt. Uwe Pöschkes Fotografien etwa geben den Blick in Schwarz und Weiß frei auf Pfeile, die auf den Boden geklebt wurden und die seit Corona Zeichen für die besondere, die getrennte Wegeführung in Gebäuden sind. Christiane Harrison fotografierte eine Kantine von innen: Die Stühle sind aneinandergereiht an der Wand. Leere überall. Im Hintergrund steht ein Automat, aus dem man Getränke und Süßigkeiten ziehen kann. Unbenutzt. Verwaist. Es ist pure Einsamkeit, die hier ins Auge fällt.

Und die auch Rainer Mendig eingefangen hat mit der Aufnahme einer gelben Blume, die inmitten eines mit Steinen gefüllten Beetes auf verlorenem Posten den Blütenkopf hängen lässt. Der Titel des Bildes – vielsagend: „Bonjour Tristesse“.

Ein einzelner Wassertropfen

Enza Ruvutuso fotografierte einen einzelnen Wassertropfen. Ninette Niemeyer fand eine mit Flatterband abgesperrte Tischtennisplatte, auf der niemand mehr Ping-Pong spielt. Wie Hohn wirken die beiden auf eine Mauer gleich dahinter gemalten, bunten Figuren, die sich dem Fußball hingeben. Für Renate Gurrey rücken in der Corona-Zeit plötzlich Details in den Vordergrund, die zuvor eher übersehen wurden in der Hektik des Alltags : So etwa die von ihr im Bild festgehaltene Plastikschildkröte, die aus einem kleinen Tümpel emporzukriechen scheint. Langsam natürlich. Weil derzeit alles langsamer geht.

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Jürgen Neumanns Foto von aufeinander gestapelten Tischen und Stühlen eines Restaurants ist wiederum der direkte Verweis auf den Lockdown. Und auf die sarkastische Spitze treibt es Elle Dhein: Sie fand eine mit Graffitis besprühte Mauer, über deren ganze Länge sich der Schriftzug „Corona ist ein Hurensohn“ zieht.

Noch nicht öffentlich gezeigt

Die Wahl der Motive und des Seriennamens sei naheliegend gewesen, sagt Michael Irmscher vom Fotoclub. Bereits zur Kunstnacht im Oktober 2020 seien die Bilder fertig gewesen. „Nur konnte sie bislang niemand wirklich sehen, da ja die Kunstnacht wegen Corona ausfiel.“ Seitdem hängen sie in der Galerie des Vereins. Sind im Internet zu sehen. Und werden irgendwann wohl auch einmal öffentlich gezeigt. Vor Gästen. Wenn Corona erfolgreich eingedämmt ist. Und die „Corona Diaries“ zu Ende geschrieben sind.

www.vfkb-lev.de

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