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StichwahlLeverkusener OB-Kandidaten sind im Endspurt, Schlange vor Wahllokal

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Schlange im Wahlbüro zur Direktwahl an der Hauptstraße in Leverkusen. Bild: Ralf Krieger

Schlange im Wahlbüro zur Direktwahl an der Hauptstraße in Leverkusen.

Die letzte Woche vor der Entscheidung, wer künftig Chef im Rathaus ist, gehen die Kandidaten mit unterschiedlichen Strategien an.

Die Plakate waren schnell überklebt: Am 28. September „Uwe wählen“ versus „Stefan wählen“, fordern Aufkleber auf den Plakaten der beiden Oberbürgermeisterkandidaten die Bürgerinnen und Bürger zur Stichwahl am Sonntag auf. Viele Leverkusener wollen der Aufforderung schon vor dem Wahltag nachkommen. Am Wahlbüro für Brief- und Direktwahl im Wiesdorfer Treff in der Hauptstraße bildete sich am Montag eine längere Warteschlange. Rund 15 Minuten hätten sie warten müssen, berichten die frühzeitigen Wähler.

Um deren Stimme brauchen sich die beiden OB-Kandidaten, Amtsinhaber Uwe Richrath (SPD) und Herausforderer Stefan Hebbel (CDU), nun also nicht mehr bemühen. Um Unentschlossene noch auf ihre Seite zu ziehen, machen die beiden Kandidaten in der letzten Woche aber sowohl im Internet wie auf der Straße noch einmal ordentlich Werbung für sich.

Die letzte Wahlkampf-Woche: Uwe Richrath macht am Montagvormittag an seinem Stand in der Wiesdorfer Fußgängerzone Wahlkampf. Bild: Ralf Krieger

Uwe Richrath macht am Montagvormittag an seinem Stand in der Wiesdorfer Fußgängerzone Wahlkampf.

Die SPD setzt auf Instagram auf einen Mix aus selbstgemachten und prominenten Videobotschaften. Karl Lauterbach, Boris Pistorius, Bärbel Bas und jüngst auch Lars Klingbeil werben mit Videobeiträgen dafür „Uwe“ zu wählen. Hier ist man ebenso per Du, wie bei der CDU. Klingbeil etwa lobt, dass Richrath „erfahren, pragmatisch, ergebnisorientiert und krisenerprobt“ sei. Woher der Vizekanzler diese Einschätzung bezieht, wird nicht deutlich. Karl Lauterbach hingegen betont direkt zu Beginn seines Videos, dass er Richrath bereits seit „sehr langer Zeit kennt“. In dieser habe er diesen „extrem erfahrenen Kommunalpolitiker“ als jemanden erlebt, „der durch dick und dünn mit der Stadt gegangen ist und niemanden zurücklässt.“

Boris Pistorius sagt nicht, dass er Uwe Richrath kennt. Aber: „Sie kennen Uwe!“ Klare Sprache, Haltung und Erfahrung attestiert Pistorius dem seit zehn Jahren amtierenden OB. Auch die Jusos Leverkusen unterstützen Richrath – die Videos, wie der 64-Jährige zwischen jungen, künftigen Stadträtinnen hervorspringt, den Pulli lässig über die Schulter geknotet, wirken allerdings doch sehr gewollt jugendlich. Vielleicht ein Grund, warum Richrath selbst das Video auf seinem Instagram-Profil nicht mit seinen 2085 Followern teilt.

Hebbel-Plakat zur Stichwahl, Wiesdorfer Fußgängerzone Wahlkampf. Bild: Ralf Krieger

Am 28.9. „Stefan wählen“ rät das CDU-Wahlplakat. Die Aufkleber finden sich auch auf Plakaten der FDP, die Hebbel unterstützt.

Stefan Hebbel setzt auf seinem Profil, dem 1033 Menschen folgen, vor allem auf eigene Videos, in denen er im Mittelpunkt steht und einzelne Themen aufgreift, zuletzt etwa, wie er Verwaltungsprozesse optimieren will. Umfangreich werden auch Videos aus der Wahlnacht präsentiert, in denen sich Hebbel als strahlender Sieger feiern lässt. Videos von prominenten Unterstützen wie Herbert Reul sind schon weit nach unten gerutscht, dafür holt Hebbel sich im Endspurt vor der Stichwahl prominente Unterstützung vor Ort: Am Dienstag kommt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zu einem „Innenstadtspaziergang durch die City C“, wo er gemeinsam mit Hebbel mit den Menschen ins Gespräch kommen will.

Die Grünen haben sich unterdessen entschieden, für keinen der beiden Kandidaten eine offizielle Wahlempfehlung auszusprechen. „Es gibt gute Gründe für beide Kandidaten“, erklärt Vorstandssprecher Thomas Nagel. „Stefan Hebbel steht aus unserer Sicht für einen Neuanfang. Auf der anderen Seite liegen die politischen Schwerpunkte der SPD mit Uwe Richrath in vielen Fragen näher bei den Grünen.“ Er ruft aber alle Wähler der Grünen auf, von ihrem Wahlrecht gebrauch zu machen.

Wo unentschlossene Wähler die beiden Bewerber zu einer letzten Meinungsbildung noch persönlich antreffen können, lässt sich nur bei dem CDU-Kandidaten leicht rausfinden. Auf Hebbels Homepage sind bis einschließlich Samstag insgesamt elf Termine von Infoständen, Marktgesprächen bis zu Oktoberfesten aufgelistet. Eine entsprechende Übersicht sucht man auf der Seite von Uwe Richrath vergeblich. Am Montag war er in der Wiesdorfer Fußgängerzone an einem Wahlstand anzutreffen. In der Stadt präsent sein, will auch er in der Woche der Entscheidung. Nur wo, wird nicht so genau kommuniziert.


Amtliche Endergebnisse

Auch zur Wahl des Stadt- und des Integrationsrates hat der Wahlausschuss nun das amtliche Endergebnis festgestellt. Demnach erhalten die Parteien folgende Stimmanteile und Sitze (in Klammern): CDU 30,99 (22 Sitze) Prozent, SPD 21,54 (16), AfD 15,36 (11), Grüne 10,92 (8), Opladen Plus 5,30 (4), Linke 5,11 (4), FDP 3,28 (2), Volt 2,68(2), Bürgerliste 2,20 (2), Klimaliste 0,97 (1), Leverkusen gemeinsam gestalten LGG 0,85 (0), Aufbruch Leverkusen 0,61 (0) Freie Wähler 0,41 (0).

Bei der Auszählung sei es nicht zu bedeutenden Problemen gekommen, lediglich bei den Schnellmeldungen kam es vereinzelt zu Verwechselungen, die aber korrigiert wurden, gab der Wahlleiter Alexander Lünenbach am Montag bekannt.

Bei der Wahl zum Integrationsrat wurden folgende Ergebnisse ausgezählt: Die Gruppe Inter Lev, die in den vergangenen Jahren den Vorsitzenden Kofi Nyantakyi stellte, gewinnt mit 30,2 Prozent (8 Sitze), die zumeist aus den Moscheevereinen rekrutierte Liste Unser Leverkusen 26,1 (7), Die kurdische Yekbun 10,3 (3), ViLe 12,2 (3), Landsmannschaft 10,8 (3), Liberale Vielfalt 5,2 (1) und Aufbruch Leverkusen Migrantenliste 5,2 (1). (rar)