„Time Out“ in LeverkusenSpendenkonzert in Schlebusch sammelt für Ukraine

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Time out

Die Band Time Out trat am Samstag in Leverkusen auf.

Leverkusen – Das Kreuzbroicher Brauhaus in Schlebusch ist eine Oase der Normalität, in der Krieg, Corona und Co. keinen Platz haben und finden. Ein Ort für eine Auszeit – einen „Timeout“ – von der aktuellen Nachrichtenlage. Dass der Auftritt der Band „Time Out“ hier am Samstagabend ein Solidaritätskonzert ist, dessen Einnahmen für die „ZDF Nothilfe Ukraine“ gespendet werden, ist überhaupt kein Thema und kommt bei den zahlreichen Gästen nicht zur Sprache.

Nichts außer der kleinen Spenden-Box lässt darauf schließen. Tom Zimmer, Klaus Tomescheit, Werner Beier, Reinhard Jung und Boris Niedieck sind Musiker, die durch ihre 30-jährige Vorgeschichte und viele Gigs in und um Köln bekannt sind und sich für das Projekt „Time Out“ ihre persönliche Auszeit nehmen.

Mit Robbie Williams’ „Let me entertain you“ geht es auch direkt richtig zur Sache. „Es ist klar, dass die Menschen im Moment Ablenkung brauchen“, erklärt Sänger Boris Niedieck. Und es scheint befreiend für viele zu sein, dass es auf der Bühne mit keinem Wort um die immer gleichen schweren Themen dieser Tage geht, sondern einfach mal ausgelassen über den Geschmack von Schnitzeln in Leverkusen geplaudert wird. Man müsse nicht Trübsal blasen, um sich solidarisch zu zeigen.

Teil der Gage gespendet

Still im Hintergrund kommen später 200 Euro für die Ukraine zusammen – das sei die Hauptsache und vielleicht gerade wegen dieser Handhabe so, sagt die Band. Für Niedieck und seine Kollegen ist das Engagement selbstverständlich, daher haben sie auch einen Teil ihrer Gage mitgespendet: „Das ist das, was wir im Moment so leisten können. Also warum nicht, wenn man die Möglichkeit zu sowas hat.“ Auch wenn sie sich erst selbst unsicher waren, ob das Konzert überhaupt stattfinden kann. „Das ist eine ganz neutrale Veranstaltung, unabhängig von all den politischen Dingen – für uns ist das eine rein humanitäre Geschichte“, betont Niedieck.

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Hinter all dem steckt Heino Mueller mit seinem „Pub-Music Management“. Der Kneipenmusik-Freund hat eine Mission: „Ich will unsere Kneipenkultur wieder mit Livemusik beleben.“ Er habe erkannt, dass die Gründe, aus denen es für Musiker zunehmend uninteressant werde in Kneipen zu spielen, oft finanzieller Natur sind. Viele spielten zuletzt oft ohne Gage, bekämen für ihren Aufwand mit Proben, An- und Abreise, Auf- und Abbau und Soundcheck vielleicht ein Bier, Verpflegung und bestenfalls eine Geldsammlung im Hut. Auch die Wirte könnten die Bands nicht mehr zusätzlich bezahlen, sagt Mueller: „Rauchergesetz, Bierpreise, Public Viewing und Mindestlohn machen ihnen das Leben schwer.“ Doch er hat eine klare Idee, wie dieses Problem zu lösen ist:

Er überzeuge Musiker mit einem Festbetrag von 200 Euro pro Band. Zusätzlich gibt es nach dem Motto „Spielt die Band gut, belohnt sie das Publikum“ immer noch eine Hutsammlung. Die 200 Euro bekäme er, obwohl der Eintritt grundsätzlich frei ist, durch „Pubmusic-Sponsoren“ zusammen. „Wer die Band mit einem Beitrag ab 20 Euro unterstützt, bekommt für den Veranstal-tungsabend einen Pubmusic-Sponsor-Pin und wird vor dem Gig persönlich mit Namen genannt“, so Mueller. Für Sänger Boris Niedieck geht das Konzept auf: „Wir spielen von ganz kleinen bis zu großen Gigs, aber in Kneipen herrscht immer eine ganz besondere Atmosphäre.“

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