Land soll Kosten übernehmenSPD will Schulsozialarbeit neu strukturieren

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Kind schreibt an Schultafel

(Symbolbild)

Düsseldorf – Die Tasche des Schülers war nicht mit Stiften und Büchern, sondern mit Brotdosen gefüllt. „Der Junge nahm darin alle Sachen, die beim Mittagessen in der Schule übrig blieben, mit nach Hause“, berichtet Josef Neumann, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Offenbar kümmerte sich in der Familie niemand richtig um die Versorgung des Kindes. „Das ist ein klassischer Fall, bei dem ein Schulsozialarbeiter eingreifen sollte“, sagt der Politiker aus Solingen. „Die Schulen sind ganz wichtige soziale Orte für die Kinder, die in Armut leben.“

Schulsozialarbeit nimmt nicht nur in den sozialen Brennpunkten von NRW eine immer zentralere Bedeutung für den Schulalltag ein. Während der Unterricht für die Lehrer oft um 14 Uhr beendet sei, müssten die Schulsozialpädagogen auch die Gestaltung der Nachmittage im Blick haben.

In NRW arbeiten 3800 Schulsozialarbeiter

„Benachteiligte Eltern kümmern sich oft nicht um eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Hier ist es wichtig, dass Schulsozialarbeiter über Netzwerke verfügen und zum Beispiel Kontakte zu Vereinen vermitteln können.“ Viele hätten einen direkten Zugang zu den Kindern. Schulsozialarbeit sei deshalb auch ein „Frühwarnsystem“ für Probleme.

Alles zum Thema Jochen Ott

An den Schulen von NRW arbeiten derzeit rund 3800 Schulsozialarbeiter. Obwohl die Experten einen Job mit hoher Verantwortung ausüben, haben viele nur Zeitverträge. Rund 1000 Stellen werden vom Bund bezahlt. Die Förderung läuft 2020 aus. „Die unsichere Finanzierung gefährdet die Qualität der Schulsozialarbeit“, sagt Jochen Ott, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Die Experten müssten „auf Augenhöhe“ mit den Lehrern agieren.

Die SPD will in der nächsten Landtagssitzung über die Lage diskutieren. Sie schlägt Eckpunkte für ein Gesamtkonzept vor. Ein Modell könnte sein, an einigen Schulen die stellvertretende Schulleitung mit einem Sozialarbeiter zu besetzen, erklärte Ott. „Wir benötigen gesicherte Arbeitsverhältnisse und die Möglichkeit eines beruflichen Aufstiegs.“ Letztlich müsse das Land die Bezahlung der Fachkräfte übernehmen.

An den finanziellen Mitteln sollte der Plan nicht scheitern, ist sich die SPD sicher. Weil wegen des Lehrermangels in NRW rund 5800 Stellen nicht besetzt werden konnten,flossen 226,6 Milliarden Euro als Minderausgaben in den allgemeinen Haushalt zurück. „Das Geld sollte in die Schulsozialarbeit investiert werden“, fordert Ott.

Die schwarz-gelbe Landesregierung verweist drauf, bereits mehr als 760 landeseigene Stellen für die Schulsozialarbeit bereitzustellen. Hinzu kämen 226 Stellen für multiprofessionelle Teams, die bereits vor drei Jahren für soziale Arbeit geschaffen worden seien. In Nordrhein-Westfalen gibt es insgesamt 5700 Schulen. Die Bildungsgewerkschaft VBE fordert, dass an jeder mindestens ein Schulsozialarbeiter eingesetzt werden muss.

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