Riesenpuzzle aus GrauwackeTeilnehmer lernen im Freilichtmuseum Lindlar die Kunst, eine Trockenmauer zu bauen

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Menschen behauen große Grauwackesteine für eine Trockenmauer.

Wie in einem überdimensionalen Puzzle gilt es, für die Trockenmauer die passenden Steine zu finden oder sie passend zu machen.

Der Bau einer Trockenmauer will gelernt sein. Im Freilichtmuseum Lindlar konnten die Teilnehmer in einem Kurs ein Riesenpuzzle aus Grauwacke bauen. 

Die Gemäuer am Machu Picchu stehen seit Jahrhunderten, ohne zusammenzufallen. Wie das funktioniert, lernten die Teilnehmer des Workshops im Freilichtmuseum in Lindlar des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) am vergangenen Wochenende beim Konstruieren einer Trockenmauer für das Projekt „Bergischer Naturgarten – erleben, lernen, nachahmen“.

Experte Klaus Klasen leitet den Workshop

Experte Klaus Klasen unterrichtete die Teilnehmer, die teilweise schon aus eigener Erfahrung wussten, wie knifflig das eigentlich ist ein solches Riesenpuzzles richtig und stabil zu bauen.

Teilnehmer des Workshops sitzen auf der Trockenmauer

Stolz auf ihr noch unvollendetes Werk sind die Teilnehmer des Workshops.

Das Projekt ist ein Zusammenschluss zwischen der Biologischen Station Oberberg und dem Verein Naturgarten und wird gefördert vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Neben dem kleinen Spielplatz im Museum in Richtung Backstube wird künftig eine sieben Meter lange Trockenbaumauer zwischen den Gartenanlagen integriert sein, die zum Verweilen einladen soll.

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Teilnehmer hatten teilweise schon Erfahrung mit Trockenmauern

Klingt einfach, ist es aber nicht. Sowohl Bettina Klein aus Bergneustadt, als auch Klaus-Peter Conrady aus Wipperfürth sind im eigenen Naturgarten kläglich daran gescheitert. „Zwar habe ich Trockenmauern im Garten, die lösen sich aber auf. Daher kam mir der Workshop gelegen, um zu erfahren: Was habe ich nur falsch gemacht?“, so Klein.

Und es hat sich scheinbar gelohnt. Die Tipps seien wertvoll gewesen, die zusammengewürfelte Truppe eine „super Baustelle“, die zwar viel zusammen geschuftet habe, bei der es aber auch direkt gefunkt habe, schwärmen beide. „Wir hätten nicht geglaubt, so weit zu kommen in den beiden Tagen. Am Anfang verschwindet noch viel im Boden, ehe es in die Höhe wächst“, resümiert Conrady das Ergebnis der beiden Workshop-Tage.

Steine stammen vom Lindlarer Friedhof

Auch das Wetter war optimal für das Vorhaben, denn wäre es zu regnerisch gewesen, wären die Steine zu rutschig und die Verletzungsgefahr damit zu groß geworden. Die Steine stammen vom Lindlarer Friedhof, es sind Grauwacke und Marmor, die von abgerissenen Gräbern abgetragen wurden. „Friedhofsgärtner Justus hat sie uns zur Verfügung gestellt, so dass wir mit recycelten Materialien arbeiten können. Inschriften hat er vorher extra unkenntlich gemacht“, informiert Klaus Wopfner vom Verein Naturgarten über die Herkunft des Baumaterials.

„Was kommt eher der Unsterblichkeit näher, als ein Grabstein, aus dem eine Mauer gebaut wird?“, fügte Cornelia Lösche von der Biologischen Station philosophisch hinzu.

Fundament aus Schotter ist wichtig für die Standsicherheit der Mauer

Aus alt neu zu machen, um aus den Steinbrocken eine Mauer entstehen zu lassen, stellte sich für die Teilnehmer jedoch gar nicht so einfach dar. „Das Fundament besteht aus Schotter und nicht aus Beton. Es muss sehr gut sein und es darf keine Erde von hinten darauf liegen, dennoch braucht es viele Lücken als Verstecke für Reptilien, Amphibien und Insekten“, erklärt Lösche die Schwierigkeit, auch die biologische Funktion zu berücksichtigen.

Immer wieder kamen neue Schubkarrenladungen mit Schotter an, unermüdlich schlugen die Teilnehmer die Steine in Form, während andere hoch konzentriert puzzelten, und dass alle mit Herzblut, guter Laune und positiver Energie. „Die wollten nicht mal eine Pause machen“, lacht Lösche.

Die Trockenmauer soll bald als Sitzgelegenheit dienen und eine Rückwand erhalten

Weil es so gut geklappt hat, haben sich die Teilnehmer spontan dazu entschieden, dass die Trockenmauer, auf der Museumsbesucher eingeladen sind, zu sitzen, eine Rückwand haben soll und mit einem Grabstein den die Bogenform vorab erkennbar gemacht. Praktisch, dass nun noch ein weiterer Workshop stattfinden kann, bei dem das Projekt vollendet werden soll, denn die Nachfrage sei extrem hoch gewesen, weiß Lösche: „Die Warteliste war wirklich sehr lang und musste sogar geschlossen werden“.

Auch wenn die Trockenmauer einmal fertig sein wird, gibt es innerhalb der Naturgartenanlage stets etwas zu tun. Für die Pflegegruppe werden noch Freiwillige gesucht, die lernen können, wie man einen Garten zum Naturgarten umgestaltet und sich gleichzeitig mit anderen Begeisterten austauschen. Wer Interesse hat, kann sich bei der Biologischen Station Oberberg melden.

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