Bei Viktoria Köln unter VertragWiehler Fußballer schnuppert Profi-Luft

Lesezeit 5 Minuten
Der Wiehler Benjamin Hemcke (links) feierte mit Viktoria Köln sein Profi-Debüt im Pokalspiel gegen die TSG Hoffenheim.

Der Wiehler Benjamin Hemcke (links) feierte mit Viktoria Köln sein Profi-Debüt im Pokalspiel gegen die TSG Hoffenheim.

Wehl/ Köln – Es lief die 90. Spielminute in der Erstrundenpartie des DFB-Pokals zwischen Drittligist Viktoria Köln und der TSG Hoffenheim, da schnellte der Puls von Benjamin Hemcke in die Höhe. Der 18-jährige Wiehler wurde zur Einwechslung gerufen und feierte kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit beim Stand von 1:1 sein Debüt im Profi-Fußball. Zwar verlor die Viktoria in einer packenden Verlängerung mit 2:3 gegen den Bundesligisten, doch vergessen wird Hemcke dieses Spiel wohl nicht mehr.

„Das war einfach ein krasses Erlebnis. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und bin dann über 30 Minuten zum Einsatz gekommen.“ Wohlgemerkt im DFB-Pokal, gegen einen Bundesligisten und als U19-Spieler, der Hemcke in dieser Saison noch ist. So überraschend wie seine Premiere bei den „Großen“ war auch der Schritt zu den Profis im Sommer.

„Ich durfte in der Vorbereitung mittrainieren, war beim ersten Testspiel dabei und bin sogar mit ins Trainingslager gefahren“, berichtet der 18-Jährige, der im Sommer 2017 vom FV Wiehl nach Köln-Höhenberg in die U15 der Viktoria wechselte. Dort spielte Hemcke in der Junioren-Bundesliga auf höchstem Niveau und entwickelte sich stetig weiter. Doch im Mai 2019 erlitt der Mittelfeldspieler einen Schien- und Wadenbeinbruch. „Das war ein heftiger Rückschlag, ich hatte große Schmerzen und wurde dreimal operiert.“

Der Wiehler kämpfte sich zurück – und belohnte sich selbst mit dem Sprung zu den Profis. „Das war erstmal ungewohnt und eine ganz andere Situation. Plötzlich ist man mit vielen erfahrenen Spielern auf dem Platz und in der Kabine. Es geht viel körperlicher zur Sache und das Niveau ist deutlich höher. Ich lerne täglich dazu“, erklärt Benjamin Hemcke und fügt an: „Zur Normalität ist das für mich noch nicht geworden. Ich bin allen meinen Trainern sowohl in Wiehl, beim Stützpunkt und hier in Köln sehr dankbar, sie haben mich alle gefördert und von allen habe ich etwas mitgenommen. Ich bin vielleicht nicht das große Talent, aber ich habe mir viel erarbeitet und mich unter den verschiedenen Trainern weiterentwickelt.“

Benajmin Hemcke: Bereits sieben Drittligaeinsätze

Ein treuer Begleiter in seiner Zeit bei der Viktoria ist Marian Wilhelm. Dieser hat Benjamin Hemcke nach Köln geholt und bereits seit der U15 trainiert, inzwischen ist er Chefcoach der U19 und gehört dem Trainerteam der Drittliga-Mannschaft um Chefcoach Olaf Janßen an. Beim rechtsrheinischen Club ist es Teil der Philosophie, den eigenen Nachwuchs zu fördern und an die erste Mannschaft heranzuführen. Das spürt Hemcke, der eine Woche nach seinem Einsatz im DFB-Pokal auch sein Debüt in der 3. Liga gegen den SC Verl feierte, als er in der 70. Minute eingewechselt wurde.

Inzwischen kam der Wiehler sieben Mal in der dritthöchsten deutschen Spielklasse zum Einsatz – und ist parallel weiterhin auch in der U19 spielberechtigt. „Das ist für mich eine super Kombination. Ich trainiere bei den Profis und habe in der Hinrunde sowohl in der 3. Liga als auch mit der U19 in der Junioren-Bundesliga Spielpraxis gesammelt“, berichtet Hemcke.

„Das ist ein tolles Signal“

Seinen ersten Startelf-Einsatz erlebte der 18-Jährige Ende November 2021 gegen den Halleschen FC und bereitete beim 2:0-Erfolg sogar den zweiten Treffer vor – zum Leidwesen des Bergneustädter Keepers Daniel Mesenhöler, der das Tor für Halle hütete. Auch gegen den Traditionsverein Eintracht Braunschweig stand Hemcke von Beginn an auf dem Platz. Mit seiner Entwicklung überzeugte er offensichtlich die Viktoria-Verantwortlichen, so dass er vor einigen Wochen einen längerfristigen Vertrag unterschrieb.

„Das ist ein tolles Signal. Ich werde auch weiterhin alles geben, möchte im Herrenfußball Fuß fassen und so viele Erfahrungen wie möglich sammeln“, sagt der Wiehler, der im Mittelfeld variabel einsetzbar ist. Druck macht er sich dabei keinen. „Ich habe jetzt schon mehr erleben dürfen, als ich gedacht habe, vor allem im vergangenen halben Jahr. Mein Ziel für die Rückrunde ist es, immer im Profi-Kader zu stehen.“ Zum Auftakt nach der Winterpause wurde Hemcke beim 5:2-Sieg gegen den SC Verl, gegen den er in der Hinrunde seine Drittliga-Premiere erlebte, wieder eingewechselt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Und seine längerfristigen Ziele und Wünsche? „Natürlich möchte ich gerne mal in der 2. Liga spielen oder vielleicht auch noch eine Liga höher. Das wäre schon cool, aber das ist noch ein ganz weiter Weg“, betont Benjamin Hemcke. Er müsse körperlich noch robuster werden, an seiner Technik arbeiten. „Und ich muss noch mutiger werden, mir mehr zutrauen.“

Dafür sei er bei der Viktoria am richtigen Ort. „Als Jugendspieler wurden wir sehr gut aufgenommen und haben eine tolle Mannschaft erwischt. Ein langjähriger Bundesliga-Spieler wie Marcel Risse hilft uns total viel und gibt uns immer wieder Tipps. Davon profitieren wir sehr“, berichtet der 18-Jährige, der mit der Viktoria in der Rückrunde nicht nur den Klassenerhalt anstrebt, sondern möglichst auf einem einstelligen Tabellenplatz landen möchte.

Dazu möchte Benjamin Hemcke gerne seinen Anteil beisteuern. Nach seinem Abitur auf der Freien Christlichen Bekenntnisschule in Gummersbach im Frühjahr 2021 legte er den Fokus zunächst nur auf den Fußball. Vor wenigen Wochen hat er dann ein BWL-Fernstudium aufgenommen – „man weiß schließlich nie, wie weit man im Fußball kommt“.

Von Wiehl pendelt Hemcke vom Elternhaus nahezu täglich nach Köln-Höhenberg, um seinen Traum zu leben – inzwischen selbst, zuvor mit Unterstützung seiner Eltern. Bei noch drei Geschwistern eine organisatorische Meisterleistung. „Dafür bin ich meinen Eltern total dankbar, sie haben einen großen Anteil daran, dass ich mich überhaupt so entwickeln konnte. Sie freuen sich mit mir, genau wie meine Freunde.“

Und ganz sicher werden alle den weiteren Weg ganz genau verfolgen und ihrem „Benni“ fest die Daumen drücken, dass noch viele „krasse Erlebnisse“ hinzukommen. So wie im August 2021 in der 90. Minute im DFB-Pokal gegen Hoffenheim.

KStA abonnieren