Königsforst-MarathonEin Lauf wird ökologisches Vorzeigeprojekt

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Beim Königsforst-Marathon dürfen auch Luftsprünge gemacht werden.

Beim Königsforst-Marathon dürfen auch Luftsprünge gemacht werden.

  • Beim Königsforst-Marathon wird Klimaschutz großgeschrieben.
  • Die Veranstalter wissen genau, wie sich der Lauf auf die Umwelt auswirkt.
  • Für den Umweltschutz greift der TV Refrath zu innovativen Ideen.

Bergisch Gladbach – Am besten wäre es, wenn alle Teilnehmer mit der Stadtbahn kommen würden. Oder mit dem Fahrrad. Oder zu Fuß. Auch mit einer Fahrgemeinschaft kann Bensberg gut erreicht werden. Mit dem Auto allerdings anzureisen, ist die ungünstigste Variante für den Königsforst-Marathon des TV Refrath am 22. März. Etwa 80 Prozent des am Lauftag anfallenden Kohlenstoffdioxids (CO2 )werden durch die An- und Abreise mit privaten Pkw verursacht. Der Öko-Bilanz („Carbon-Fußabdruck“) hilft das nicht.

Mit Bus und Bahn anreisen

Über den traditionsreichen Lauf zu berichten, heißt seit kurzem: über ein ökologisches Vorzeigeprojekt sprechen. Der Königsforst-Marathon ist die erste Großveranstaltung im Rheinisch-Bergischen Kreis, bei der die Ausrichter genau wissen, wie sie auf die Umwelt einwirken (2019 mit dem Ausstoß von 9,7 Tonnen CO2 ). Der Appell, Bus und Bahn zu nutzen, geht daher an alle etwa 1300 Teilnehmer: Wer beim Abholen der Startnummer ein Ticket für Bus oder Bahn vorzeigt, bekommt sogar zwei Euro erstattet. Das soll ein weiterer Anreiz sein, das Auto stehen zu lassen. Der Bensberger Busbahnhof und die KVB-Haltestelle liegen nur 400 Meter von Start und Ziel entfernt.

„Wir wollen Vorbild für die Nachhaltigkeit sein und ein regionales Leuchtturmprojekt schaffen“, erklärt Organisationsleiter Jochen Baumhof. „Run green“, der „grüne Lauf“, das vor einigen Jahren ausgegebene Motto, soll bei jeder Lauf-Auflage neu gelebt und intensiver werden.

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Keine Plastikbecher, keine Blechpokale

In diesem Jahr wird es deshalb beim bergischen Marathonklassiker erstmals keine aus Übersee kommenden Blechpokale geben. 72 massive Holzstelen aus heimischer Esche und Pokal-Füße aus Lindlarer Grauwacke sind das Maß aller Dinge für die Besten.

Das Bild eines Uhu wird in die Holz-Trophäen eingelasert. Auf Blechpokale wird erstmals verzichtet.

Das Bild eines Uhu wird in die Holz-Trophäen eingelasert. Auf Blechpokale wird erstmals verzichtet.

Auch das ist neu: Auf Plastik wollen die Ausrichter bei der Verpflegung im Ziel und auf der Strecke vollständig verzichten. Trinkbecher für Energiedrinks sind erstmals aus Pappe und zu einhundert Prozent recycelbar, Entsorger Reloga steht dahinter. Dazu wird alkoholfreies Bier aus Glasflaschen gereicht. Das als nachhaltig zertifizierte Hotel Uhu in Dellbrück ist Laufpartner.

Langfristiges Ziel: Ein klimaneutraler Lauf

Experten von Umweltinstituten waren bei den vergangenen beiden Auflagen vor Ort und haben Daten aufgenommen: An- und Abreise der Sportler, der Aussteller, der Helfer; die Anlieferung der Verpflegung, der Absperrungen, der Sponsorenbanner. Bei der diesjährigen Auflage wird in Eigenregie vom TV Refrath recherchiert und mit Umweltdaten belegt. Das Ziel: Irgendwann in den nächsten Jahren soll der Lauf klimaneutral sein. Aktuell gelingt der ökologische Ausgleich dank CO2 -Zertifikaten, der Energieversorger Belkaw sponsert – und es ist sogar ein Überausgleich. Für 15 Tonnen CO2 kauft die Belkaw Umweltzertifikate, 9,7 Tonnen CO2 fielen 2019 an. Dazu kommen dann noch Baumpflanzungen, die der TV Refrath aus Sportlerspenden und dem Erlös des Marathons finanziert und die Unterstützung für die Greifvogelhilfe.

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Bei Laufveranstaltern in ganz Deutschland gilt der Bensberger Lauf mittlerweile als Öko-Trendsetter. Auf der Jahrestagung der German Road Races (dem führenden Verband der deutschen Straßenläufe) war Organisator Jochen Baumhof ein gefragter Mann und musste die Öko-Aktivitäten erklären. Gemeinsam mit Reto Schorno vom Luzern-Marathon leitete Baumhof einen Workshop zum Thema. In einer Öko-Broschüre des NRW-Wirtschaftsministeriums wird der Königsforst-Marathon stilbildend als einer von drei führenden Volksläufen vorgestellt, neben „Steinhart 500“ in Steinfurt/Westfalen und dem Röntgenlauf im benachbarten Remscheid. Auch diese Läufe setzen voll auf Öko.

Viele Unterstützer für die Öko-Bewegung

Die Liste der Marathon-Unterstützer ist mittlerweile lang: Der Bergische Abfallwirtschaftsverband mit seinem Kompetenzzentrum Metabolon steht hinter der läuferischen Öko-Bewegung, die Belkaw, Entsorger Reloga, IT-Firma Gicom aus Overath. Und: Zenapa. „Zero Emission Nature Protection Area“ heißt das Kunstwort ausgeschrieben; Null-Emissions-Naturschutzgebiete, ein weit ausgreifendes und renommiertes Programm der Europäischen Union für besonders schützenswerte Bioreservate. Der Königsforst ist ein solches Gebiet, er soll durch die Laufveranstaltung möglichst nicht zusätzlich belastet werden.

Für den ökologischen Ausgleich hat in den vergangenen beiden Jahren Energieversorger Belkaw gesorgt und Urkunden für den CO2 -Ausgleich erworben. Die Läufer haben damit den Menschen in Ghana geholfen: Umweltschonende Kochherde senken in dem afrikanischen Land den Ausstoß der Schadstoffe. Auch für 2020 übernimmt die Belkaw den Ausgleich über 15 Tonnen CO2 .

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