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OverathDie Meisterin der Marmeladen

Lesezeit 4 Minuten

Katja Henn (l.) und Mitarbeiterin Andrea Hausmann mit den Marmeladen „by Katie“.

Overath – Glänzend rote Johannisbeeren erhitzen langsam in einem runden Ofen. Allmählich verlieren 45 Kilogramm Früchte ihre beerig-runde Form. „95 Grad heiß muss die Masse werden, ehe sie abgefüllt werden kann“, sagt Katja Henn während sie Apfelpektin auf die Beeren streut. Dann verrührt sie alles per Hand mit einem großen Gastro-Pürierstab. Auch reichlich Bourbon-Vanille darf nicht fehlen. Erst dann ist „Blutsbrüder“, eine von rund 30 Marmeladensorten perfekt, und nach einer Stunde zum Abfüllen bereit.

Originelle und klassische Geschmackskombinationen für handgemachte Marmeladen ist die Geschäftsidee von Katja Henn. Sie gibt ihren Kreationen besondere Namen wie Blauäugig, Lustmolch, Bärenaufstand, Rote Liebe oder Zimtzicke. Seit knapp zwei Jahren produziert die 43-jährige Overatherin ihre fruchtigen Aufstriche unter der Marke „by Katie“ selbst.

Die Gründerin

Katja Henn, 43 Jahre

1999 - 2002 Ausbildung zur Medienkauffrau

2002 - 2007 Filialleitung im Einzelhandel

2007 - 2011 Personalberaterin

2013 - 2016 Vertriebsmitarbeiterin

2016 - 2019 Personalreferentin

Kontakt: Dr.-Wester-Straße 3, 51491 Overath; 0177-7839004

www.bykatie.de

Es beginnt ganz klein in der eigenen Küche: „Ich habe gar nicht lange überlegt und einfach gemacht“, erzählt die Gründerin. Sie arbeitet damals in Teilzeit als Personalreferentin, ist Mutter von vier Jungen im Alter zwischen elf und sechs Jahren und verkauft ihre ersten Marmeladen an einem Stand auf dem Wochenmarkt. Ihre süße Ware, „mit Liebe gemacht“, trifft den Geschmack der Kunden. Dann wird der Einzelhandel aufmerksam und bestellt größere Mengen. „Nach vier Monaten war es einfach zu viel, beide Jobs zu erledigen“, sagt Katja Henn. Sie wagt sich im Mai 2019 mit „by Katie“ in die Selbstständigkeit. Ihr Label hat sie zuvor im Januar gegründet.

Erdbeermarmelade der Mutter als Ansporn

„Mir war etwas bange, weil die Sicherheit einer festen Anstellung weg ist. Aber bisher läuft es gut“, freut sich die Unternehmerin. Es war die Erdbeermarmelade ihrer Mutter, die Katja Henn anspornte, selbst Marmelade zu kochen. „Die fanden wir immer so lecker. In einem Haushalt mit vier Kindern waren die Gläser schnell leer.“ Nachschub kam immer erst im nächsten Sommer. Und weil es Mutters Erdbeermarmelade nicht zu kaufen gibt, legt Katja Henn los. Als die Küche zu Hause für die Produktion zu eng wird, nutzt sie einige Monate eine Küche in einer Kindertagesstätte.

Arbeit mit dem Pürierstab.

Dann zieht sie im Februar 2020 ins Souterrain eines Wohnhauses in der Dr.-Weber-Straße in Overath. Das Equipment ist übersichtlich: der runde Ofen, eine Abfüllanlage, eine große Spüle, Arbeitstische und reichlich Regale. Um das Kochen, Abfüllen und Etikettieren zu erledigen, hat die Gründerin seit September 2019 Andrea Hausmann als Aushilfe beschäftigt. Sie ist im Hauptberuf Verwaltungsangestellte.

Das Abfüllen der Marmeladen.

70 Kilogramm Früchte verarbeitet Katja Henn nahezu täglich zu Marmelade. „Bis zum frühen Nachmittag bin ich mit der Produktion durch und habe dann Zeit für meine Familie.“ Das Obst bekommt sie vom Großmarkt über einen Händler oder auch mal vom Nachbarn, der große Mengen Äpfel zur Verfügung stellt. „by Katie“-Produkte sind vegan. „Außer die Sorten mit Schokolade. Ich gebe nur normalen Zucker zu, keinen Gelierzucker, sowie Pektin und Zitronensäure.“ Je nach Jahreszeit friert sie Früchte ein. Manchmal gehen auch ihr die Obstvorräte aus. „Als ich längere Zeit keine Nektarinen bekam, war die Sorte Zimtzicke schnell ausverkauft.“

Alles wandert in Gläschen.

Immer neue Ideen

Ihre Kunden, darunter etliche Rewe-Märkte, HIT-Märkte, Hofläden und Unverpackt-Läden, beliefert Katja Henn selbst. Dafür plant sie Liefertage ein, an denen sie mit dem Auto im Rheinisch-Bergischen, im Rhein-Sieg- und im Rhein-Erft-Kreis, sowie in Köln und in Bonn unterwegs ist.

Blick ins Verkaufsregal.

„Aus Spaß habe ich auch noch Fruchtessig gemacht. Für besonderen Essig gibt es eingefleischte Liebhaber“, weiß die Overatherin inzwischen. Denn schnell habe sich für ihre vier Sorten ein wachsender Kreis von Stammkunden gefunden. Sie schwärmen für „Traumfänger“ aus Heidelbeeren oder „Sonnenglück“ aus Orangen mit Estragon.

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Zwischendurch erfindet die kreative Gründerin neue Fruchtkombinationen für Marmeladen, wie erst kürzlich Süßkirsche mit Stachelbeere und Vanille, Kirsche pur und Heidelbeere mit Erdbeere. Übrigens, die „Schlaubirne“ soll schmecken wie Weihnachten pur.