Land unter in Rhein-Berg„Teilbericht Starkregen“ zeigt verwundbare Punkte im Kreis

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Hochwasser nach Starkregen ist kein neues Phänomen in Rhein-Berg, doch drohen Häufigkeit und Intensität zuzunehmen.

Rhein-Berg – Manches Bild sagt mehr als tausend Worte. Schon länger hatte der Kreis den „Teilbericht Starkregen“ in Auftrag gegeben, so dass die Mitglieder des Zukunftsausschusses am Montagabend im Bergischen Löwen in Gladbach eine beeindruckende und bedrückende Simulation zu sehen bekamen.

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Hochwasser-Animationen der Firma Hydrotec im Auftrag der Kreisverwaltung: das Strundetal in Gladbach.

Sie zeigt den Rheinisch-Bergischen Kreis mit seinen sonst so idyllischen Hängen und Siefen im Würgegriff des Wassers, das nach einem extremen Starkregen droht. Die im Alltag so pittoresken Flüsschen Agger, Dhünn, Strunde, Sülz und Wupper stellen sich, wie im Juli erlebt, als rohe, reißende Naturgewalten dar. Ihre Linien auf der Landkarte werden breiter und breiter und die Blautöne, die die Wassertiefe symbolisieren, immer dunkler. Klimawandel 2021.

Veröffentlichung des Berichts geplant

Der reine Zufall war es nicht, dass die Gutachter-Firmen so eindrucksvoll punkten konnten, sondern es war auch, woran Grünen-Chefin Ursula Ehren erinnerte, einer politischen Weichenstellung zu verdanken. Denn in der Folge eines Kreistagsbeschlusses von März 2020 zur „Umsetzung der Klimawandelvorsorgestrategie für den Kreis“ hatte die Kreisverwaltung die Bietergemeinschaft der Firmen „Hydrotec“ und „energielenker“ mit der Erstellung eines Klimaschutzteilkonzeptes zur Anpassung an den Klimawandel beauftragt, inklusive der Erstellung einer Starkregengefahrenkarte. Nach der Unwetterkatastrophe haben die Gutachter die aktuellen Ereignisse vom 14./15. Juli in ihr mehr als 110 Seiten starkes Papier eingearbeitet und dieses abgeliefert.

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Hochwasser-Animationen der Firma Hydrotec im Auftrag der Kreisverwaltung: l. das Sülztal bei Untereschbach (A 4 in Rot).

Die Ergebnisse, die jetzt in Kartenform und als Animation zur Verfügung stehen, zeigen, was wann überläuft – und zwar kleinräumig und mit Wasserstandsanzeige. Sie stehen vorerst aber hinter einem Passwortschutz nur besonders Befugten zur Verfügung. Ausschussvorsitzender Uwe Pakendorf (CDU) bekannte in der Sitzung: „Ich hoffe, dass wir die Daten möglichst schnell auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen können.“ Umweltdezernentin Elke Reichert versprach: „Wenn wir die politischen Beratungen abgeschlossen haben, wird der Bürger alles auf dem Geoportal sehen können.“

Kreis soll Ziele des Klimaschutzes überprüfen

Der Bericht enthält neben einer Auflistung der vielen Schäden in den einzelnen Kommunen auch eine große Menge von Handlungsempfehlungen, die von Rückstausicherungen bis zu Retentionsflächen reichen.

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Hochwasser-Animation für das Sülztal rund um Hoffnungsthal.

Denkanstöße, wie es nach der Katastrophe vom 14./15. Juli weitergehen sollte, haben auch mehrere Kreistagsfraktionen eingebracht. Sie wurden am Ende der Ausschusssitzung zunächst nur kurz angesprochen und sollen später vertieft werden. So bringen CDU und Grüne als Kreistags-Koalition eine Harmonisierung der Hochwasser-Risikogefahrenkarten bei der Bezirksregierung und beim Kreis ins Spiel und die Einrichtung eines Frühwarnsystems für die Anwohnerinnen und Anwohner. In einem zweiten Antrag fordern sie, die Ziele des Klimaschutzkonzeptes des Kreises mit den aktuellen Vorgaben von Bund und Land zu überprüfen.

SPD will Anwohner zu Wort kommen lassen

Die SPD möchten einen Runden Tisch „Kooperation in der Krise -Zusammenarbeit und Information“ einberufen. Dort sollen die Macher und Praktiker zu Wort kommen – Feuerwehren, THW, DRK, MHD, Wasserverbände, Kommunen und gegebenenfalls Anwohnerinitiativen. „Es geht um einen niedrigschwelligen Ansatz, der diejenigen, die für uns die Katastrophe an vorderster Front bekämpften, in den Mittelpunkt stellt und ihnen zuhört“, so die SPD.

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Die AfD fordert „pragmatische lokale Maßnahmen“, deren Ziel die „permanente Aufrechterhaltung versorgungsrelevanter Infrastruktur“ sein müsse. Der komplette Hochwasserschutz gehöre auf den Prüfstand. Die Freien Wähler wollen, dass für eine funktionierende Hilfe nach einem Katastrophenfall ein Konzept erarbeitet und in den Krisenstab integriert wird.

Einig zeigten sich verschiedene Redner, dass es nicht sinnvoll sei, jetzt in einem politischen Streit darüber auszubrechen, wer welchen Antrag wann zuerst gestellt habe. Werner Conrad (Freie Wähler): „Das wäre für den Eimer. Damit helfen wir keinem.“ Ausschussvorsitzender Uwe Pakendorf schlug vor, die verschiedenen Inhalte soweit möglich bis zum Kreisausschuss (tagt am 23. September) zu bündeln.

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