Der Zeuge mit dem Spitznamen „Terminator“ ist 24-mal vorbestraft und ihm könnte bald das nächste Verfahren -wegen uneidlicher Falschaussage- blühen.
„Terminator“ im GerichtZeuge verstrickt sich in Widersprüche im Prozess um Millionenbetrug eines Rösrathers

Vor dem Kölner Landgericht wird ein mutmaßlicher Millionenbetrug verhandelt.
Copyright: dpa
Mehrere Millionen Euro staatliche Hilfsleistungen sollen ein Rösrather (58) sowie seine Verlobte (38) und Tochter (23) während der Corona-Pandemie zu Unrecht beantragt und zum Teil ausgezahlt bekommen haben. Zudem werden dem 58-Jährigen und seiner Verlobten noch Versicherungsbetrug, Geldwäsche und Steuerhinterziehung - ebenfalls in Millionenhöhe - zur Last gelegt.
Seit Anfang April steht das Trio in einem hochkomplexen Verfahren vor dem Landgericht. In einem Anklagepunkt wirft die Staatsanwaltschaft dem 58-Jährigen vor, einen Unfall auf einem Reiterhof eines Bekannten und Geschäftspartners in Görlitz fingiert zu haben. Hierbei soll für mehrere Millionen Euro versichertes Cannfalvin-Öl - dem aus der Cannabispflanze gewonnenen Cannflavin wird eine schmerzlindernde Wirkung nachgesagt — nach einer Havarie mit einem Radlader zerstört worden sein.
Prozess um Rösrather: „Terminator“ helde immer gerne
Fahrer des Radladers soll ein Pole mit dem Spitznamen „Terminator“ gewesen sein, wie die 23-Jährige in ihrer umfassenden Aussage erklärt hatte. Weiter hatte die junge Frau ausgeführt, dass später ein Arzt dem Stapler-Fahrer eine plötzliche Ohnmacht attestiert habe, die ursächlich für den Unfall gewesen sei. Den angeblich bei dem Zusammenstoß entstandenen Schaden sollte hernach die Transportversicherung begleichen.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln
- Deal beim „Kölner Drogenkrieg“? Richter nennt Strafhöhen für mutmaßliche Geiselnehmer
- Betrugsprozess Großfamilie aus Leverkusen nahm alten Leuten eine halbe Million Euro ab
- Betrugsprozess Leverkusener Clanmitglieder: ohne Schulabschluss und ohne Job
- Prozessauftakt Lindlarer Seniorin um 113.000 Euro betrogen
- Geständnis Kölnerin setzt Tochter unter Drogen und unterstützt sie bei Prostitution
- Kölner Villa als Tatort Erst Lockvogel, dann Retter – „Goldpate“ tritt in Prozess um Geiselnahme auf
- Urteil am Landgericht Köln Können Kunden jetzt Geld von Netflix zurückfordern?
Der 62-Jährige mit dem Spitznamen „Terminator“ war als Zeuge im Prozess geladen. Prozessbeobachter konnten sich den Eindrucks nicht erwehren, dass der Zeuge log, dass sich die Balken bogen. Zu dem angeblich fingierten Unfall mit dem Radlader führte der 62-Jährige aus, dass er wegen eines Reitturniers auf dem Hof gewesen sei. „Ich mag Tiere“, meinte der 62-Jährige lapidar. Dann habe ihn der Verwalter des Hofs um Hilfe gebeten. „Ich helfe gerne umsonst. Jedem, der mich bittet, dem helfe ich“, sagte der Zeuge frei von Ironie.
Zeuge könne sich an Unfall nicht erinnern
Dabei habe er auch den Radlader genutzt. „Und dann bin ich irgendwann im Krankenhaus wieder wach geworden“, sagte der Zeuge, der beteuerte, sich an einen Unfall nicht erinnern zu können. „Sie sollen da ja einen Millionenschaden angerichtet haben“, versuchte der Vorsitzende Dr. Thomas Stollenwerk dem Zeugen auf die Sprünge zu helfen. Davon wisse er nichts, entgegnete der 62-Jährige.
Aber das erkläre, warum der Hof-Eigentümer „so sauer“ gewesen sei. „Der hat zu mir gesagt: ‚Du bist für nichts zu gebrauchen‘“, sagte der Zeuge. Der Mann zeigte sich betont erleichtert, dass er niemanden verletzt hatte: „Es ist gut, dass ich niemanden platt gefahren habe.“ Den 58-jährigen Angeklagten wollte der Zeuge hingegen zunächst nur vom Sehen aus Görlitz kennen, wo der 58-Jährige bis zu seinem Umzug nach Rösrath gelebt hatte.
„Bekannte oder Freunde“ sei man aber nicht. Später musste der Zeuge aber einräumen, dass er wiederholt mit dem 58-Jährigen telefoniert und ihn auch zweimal auf einem Reiterhof in der Nähe von Lindlar auf ein Bier getroffen habe. In Bezug auf die 23-Jährige verneinte der Zeuge ebenfalls, dass er sie kenne. Später in seiner Aussage, wollte er ihr dann aber Mitte Juli 2024 auf dem Reiterhof in Lindlar Geld übergeben haben, das aus einem konspirativen Goldverkauf stammte.
Mit dem Geld sollte die 38-Jährige, ihren Lebensunterhalt bestreiten, während der 58-Jährige in U-Haft saß. Aber diese Angabe konnte nicht der Wahrheit entsprechen, saß die 23-Jährige doch bis zum 25. Juli 2024 selbst in Untersuchungshaft.
Wegen zahlreicher Widersprüche beantragte Oberstaatsanwalt Lutz Niemann übrigens mehrmals die wörtliche Protokollierung der Zeugenaussage. Gut möglich, dass der bereits 24-mal vorbestrafte Zeuge, bald ein Verfahren wegen uneidlicher Falschaussage an der Hacke hat.
Der Prozess wird fortgesetzt.