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NaturschutzBrutplatz auf Königshovener Höhe gerodet

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Zu sehen ist ein Graben neben einem Feldweg.

Ein mit Büschen und Sträuchern bewachsener Graben am Ackerrain auf der Königshovener Höhe, der zahlreichen Vögeln Schutz und Kinderstube bot, wurde jetzt kahl gerodet. 

Neuntöter und andere Vögel verloren ihren Schutzraum, beklagt der Bedburger Naturschützer Rolf Thiemann.

Brombeere, Weide, Hartriegel, Schlehe und andere Gehölze sorgten für Wind- und Sichtschutz, ein behütetes Brüten und eine sichere Kinderstube des Neuntöters, der am Ackerrain auf der Königshovener Höhe seit vielen Jahren heimisch ist. Auch Finken, Hänfling und Schwarzkehlchen, Rebhuhn, Wachtel und Fasan suchten dort Nahrung und Deckung. Jetzt ist der Graben samt seiner Uferbereiche blank gerodet.

„Wer veranlasst nur solche Arbeiten – ohne Absprachen, ohne Verstand und Umsichtigkeit?“, schimpft der Bedburger Naturschutzberater Rolf Thiemann. Der lange Graben entlang des Ackers sei „seit der Rekultivierung sich selbst überlassen und seit vielen Jahren ein Brutplatz des Neuntöters“, empört er sich. Ihn stört nicht nur, dass jetzt der Grünsaum verloren ging, sondern auch der Sicht- und Windschutz. „Ich kann so ein rigoroses Vorgehen nicht nachvollziehen“, sagt er.

Bedburg: Zusammenhang mit Starkregen im September möglich

Der Graben sei aufgrund der Hochwasserereignisse, die im September besonders in der Ressourcenschutzsiedlung für erhebliche Schäden gesorgt haben, „plötzlich ertüchtigt“, mutmaßt er. „Warum wurde nicht nur der Graben freigeräumt?“, fragt Thiemann. Den Bewuchs zwischen Acker und Graben hätte man „schon allein aus Natur- und Tierschutzgründen erhalten müssen“, trauert er einem verwirkten Kompromiss nach. Auch das Ortsbild habe durch den Kahlschlag „eine krasse und nicht hinnehmbare Änderung“ erfahren.

Thiemann fordert von den Verantwortlichen künftig mehr Rücksicht und bessere Absprache mit den Behörden vor den Arbeiten. Grünsäume seien „wichtige Bestandteile in der ausgeräumten Ackerlandschaft“. Die Suche nach dem Verursacher, der auf der Höhe mit Kettensäge und Mähbalken unwiederbringlich Fakten geschaffen hat, gestaltet sich indes schwierig.

Nachdem Stadt und Erftverband in Unkenntnis der Rodung alle Schuld auf Anfrage der Redaktion von sich wiesen, räumte der Rhein-Erft-Kreis als Untere Naturschutzbehörde ein, vor knapp drei Wochen von Thiemann auf „großflächige Rodungsarbeiten“ auf der Königsdorfer Höhe hingewiesen worden zu sein. In diesem Zusammenhang seien große Mengen an Gehölzschnitt auf für den Naturschutz angelegten Flächen gelagert worden, aufgrund des Einschreitens der Behörde aber bereits wieder entfernt.

Derzeit werde der Umfang der Rodungen weiter recherchiert und geprüft, ob diese aufgrund von tragfähigen Genehmigungen und Erlaubnissen erfolgt seien, da sich hier mehrere Genehmigungsverfahren überschneiden könnten. In dieser Woche soll es einen Ortstermin mit den „möglichen Verursachern“ und „weiteren, ebenfalls für die Rodung zuständigen Behörden“ geben. Danach solle „die weitere Vorgehensweise abgestimmt“ werden.