Beim Bürgerfest rücken die zehn Kommunen zusammen. Ein Zeitzeuge erinnert sich an die Kreisgründung, die damals nicht nur Jubel ausgelöst hat.
Talkrunde und PartySo bunt feierte der Rhein-Erft-Kreis in Bergheim seinen 50. Geburtstag

Diese fröhlichen Stelzengängerinnen hatten beim großen Bürgerfest zum 50-jährigen Bestehen des Rhein-Erft-Kreises den besten Überblick.
Copyright: Joachim Röhrig
„Für viele Autofahrer aus dem alten Kreis Köln war die Vorstellung, ihr geliebtes K-Kennzeichen gegen ein BM-Schild tauschen zu müssen, der reinste Horror. Denn BM stand im kölschen Volksmund damals schon sinnbildlich für Bauern-Metropole“, erinnert sich Willi Kaiser augenzwinkernd an die Gründungszeit des Rhein-Erft-Kreises zurück. „Speziell in Bergheim, der neuen Kreisstadt, gab es vor 50 Jahren hingegen Jubelschreie, als der Landtag entschied, dass BM das Kfz-Kennzeichen für das neue Gebilde aus den zehn Städten und Gemeinden an Rhein und Erft werden soll.“
Für die muntere Talkrunde, mit der am Samstagnachmittag (23. August) in der Bergheimer City das große Bürgerfest zum 50-jährigen Bestehen des Rhein-Erft-Kreises begann, hätte man wohl kaum einen kompetenteren Zeitzeugen auswählen können als den ehemaligen Bedburger Bürgermeister und Landrat. Denn die Ereignisse von damals sind dem inzwischen 81-jährigen kommunalpolitischen Urgestein noch in wacher Erinnerung.
Wesseling wehrte sich erfolgreich gegen die Eingemeindung nach Köln
So erzählte Kaiser lebhaft von den Protesten der Dörfer im Kerpener Westen, die manche lieber im Kreis Düren verortet hätten, und von Bestrebungen der nördlichen Bedburger Stadtteile in Richtung Grevenbroich. Hingegen wehrte sich Wesseling nach Kräften und letztlich erfolgreich gegen die Eingemeindung nach Köln. „Alles in allem war Gründung des aus den Altkreisen Köln und Bergheim gebildete Erftkreises keine Liebesheirat, sondern eher eine Vernunftehe“, so Kaiser.
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Und heute? „Heute feiern wir 50 Jahre Gemeinschaft und Miteinander zwischen Erft und Rhein. Der Rhein-Erft-Kreis ist 500.000 Menschen zur Heimat geworden, in der sie gerne leben. Unser Kreis ist ein Ort mit lebendiger Geschichte, und er ist ein Ort des Aufbruchs und des Wandels“, erklärte Landrat Frank Rock in seiner Eröffnungsrede. „Ich bin mir sicher, dass wir die großen Herausforderungen des Struktur-, des Klima- und des demografischen Wandels sowie der Digitalisierung gemeinsam meistern können.“

Beim Steigerlied wies Landrat Frank Rock als Sänger und Dirigent der Hürther Bergmannskapelle beachtliches musikalisches Talent nach.
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Anschließend nahm das große Fest dann richtig Fahrt auf. Der Landrat schlüpfte kurzerhand in die Uniformjacke der Hürther Bergmannskapelle, stimmte, von den Blasmusikern begleitet, aus voller Kehle das Steigerlied an und gab auf der Bühne neben dem Medio den Startschuss für ein kunterbuntes Bühnenprogramm. Es zeigte im Laufe des sonnigen Nachmittags eindrucksvoll, was der Rhein-Erft-Kreis auch künstlerisch alles kann.
Die Friends of Music-Chöre aus Bergheim-Oberaußem luden mit großem Aufgebot zum Mitsingen ein. Ein Team des Bedburger Tanzstudios Dance2Impress brachte das Publikum mit Zumba in Schwung. Alexandra Kruijt, Bedburger Siegerin des Erftkreis-Lied-Contest von 2024, und ihr Partner Thomas Kluth trumpften mit starken Popsongs auf.
Alles in allem war Gründung des aus den Altkreisen Köln und Bergheim gebildete Erftkreises keine Liebesheirat, sondern eher eine Vernunftehe
Für ganz besondere Gänsehaut-Momente sorgte Peter Worms. Der Pulheimer Liedermacher trat gemeinsam mit dem Gebärdesprachen-Interpreten Rafael-Evitan Grombelka, Mitgliedern der inklusiven, bei der Gold-Kraemer-Stiftung beheimateten Schreibwerkstatt Gold-Blatt und der ukrainischen Klassik-Sängerin Oksana Dondyk auf. Dazu gab’s unter anderem ein Kinderkonzert mit Tom Lehel und seiner Partnerin Dany.

In der Talkrunde kramte der ehemalige Landrat und Bedburger Bürgermeister Willi Kaiser (2.v.l.) auch kuriose historische Anekdoten über die Gründerjahre hervor.
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Damit nicht genug: Alle zehn Rhein-Erft-Städte, die Polizei, die Feuerwehr und über 40 weitere Institutionen und Vereine hatten rund ums Medio Erlebnismarktsstände für Alt und Jung aufgebaut und gewährten auf ebenso informative wie unterhaltsame Weise Einblick in ihre Arbeit. Vom Neuland Hambach und dem Erftverband über die Caritas und das Jobcenter bis hin zum ADFC und den Stadtwerken Erft reichte die Palette.
Der Andrang war insgesamt zwar nicht überwältigend groß, aber die, die gekommen waren, hatten ihre helle Freude an dem abwechslungsreichen Festprogramm. Richtig voll auf dem Hubert-Rheinfeld-Platz wurde es am Abend, als Björn Heusers Mitsingkonzert und der Auftritt der kölschen Partyband Miljö noch einmal für ein richtiges Stimmungshoch sorgten.