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RenaturierungWas genau bei der Verlegung der Erft zwischen Erftstadt und Kerpen passiert

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Der Erftverband renaturiert die Erftaue zwischen Gymnich und Türnich.

Ende Juni waren die Arbeiten in vollem Gange. (Archivbild)

Am Donnerstag (23. Oktober) wird die Erft in ihr neues Flussbett geleitet. Was bisher passiert ist und wie man dabei sein kann.

Es ist das größte Renaturierungsprojekt des Erftverbandes und das größte in NRW: Die Verlegung der Erft zwischen Erftstadt-Gymnich und Kerpen-Türnich. Heute (23. Oktober) ist es so weit: Der Erftverband weiht den neuen Flussverlauf ein.

Was dabei genau passiert, wie man dabei sein kann und was sich bisher getan hat, darum soll es im Folgenden gehen.  

Was passiert heute an der Erft?

Gegen 10 Uhr wird die Erft in den neuen, naturnahen Flussverlauf geleitet, der sogenannte Umschluss oder Durchstich.

Wie sah die alte Erftstrecke aus, und wie wird die neue aussehen?

Bisher floss die Erft durch eine 2,5 Kilometer lange, gerade Erfttrasse. Ab heute wird sie sich durch einen 5,5 Kilometer langen, kurvenreichen und naturnahen Bachabschnitt schlängeln.

Warum wird die Erft renaturiert?

Mit der Neugestaltung will der Erftverband die Gewässerökologie für Flora und Fauna verbessern. Es soll ein naturnaher Flusslauf entstehen, der auch den Hochwasserschutz verbessert. 

Wie lange haben die Bauarbeiten gedauert?

Im Sommer 2024 haben die Bauarbeiten in der Erftaue zwischen Gymnich und Türnich begonnen. Nach etwas mehr als einem Jahr sind die Erdarbeiten am neuen Gewässerbett nun weitestgehend abgeschlossen, teilte der Erftverband kürzlich mit.

Wie aufwendig ist das Projekt?

Für die Erft-Verlegung bewegt der Erftverband rund 280.000 Kubikmeter Boden. Der ausgehobene Boden wird laut Verband vollständig im Projektgebiet zur Gestaltung der Aue und Abdichtung der Gewässersohle verwendet.

Die Kosten für die Arbeiten belaufen sich auf rund zehn Millionen Euro. Das Land NRW fördert die Renaturierung mit dem Höchstsatz von 80 Prozent.

Wie wird verhindert, dass Wasser versickert?

Damit nicht zu viel Flusswasser wegen des bergbaubedingt niedrigen Grundwasserspiegels versickert, wurde das neue Flussbett mit Schluff abgedichtet, eine Bodenart aus sehr feinem verwittertem Gestein. Auf den Schluff wurde Kies als neues Bett der Erft aufgetragen. Die Erft darf ihren Lauf darin selbst gestalten, Kiesbänke zusammenschieben oder sich stellenweise tiefer eingraben.

Was passiert mit der alten Erfttrasse?

Wenn das Wasser in die neue Aue geleitet ist, wird der 2,5 Meter lange, künstliche Erftflutkanal leergepumpt. Das Wasser landet wieder in der Erft, ebenso die Fische, die vorher gefangen und umgesetzt werden. Der Flutkanal wird dann mit Erdreich verfüllt, mit dem ausgehobenen Boden abgedeckt und begrünt.

Welche weiteren Bauwerke entstehen?

Der Verband legt drei neue Brücken an, um die bestehenden Wegverbindungen aufrechtzuerhalten. Ein neues Wehr wird in der kleinen Erft gebaut, das den Hochwasserabfluss drosseln soll. Die Arbeiten sollen laut Erftverband voraussichtlich Ende 2025 abgeschlossen sein. Dort entsteht außerdem ein Raugerinne. Dabei handelt es sich um eine treppenartige Struktur aus Steinen im Gewässer, durch das Fische und wirbellose Tiere schwimmen können.

Zu sehen ist eine Grafik des neuen Flussbettes der Erft zwischen Erftstadt und Kerpen.

Die Erft wird am Donnerstag (23. Oktober) in ihr neues, drei Kilometer längeres, kurvenreiches Flussbett geleitet.

Können Interessierte den Umschluss miterleben?

Interessierte können den Durchstich gegen etwa 10 Uhr am Anfang des neuen Flussverlaufs vor Ort mitverfolgen. Dafür wird die Sperrung der neuen Radwegbrücke an der Erftstraße in Gymnich geöffnet. Für Schaulustige gibt es dort einen eigens vorgesehenen Bereich.

Der Erftverband bittet darum, sich nur in diesem Bereich aufzuhalten. Grund dafür ist, dass der Baustellenbetrieb und die anschließende Befischung des Erftflutkanals nicht behindert werden sollen. Zudem wird festes Schuhwerk empfohlen. 

Wo kann man das Ankommen des Wassers beobachten?

Auch das Ankommen des Wassers am Ende des neuen Flussabschnitts kann man mitansehen. Das könne eine bis drei Stunden dauern, so der Erftverband. Der Wasserturm im Wassererlebnispark des Naturparkzentrums Gymnicher Mühle, Gymnicher Mühle 10, wird dafür ab 10 Uhr geöffnet und der angrenzende Aussichtshügel zugänglich gemacht.

Besucher sollen ausschließlich den Zugang durch den Wassererlebnispark nutzen. Der Erftverband bittet zudem darum, sonstige Absperrungen zu beachten.

Weitere Informationen zum Projekt findet man hier, eine Karte mit dem vorgesehenen Bereich für Zuschauer am Anfang des neuen Flussabschnitts ist hier zu finden.

https://www.erftverband.de/gewaesserprojekt-gymnich/

https://www.erftverband.de/umschluss-der-erft-verlegung-in-erftstadt-gymnich/