Illegale Graffiti im Rhein-Erft-KreisPolizei stellt zwei lange gesuchte Sprayer

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An der B 55 bei Elsdorf findet sich eines der wenigen kunstvoll gestalteten Graffiti von „Bahr“. 

  • Zwei junge Männer aus Bedburg und Frechen sollen Urheber vieler illegaler Graffiti sein.
  • Die Polizei stellte die beiden bereits im Mai 2018.
  • Wird ihre Schuld vor Gericht festgestellt, erwarten die beiden hohe Forderungen auf Schadenersatz.

Rhein-Erft-Kreis – Die Schriftzüge prangen auf Autobahnbrücken, Verkehrsschildern, Hauswänden, Stromkästen oder Waggons – für die Sprayer ist das Hinterlassen ihrer Tags (Signaturkürzel) wie eine Unterschrift, sei es, um ein eigenes Graffito zu markieren oder um einfach nur Präsenz zu zeigen. Je exponierter die Fläche ist, desto mehr steigt das Renommee in der Sprayerszene.

Für die Besitzer der in der Regel illegal besprühten Flächen allerdings sind die Graffiti und Tags ein großes Ärgernis. Die Reinigung, wenn überhaupt möglich, kostet Geld, der Verursacher bleibt in der Regel unerkannt. Gemeinhin sind es einfach nur die Tags, die hinterlassen werden, selten kunstvolle Graffiti.

Nun aber hat die Polizei zwei Sprayer ermittelt, die für zwei der häufigsten Schriftzüge in der Region mitverantwortlich sein sollen: „Bahr“ und „126“. Im Mai vorigen Jahres sollen die beiden dabei erwischt worden sein, wie sie eine Trafostation in Bedburg-Millendorf besprühten.

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Mutmaßliche Täter aus Bedburg und Frechen

Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigt ein Verfahren wegen Sachbeschädigung gegen einen 18-jährigen Bedburger und einen 27 Jahre alten Frechener. „Für den 18-Jährigen gilt noch das Jugendstrafrecht“, sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.

Die Stadt Bergheim beispielsweise hat bereits angekündigt, Strafanträge und Schadensersatzforderungen zu stellen. Zwar gebe es noch keine Summe, die beziffert werden könne, aber: „Alle Fälle, bei denen Schäden an öffentlichen Gebäuden oder Flächen entstanden sind, wurden bei uns dokumentiert“, sagt Pressesprecherin Christina Conen.

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Tausende von Tags finden sich in der Region auf Wänden, Verkehrsschildern, Brücken oder Stromkästen wie hier in Bergheim. Zwei mutmaßliche Sprayer wurden ermittelt.

Auch die Stadt Bedburg arbeitet an einer Aufstellung der Schäden im Stadtgebiet. „Unsere Außendienstmitarbeiter sichten und fotografieren alle Tags“, sagt Doris Claßen, Leiterin des Fachdienstes Ordnung und Soziales bei der Stadt Bedburg. Bis jetzt habe man immer nur die großen Sachbeschädigungen zur Anzeige gebracht, nun würde ausnahmslos alles gesammelt und der Staatsanwaltschaft übergeben.

Anspielung auf Straftat-Paragrafen?

Was die Tags bedeuten ist immer wieder Gegenstand von Spekulationen. Im Fall von „126“ etwa gibt es Vermutungen, dass damit eine Andeutung auf den alten Paragrafen 126 des Strafgesetzbuches gemeint es. Der behandelte bis zum Jahr 2015 den Straftatbestand der schweren Sachbeschädigung.

Claßen hat die „126“-Tags schon 1998 beobachtet, vermutlich sind sie noch älter, was dafür spricht, dass die Schriftzüge viele Urheber haben. „Diese einfach auf Schilder oder Stromkästen gesprühten Tags sind keine Unterschriften eines einzelnen Sprayers, sondern eine Stellungnahme einer ganzen Gruppe von Leuten, die damit sagen wollen, dass Graffiti keine Sachbeschädigung sind. Mit Kunst hat das aber nichts mehr zu tun. Die Ursprungsidee, schön und farbreiche gestaltete Graffiti mit einem Tag zu signieren, ist irgendwann offenkundig aus dem Ruder gelaufen.“

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Auch die Deutsche Bahn hat wegen der hohen Kosten durch Graffitischäden ein großes Interesse an der Aufklärung. Im vorigen Jahr soll die Beseitigung der Farben rund 38 Millionen Euro gekostet haben. Auch würden die Sprayer Bahnanlagen betreten und sich so selbst in Gefahr bringen.

„Um das Erfolgserlebnis der Sprayer zu schmälern, beseitigt die DB die Schäden möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden“, sagt eine Bahnsprecherin. Bei Hinweisschildern, Informationstafeln oder –vitrinen mit Fahrplanaushängen sei das schnelle Entfernen der Graffiti besonders wichtig.

„Die Kosten variieren je nach Größe und Schichtdicke des Graffito. Die Neulackierung eines Triebwagens kostet bis zu 30.000 Euro und dauert rund sieben Tage.“ 

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