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Evangeliums-Christen-GemeindeBehörden verfolgen Infektionsketten im Rhein-Sieg-Kreis

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Hinweisschilder an der Kirchentür

  • Die Stadt Siegburg und das Kreisgesundheitsamt sind damit beschäftigt, das Infektionsgeschehen in der Evangeliums-Christen-Gemeinde Siegburg nachzuverfolgen.
  • Das ist offenbar nicht leicht.
  • Der Kooperationswille fehle, so die Begründung der Behörden.

Rhein-Sieg-Kreis – Dürfen Siegburgerinnen und Siegburger in den Herbstferien noch in Gebiete reisen, in denen ein Beherbergungsverbot für Touristen aus Risikogebieten gilt? Mit dieser Frage wurden die Mitarbeiter der Siegburger Stadtverwaltung am Freitag immer wieder konfrontiert, nachdem die Zahl der Corona-Infektionen in der Kreisstadt zuletzt sprunghaft gestiegen ist.

Die beruhigende Antwort: Sie dürfen, zumindest vorerst. Denn der für Siegburg ermittelte Sieben-Tage-Inzidenz-Wert von rund 69 ist nur inoffiziell. Die Zahlen für die offizielle Ausweisung als Risikogebiet beziehen sich jeweils auf Landkreise oder kreisfreie Städte. Und da vermeldete das Robert-Koch-Institut am Freitag für den Rhein-Sieg-Kreis einen Wert von 31,13, Tendenz weiter steigend.

Der Gemeindeälteste ist Mittler zwischen dem Gesundheitsamt und den Gottesdienstbesuchern

Stadt Siegburg und Kreisgesundheitsamt sind unterdessen weiter damit beschäftigt, das Infektionsgeschehen in der Evangeliums-Christen-Gemeinde Siegburg nachzuverfolgen. Das ist offenbar nicht leicht, weil, so der Kreis, „der Kooperationswille Einzelner eingeschränkt war und zäh verlief“.

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Der Gemeindeälteste sei jetzt Mittler zwischen dem Gesundheitsamt und den betroffenen Gottesdienstbesuchern und ihren Kontakten. Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen, die auf die Veranstaltungen der Gemeinde zurückgeführt werden können, liegt – Stand Freitagmittag – inzwischen bei 14. In häuslicher Quarantäne sind aus dem Umfeld der Gemeinde weiterhin 350 Personen.

Landrat Schuster ist verärgert

Ob der Gemeinde rechtliche Konsequenzen drohen, weil bei drei Gottesdiensten und einem Jugendtreff die Abstands- und Hygieneregeln offenbar nicht eingehalten wurden, ist unklar. „Wir werden prüfen, was dort geschehen ist“, sagt Jan Gerull, Pressesprecher der Kreisstadt, auf Anfrage der Redaktion. „Die Kirchengemeinde wird von uns angehört, sie bekommt die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern.“

Derweil zeigt sich Landrat Sebastian Schuster (CDU) enttäuscht darüber, dass sich die schwarz-gelbe Landesregierung trotz der Pandemie weiter nicht zu einer Komplett-Absage des Karnevals durchringen kann. „Ich hatte gehofft, dass man eine klare Entscheidung trifft. Es ist enttäuschend, dass dies nicht geschehen ist.“ Schuster reagiert damit auf die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage im Landtag. In der Antwort hatte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) darauf hingewiesen, dass zwar bestimmte karnevalistische Veranstaltungen wegen der Coronaschutzverordnung nicht in Frage kämen, andere aber gleichwohl möglich seien.

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Der Minister befindet sich damit im Widerspruch zu Schuster, der Anfang August in einem Brief an Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) eine Komplettabsage des närrischen Treibens gefordert hatte. Dieser Forderung hatten sich die Präsidenten und Vorsitzenden von neun Karnevalskomitees und Festausschüssen aus dem Rhein-Sieg-Kreis und aus Bonn angeschlossen.

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