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Fahrgemeinschaft, Homeoffice, TaxiSo bereiten sich Fahrgäste im Rhein-Sieg-Kreis auf den Bahnstreik vor

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Ein Zug der Deutschen Bahn hält im S-Bahnhof Schladern.

Am Freitag rollten die Bahnen im Siegtal noch wie gewohnt. Die Fahrgäste hatten sich aber bereits Alternativen überlegt.

Fahrgäste im Rhein-Sieg-Kreis bereiten sich auf den anstehenden Bahnstreik am Montag vor: Dabei sind Manche besser vorbereitet, als Andere.

 „Wohl dem, der am kommenden Montag frei hat oder von daheim arbeiten kann.“ Ein Bahnfahrer an der Oberen Sieg fasst zusammen, was viele am Freitag schon dachten, als sie auf die noch fahrenden Regionalexpress-Züge und S-Bahnen warteten. Auf Anzeigetafeln und Lichtlaufbändern kündigte die Bahn es da schon an: Für Montag haben die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi bundesweit zum Streik aufgerufen.

Auch an Rhein und Sieg drohen die Räder still zu stehen. Pendler bereiten sich vor, verabreden über Whatsapp und Facebook Fahrgemeinschaften, organisieren Homeoffice oder nehmen gleich einen freien Tag. Taxifahrer erwarten ein deutliches Plus an Kunden. „Ich habe zufällig am Montag Homeoffice, wenn gestreikt wird“, berichtet die Windeckerin Frauke Hofmann. Mangels Auto hätte sie aber auch keine Alternative zu den Bahnen auf der Siegtalstrecke gehabt. „Vielleicht hätte meine Chefin den Homeofficetag getauscht. “Die Streikenden unterstützt Hofmann. „Aber es reicht“, fügt sie noch an.

Christian Wendeler hat vom Streik in Deutschland kaum etwas mitbekommen. Der Braumeister aus Finnland ist zu Besuch in seiner Geburtsstadt, dem oberbergischen Waldbröl, und fliegt mit seinen beiden Kollegen am Sonntag zurück. „Eigentlich ja“, sagt Silke Stelzer auf die Frage, ob sie regelmäßig mit dem Bus unterwegs ist. Häufig fährt die Siegburgerin nach Bonn, um Verwandte zu unterstützen oder einzukaufen. Einerseits habe sie Verständnis für die Streikenden; die Teuerung sei ja deutlich. Zugleich hofft sie aber auch, „dass es irgendwann aufhört“. Und „wie ich das am Montag deichsle, weiß ich noch nicht.“

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Rhein-Sieg: Fahrgäste hoffen, dass die Bahnen Montag fahren

Die Windeckerin Ilka Jessen hofft, am Sonntag noch von Karlsruhe in ihre zweite Heimat Düsseldorf zu kommen. „Am Montag fahre ich in Düsseldorf dann früher als sonst zur Arbeit, immer in der Hoffnung, dass noch eine Bahn fährt“, sagt die 23-Jährige. Toni Beneta, der sonst von der Oberen Sieg zur Arbeit pendelt, wollte am Montag ohnehin im Homeoffice bleiben. Am Freitag konnte er noch wie gewohnt mit der Bahn siegabwärts fahren.

Gut ist dran, wer nicht auf den ÖPNV angewiesen ist und vielleicht sogar aufs Fahrrad umsteigen kann. So wie viele Beschäftigte der Maschinenfabrik Reifenhäuser in Troisdorf. „Wir rechnen nicht mit Einschränkungen“, sagte Unternehmenssprecher OIiver Brandl am Freitag; die meisten Beschäftigten der Fertigung wohnten in Troisdorf und führen mit dem Rad oder Auto – teilweise auch in Fahrgemeinschaft – zur Arbeit. In Büros beschäftigte Kolleginnen und Kollegen müssen sich gar nicht auf den Weg machen, könnten mobil oder im Homeoffice arbeiten: „Darin sind wir schon länger erprobt und das läuft reibungslos“, sagte Oliver Brandl.

Bahnstreik: Taxifahrer in Rhein-Sieg erwarten zusätzliches Geschäft

„Für uns ist es gut“, sagt Taxifahrer Muhammad Imran am Siegburger Bahnhof. Er erwartet zusätzliches Geschäft, „wenn Busse und Bahnen nicht fahren, aber die Leute zur Arbeit müssen“. Ein Teil der sonst üblichen Kunden werde wohl gar nicht erst zum Bahnhof kommen, räumt er ein. „Aber bestimmt bekommen wir mehr Krankenfahrten.“

Beim Busverkehr im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis dürfte am Montag rund die Hälfte des Verkehrsangebotes vom Streik betroffen sein und ausfallen. Denn 50 Prozent der Fahrten wickelt die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) mit ihren rund 300 Busfahrerinnen und Busfahrern selber ab. Diese Beschäftigten sind von der Gewerkschaft Verdi zum Arbeitskampf aufgerufen. Die andere Hälfte der Verbindungen wird von Subunternehmen übernommen, deren Beschäftigte nicht zum Streik aufgerufen sind.

Zunächst keine Auswirkungen haben die Streiks auf den Betrieb der privaten Busunternehmen. „Wir fahren unsere Linien wie geplant“, kündigt der Windecker Guido Oettershagen an. Ob die Busse voller werden, weil die Fahrgäste anderer Linien umsteigen und längere Wege in Kauf nehmen, weiß er nicht zu beurteilen.

„Besonders stark von den Ausfällen betroffen werden am Montag die Buslinien im Umfeld unserer Betriebshöfe sein“, erläutert RSVG-Sprecherin Melanie Matyschok. „Vor allem diese Buslinien betreiben wir nämlich mit eigenen Mitarbeitern und Fahrzeugen.“ Welche Fahrten im Netz der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft am Montag voraussichtlich stattfinden werden, ist auf der Internetseite der RSVG aufgelistet.

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