Beleuchtet, eben und breit: Der Rheinradweg zwischen Rhöndorf und Königswinter ist seit Freitag freigegeben.
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Schwer zu sagen, ob es dem prominenten Projekt oder dem Kommunalwahlkampf geschuldet war – aber bei der offiziellen Freigabe des für rund zwei Millionen Euro ausgebauten Rheinradwegs zwischen Bad Honnef-Rhöndorf und Königswinter am Freitag waren vor allem Politiker und Kandidaten aus Bad Honnef in Scharen vertreten.
„Das Ergebnis spricht für sich“, meinte Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff über den (fast) fertigen, rund 360 Meter langen Abschnitt des Euro-Velo-Radwegs, der sich insgesamt über 1230 Kilometer und fünf Länder erstreckt. Aus der schmalen Buckelpiste ist seit dem Frühjahr 2024 ein Premium-Radweg geworden, der jetzt nicht nur durchgängig 4,25 bis 5,0 Meter breit, sondern auch mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet ist, die über Bewegungsmelder gesteuert wird. Wegen des Naturschutzes muss sie allerdings von 22 bis 6 Uhr ausgeschaltet bleiben, wie David Wagner vom Fachdienst Tiefbau erklärte.
222.980 Radbewegungen seit dem 1. Januar dieses Jahres registriert
Dass es sich beim Rheinradweg nicht um irgendeinen Allerweltsfahrradweg handelt, machen auch die Daten der Zählstelle deutlich, die der Rhein-Sieg-Kreis ein Stück weiter nördlich bei Königswinter betreibt. Allein vom 1. Januar 2025 bis Donnerstag (28. August) wurden demnach 222.980 Fahrradbewegungen gezählt. Am Donnerstag selbst waren es 894. Wobei das ausdrücklich nicht die Anzahl der Radfahrer wiedergibt, weil ein Radler, der hin und her pendelt, zweimal gezählt wird.
Eigentlich sollten die Arbeiten schon im Frühjahr abgeschlossen sein, doch zwei Hochwasser, eine Firmenpleite und Lieferschwierigkeiten bei den Betonelementen, mit denen der Radweg auf der Rheinseite erweitert wurde, verzögerten den Fortschritt. Erschwerend kam hinzu, dass die enge „Kopfbaustelle“ zwischen Stadtbahntrasse und Rhein immer nur in kurzen Abschnitten abgewickelt werden konnte.
Abschnitt bis Fähre Niederdollendorf wird am 15. September in Angriff genommen
Mit rund zwei Millionen Euro ist die Stadt aber relativ nah an den zum Baustart genannten 1,94 Millionen Euro geblieben. Der Bund zahlte davon 1,1 Millionen Euro. Mit dem Geld wurde zugleich auch die Rheinufermauer saniert, wie Bürgermeister Otto Neuhoff betonte. Sein Königswinterer Amtskollege Lutz Wagner wies darauf hin, dass zwischen Bonn-Oberkassel und Königswinter-Niederdollendorf der Rheinradweg bereits ausgebaut sei.
Der Abschnitt bis zur Fähre Niederdollendorf werde am 15. September in Angriff genommen, der darauf folgende Abschnitt bis nach Königswinter sei in Planung. Mit dem Ausbau von Rheinallee und Rheinpromenade zuvor werde es aber einen ersten Lückenschluss geben.
Viel Andrang: Die Bürgermeister Lutz Wagner (vorne 3.v.l.) und Otto Neuhoff (rechts daneben) mit zahlreichen Vertretern der Bad Honnefer Kommunalpolitik bei der Eröffnung des Radwegs.
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Gegenüber dieser Zeitung hob auch Annette Quaedvlieg, die Vorsitzende des ADFC Bonn/Rhein-Sieg, die Bedeutung des neuen Radwegabschnitts hervor und verteidigte die relativ hohen Kosten mit Blick auf die nötige Verkehrswende. Straßen- oder Autobahnbau sei ungleich teurer.
Landesstraße 193 soll im Laufe der Woche wieder frei befahrbar sein
Dass es sich bei dem Rheinufer nicht „nur“ um einen Radweg, sondern auch um einen Fuß- und Flanierweg handelt, machte Bernhard Rothe deutlich, der Leiter des Amtes für Städtebau bei der Stadt Bad Honnef: „Der Weg führt durch einen ganz besonderen Landschaftsraum. Wir sehen hier eine nahezu unverbaute Flusslandschaft. Dieses Naturerbe ist ein Schatz, der es rechtfertigt, sich mit diesem Weg besonders viel Mühe zu geben.“
Die während des Radwegbaus in Fahrtrichtung Königswinter gesperrte Landesstraße 193 soll nach Angaben der Stadt Bad Honnef im Laufe der kommenden Woche wieder freigegeben werden. Die Fähre Königswinter hatte wegen der Sperrung Umsatzeinbußen verzeichnet.
Niederkassel baut Wirtschaftswege für Radler und Landwirte aus
Auch in anderen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises setzt man sich für bessere Radwege ein. Niederkassel sind Wirtschaftswege ertüchtigt worden, sodass sie für alle besser nutzbar sind. Es geht um rund 1,5 Kilometer Wege in den Feldern, die von Niederkassel bis Troisdorf führen und wichtige Verbindungen darstellen. Das Projekt wurde vom Land NRW gefördert. „Es sieht hier heute schon viel besser aus als früher“, sagte Bürgermeister Matthias Großgarten (SPD) und zeigte auf die Eschmarer Straße, die durch die Felder in Richtung Troisdorf führt. „Vorher waren hier viele Schlaglöcher und der Schotter war teilweise an die Seite gespült. Jetzt ist alles eben.“
Der „Rechte Weg“, der von der verlängerten Marktstraße ausgeht, kreuzt die Eschmarer Straße an dieser Stelle, ist asphaltiert und breit genug für die Traktoren der Landwirte. Es handelt sich bei diesen Wegen nämlich um gemeinschaftlich genutzte Wege. Der Ausbau wurde Anfang des Jahres abgeschlossen. „Die Wege werden auch schon gut genutzt“, berichtete Großgarten und deutete auf die Gruppe Radler, die just vorbeifuhr. „Nicht nur von Radfahrenden, sondern auch zu Fuß und mit dem Hund.“
Radweg-Projekt zu 90 Prozent mit Landesmitteln gefördert
Er hoffe, dass sich der verbesserte Zustand der Wege weiter herumspreche. Das hier seien wichtige Verbindungswege, die bis nach Troisdorf führten. „Für uns in Niederkassel ist das sehr praktisch, da wir so auf schnellem Weg zum Bahnhof in Troisdorf kommen – unsere nächste Zugverkehrsverbindung hier.“
Neue befestigte Radwege in Niederkassel: Die ausgebauten Wege, die von der Landwirtschaft und Radlern gleichermaßen genutzt werden, werden offiziell getestet. v.l. Stefan Werres (Landwirt), 1. Beigeordneter Stephan Smith, Bürgermeister Matthias Großgarten, Andreas Engels (Fachbereichsleiter Liegenschaften, Tiefbau und Bauhof)
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Gefördert wurde das Projekt mit dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ für besseren Radverkehr in den Kommunen des Landes Nordrhein-Westfalen. Insgesamt rund eine Milliarde Euro wurden vom Land für Investitionen zur Verfügung gestellt. Der Radwegeausbau in Niederkassel ist zu 90 Prozent durch das Programm gefördert worden. „Allerdings explizit nur die Radwege“, erläuterte Andreas Engels, Fachbereichsleiter für Liegenschaften, Tiefbau und Bauhof in Niederkassel. Die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Wege auch für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu verbessern, seien in Eigenleistung gezahlt worden. Dazu gehöre zum Beispiel ein stärkeres Fundament des Weges und eine Verbreiterung.
Die Gesamtkosten für den Ausbau beider Wege beliefen sich auf rund 355.000 Euro. „Wir sind gerade dabei, für die Förderung auseinander zu rechnen, was davon Radwegmaßnahmen und was landwirtschaftlicher Ausbau ist“, so Engels.
„Es geht hierbei auch darum, dass wir gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen, wenn die Wege von Radlern und Landwirten genutzt werden“, ergänzte Stefan Werres, Landwirt in Niederkassel. „Wir Landwirte können nicht immer auf die Felder ausweichen und brauchen dafür die Wege. Da bitten wir um Verständnis der Radler und Fußgänger. Andersherum müssen wir aber natürlich auch nicht mit 50 Kilometer pro Stunde an einem Fahrrad vorbeischießen und die Leute erschrecken.“