Sankt AugustinKinderklinik spricht von „plötzlichem und massivem Auftreten“ des RS-Virus

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Eine Intensivpflegerin versorgt auf der Kinder-Intensivstation des Olgahospitals des Klinkums Stuttgart einen am Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) erkrankten Patienten, der beatmet wird.

Eine Intensivpflegerin versorgt auf der Kinder-Intensivstation einen am Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) erkrankten Patienten, der beatmet wird.

„Wir merken, dass nach der Isolation durch Corona nun wieder die Infektionskrankheiten zunehmen“, sagt der ärztliche Direktor Professor Gerd Horneff.

„So ein plötzliches und massives Auftreten des RS-Virus habe ich in meiner langjährigen Tätigkeit als Kinderarzt noch nicht erlebt“, sagt Professor Gerd Horneff, ärztlicher Leiter der Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin. 14 Kinder seien zurzeit stationär aufgenommen, vier davon lägen auf der Intensivstation, eines werde künstlich beatmet.


Dieser Text wurde erstmals am 13. Dezember veröffentlicht.


Respiratorisches Synzytial-Virus heißt der Erreger, der mit RSV abgekürzt wird. Wie das RKI mitteilte, sind die RSV-Infektionen seit Ende November rapide gestiegen. Das Virus befällt die Atemwege und trifft vor allem Babys stärker. „Der Krankheitsverlauf ist meist gleich und dauert gut eine Woche“, erklärt Horneff. Drei bis vier Tage lang verstärkten sich die Symptome und klängen dann ab.

„Ungewöhnlich viele Fälle für diese Zeit“ hat auch ein Kinderarzt aus Bad Honnef in der Praxis

„Wir merken, dass nach der Isolation durch Corona nun wieder die Infektionskrankheiten zunehmen“, berichtet der Mediziner.  In der Klinik sehe man natürlich nur „die Spitze des Eisberges“ der Erkrankungen. Dr. Thilo Schmalbach, Kinderarzt in Bad Honnef, rät daher zur Gelassenheit: „Das Virus ist lästig, aber nicht gefährlich. Panik ist völlig unangebracht.“

Der Husten könne aber durchaus mehrere Wochen anhalten, berichtet Schmalbach. Er beschreibt ihn als bellend. „Bei mir in der Praxis hört man diesen charakteristischen Husten überall. Das sind ungewöhnlich viele Fälle für diese Zeit.“ Vor der Corona-Pandemie habe die RSV-Welle erst im Januar oder Februar begonnen.

Der Ansturm bei ihm in der Praxis sei trotzdem nicht dramatisch hoch. „Die Praxis ist natürlich voll, wie eben üblich in der Winterzeit. Aber es kommt jeder dran, man wartet nicht länger als 20 Minuten“, berichtet Schmalbach. Neben nervigem, ständigen Husten können auch Fieber und Abgeschlagenheit auftreten. 

RS-Patienten in der Kinderklinik in Sankt Augustin bekommen Sauerstoff durch spezielle Masken

Am stärksten betroffen seien die ganz Kleinen und Neugeborenen. Es gelte die Faustregel: Je jünger die Kinder, desto schwerer könne die Krankheit ausfallen. Laut Schmalbach gibt es keinen Grund zur Sorge: Zettel an Kindergärten, die vor dem Virus warnen, hält er für übertrieben. In der jetzigen Welle habe bei ihm in der Praxis nur ein Kind klinisch behandelt werden müssen.

In der Klinik werden die Kinder mit Sauerstoff durch spezielle Masken versorgt. Wenn sie zu schwach zum Trinken sind, wird ein Tropf zur Versorgung mit Flüssigkeit eingesetzt. „Kritisch kann es werden, wenn die Patienten eine Vorerkrankung der Lunge haben und das RS-Virus hinzukommt“, sagt Horneff. Ein wirksames Medikament gegen RSV gebe es zurzeit noch nicht. 

Der ärztliche Leiter der Klinik ist auch in der Forschung aktiv und zum Thema Rheuma bei Kindern als Experte weltweit anerkannt. Horneff berichtet, dass es zurzeit „hoffnungsvolle Studien“ gebe, um ein wirksames Medikament gegen das RS-Virus zu finden. Es solle dann eingesetzt werden, wenn der Krankheitsverlauf nach einer Woche nicht abklinge. „Bei Viruserkrankungen gab es in den letzten Jahren, bedingt auch durch Aids und Corona, deutliche Fortschritte.“ 

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