Bonn/Sankt Augustin – Die Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin fürchtet eine mögliche Schließung ihres Deutschen Kinderherzzentrums. Denn es gibt bald ein zweites – und das ist weniger als 20 Kilometer entfernt. Das Eltern-Kind-Zentrum an der Universitätsklinik Bonn ist Teil eines Infrastrukturprojekts auf dem Venusberg, es wird bis zum Herbst 2019 fertig. Neu gebaut, 88 Millionen Euro teuer.
Und ab Oktober unter der Leitung von Boulos Asfour. Asfour ist Kinder- und Herzchirurg, einer der renommiertesten in Deutschland, Patienten aus vielen Ländern reisen für seine Behandlung eigens an. Bislang war Asfour Direktor und Chef des Deutschen Kinderherzzentrums in Sankt Augustin. Ab Oktober allerdings wechselt Asfour – zusammen mit Chefarzt-Kollege Martin Schneider – nach Bonn.
Schließung in Sankt Augustin befürchtet
Laut Rune Hoffmann, Unternehmenssprecher von Asklepios, nicht der einzige Fall, in dem das neue Zentrum dem alten Teile des Personals abgeworben hat. Nicht nur Chefärzte, sondern auch Pflegekräfte, denen Antrittsprämien versprochen würden. Für die Klinik in Sankt Augustin sei das existenzbedrohend , 45 Prozent ihrer Erlöse kämen aus dem Deutschen Kinderherzzentrum.
Jetzt fürchten die Verantwortlichen, die Abteilung im schlimmsten Fall schließen zu müssen. So viel neues, qualifiziertes Personal zu finden, sei kaum möglich. Verantwortlich sieht Asklepios für die vermeintliche Abwerbe-Welle auch die NRW-Landesregierung. Zumindest indirekt.
Denn das Geld für den Bau der neuen Station in Bonn kam zum großen Teil vom Land. Die Klinik in Sankt Augustin ist laut eigener Aussage gleichzeitig defizitär, erhalt zu wenig Fördergeld. Und jetzt auch noch eine subventionierte Konkurrenz.
CDU sieht Planungsfehler der früheren NRW-Politik
„Es ist nicht sinnvoll, zwei Kinderherzzentren so nah zueinander zu betreiben“, schreibt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag. Hoffmann sagt: „Aus dieser Erkenntnis heraus wäre es schön, wenn das Land dann auch einmal mit uns über eine Lösung des Problems sprechen würde.“ Ein Appell der Klinik an das Ministerium sei nicht beantwortet worden.
Laut Gesundheitsministerium liegt der Fehler in der Bedarfsplanung, die nicht stattgefunden habe. Schuld sei die vorherige Landesregierung. Im Moment laufe deshalb ein Verfahren zur Ausweisung von Herzzentren. Bis zum Herbst 2019 soll es abgeschlossen sein.
In Bonn sieht man indes die Sache ein bisschen anders. „Wir haben nie Personal abgeworben. Offensichtlich möchten einige Mitarbeiter ihren geschätzten Chefs folgen“, sagt Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsklinik Bonn.
Holzgreve hat die beiden Ärzte aus Sankt Augustin nach Bonn geholt. Der Plan dahinter ist kein Geheimnis: Es soll das größte Kinderherzzentrum Deutschlands entstehen.