Bericht der NRW-RegierungKölner Tropennächte zeigen Klimawandel deutlich

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Düsseldorf/Köln – 320 Seiten umfasst der Klimabericht NRW 2021, den NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Dienstag in Düsseldorf vorstellte.

Die Daten- und Faktenlage ist äußerst umfangreich, das Fazit klingt so: „Der Klimawandel ist spürbar und nachweisbar – und das in allen Umwelt-, Wirtschafts- und Lebensbereichen. Wetterextreme werden häufiger und intensiver. Die Dürrejahre 2018 bis 2020 und die Flutkatastrophe in diesem Sommer haben gezeigt, mit welcher Wucht sie uns treffen können. Darauf müssen wir uns auf allen Ebenen vorbereiten“, sagte die Ministerin. „Der Klimabericht und die darin präsentierten Monitoring-Ergebnisse dienen uns dabei als wichtige Grundlage.“

Im Klimabericht NRW, den das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) im Auftrag des NRW-Umweltministeriums erarbeitet hat, soll alle fünf Jahre die ökologische Lage im Land ausgewertet und vorgestellt werden. Der wissenschaftliche Aufwand ist immens: Anhand von inzwischen 79 Indikatoren beschreibt der Bericht die Entwicklung des Klimas in den zurückliegenden 140 Jahren sowie die Folgen des Klimawandels für Umwelt und Gesellschaft. Das im Vergleich zu den früheren Berichten noch einmal deutlich erweiterte Indikatoren-Set soll erstmals auch Auswirkungen auf die Wirtschaft, Stadtentwicklung und die menschliche Gesundheit in Betracht ziehen.

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Besorgniserregender Temperaturanstieg

Thomas Delschen, Präsident des Lanuv, erklärt: „2010 haben wir einen derartigen Bericht erstmals veröffentlicht, seitdem beobachten wir in verstärktem Maße extreme Wetterereignisse. Der beschleunigte Anstieg der Temperatur ist besorgniserregend.“

Laut Klimabericht war 2020 das wärmste Jahr in Nordrhein-Westfalen seit Messbeginn, 13 der vergangenen 20 Jahre zählten zu den wärmsten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn. Die Zahl der Frost- und Eistage nimmt rapide ab, während Sommer- und Hitzetage sowie Tropennächte (in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt) immer häufiger auftraten. Im Jahr 2018 wurden an einer innerstädtischen Messstation in Köln 37 solcher Tropennächte gemessen. Die kontinuierlich steigende Lufttemperatur führt schon jetzt zu einer tiefgreifenden Verschiebung der phänologischen Jahreszeiten: Frühling, Sommer und Herbst beginnen früher, während der phänologische Winter erst später startet.

„Die Natur merkt diese Veränderungen eher als der Mensch und reagiert darauf“, sagte Ursula Heinen-Esser. Prägnantes Beispiel: Die Apfelblüte beginnt in NRW inzwischen 17 Tage früher als noch in den 1950er Jahren. Weitere Folge: Einheimische kälteliebende Pflanzen leiden unter diesen Bedingungen und ziehen sich zurück; in die ökologischen Nischen stoßen wärmesuchende invasive Pflanzen vor. Das hat Auswirkungen auf das Nahrungsangebot der Tierwelt.

Der Temperaturanstieg hat direkte Auswirkungen auf die Wasserbilanz. Es ist nicht ganz einfach, diese Bilanz zu deuten mit all den Hitze- und Dürretagen auf der einen und all den Starkregenereignissen auf de anderen Seite. Die große Hitze aber des Jahres 2018 führte erstmals zu einer negativen Wasserbilanz: Es war im Laufe des Jahres mehr Wasser verdunstet als durch Niederschläge ersetzt werden konnte.

Der Klimabericht zeichnet nach, wie sich die Veränderungen im Detail auswirken. Im Jahr 2018 war die Temperatur im Rhein derart angestiegen, dass die Kraftwerke entlang des Flusses ihre Produktion drosseln oder gar einstellen mussten. Gleichzeitig war der Pegel im Rhein phasenweise zu niedrig, um den Frachtschiffverkehr aufrecht zu erhalten – mit der Folge, dass Firmen ihre Transporte auf Schiene und Straße verlegen mussten.

Als eine der wenigen positiven Entwicklungen nannte Thomas Delschen die starke Zunahme jener Kommunen, die sich um Klimaanpassungskonzepte bemühen: „In diesem Jahr zählten unsere Informations- und Planungsangebote bereits mehr als drei Millionen Aufrufe. Dazu gehören unter anderem das Gründachkataster und die Klimaanalyse NRW.“ In der Tat hat sich die Zahl der engagierten Kommunen verdreifacht: von etwa sechs auf etwa 18 Prozent. Also auch kein Grund für ausgelassenen Jubel.

Ministerin Ursula Heinen-Esser verwies darauf, dass das Land kommunale und private Maßnahmen zugunsten einer Klimaanpassung unterstützt – „zum Beispiel durch Mittel für die Stärkung der Grünen Infrastruktur, für den Hochwasserschutz oder die Entwicklung klimastabiler Wälder.“

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