Neues Modell vorgestelltSo sieht die neue Generation der VW-Bullis aus

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VW ID Buzz AFP 100322

Der neue VW-Bulli ID Buzz.

Wolfsburg – Es kommt nicht mehr oft vor, dass Herbert Diess mit Herzblut über Autos spricht – den VW-Chef beschäftigen andere Dinge. Doch dem ID.Buzz der hannoverschen Konzernmarke VW Nutzfahrzeuge spendet der Chef stets ein paar warme Worte.

Ob es um das Comeback in den USA geht, das autonome Fahren oder neue Mobilitätsdienste – immer taucht irgendwo der Elektro-Bulli in einer Schlüsselrolle auf. Höchstselbst habe er dafür gesorgt, dass das Projekt auf die Straße komme, betonte Diess einmal.

Die Basis liefert der VW-Baukasten

Jetzt ist es so weit, und bei der offiziellen Vorstellung des Autos am Abend in Hamburg legten die beiden Markenchefs Ralf Brandstätter für VW und Carsten Intra für VW Nutzfahrzeuge noch eins drauf: Der erste Bulli habe in den Fünfzigerjahren für „ein neues Gefühl von automobiler Freiheit, Unabhängigkeit und großer Emotion“ gestanden, sagte Brandstätter. „Dieses Lebensgefühl greift der ID. Buzz auf und überträgt es in unsere Zeit.“ Sein Kollege Intra sagte: „Dieser Abend ist ein Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft.“

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Im September wird das Auto bei den Händlern stehen. Aber als mäßig getarnter Erlkönig fährt er schon so lange herum, dass die Eckdaten bekannt waren: Die rein elektrische Basis kommt aus dem VW-Baukasten. Sie gleicht der des ID.3 und diverser Schwestermodelle im Konzern.

Im hannoverschen Transporterwerk gebaut, wird es eine Pkw-Version mit fünf Sitzplätzen und eine ID.Cargo genannte Transportervariante geben. Beide auf dem neuesten Stand von Software und Vernetzung und bei der Materialauswahl besonders nachhaltig. Das führt zu Preisen von rund 60.000 Euro – abzüglich Elektroprämie.

Größe und Design erinnern an erste Bulli-Generation

In Größe und Design orientiert sich der ID.Buzz an der ersten Bulli-Generation aus den Fünfzigern und Sechzigern – eine „Ikone“ nennen das die Marketingleute. So etwas wird dringend gebraucht in der Elektromobilität. Denn viele der eilig entwickelten Stromer sind in der Hoffnung auf maximale Akzeptanz ein wenig langweilig geraten, mit glatten Gesichtern und konfliktfreiem Design. Das funktioniert zum Start, aber auch die Elektromobilität hat ein Gesetz der Autowelt nicht außer Kraft gesetzt: Wer mit dem Bauch entscheidet, kauft schneller und teurer. Und so sprachen Brandstätter viel vom großen Erbe und von Emotionen, die der Neue wecken soll, wie es sein Urahn getan habe.

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„Emotional“ hieß im Autogeschäft schon immer: größere Marge. So stellt VW zwischen die Technokraten vom Schlage eines ID.3, 4, 5 und folgende den Sympathieträger ID.Buzz. Irgendwo zwischen Hippie und Hipster, in Maßen Retro, aber auch Aufbruch – der 2017 gezeigten ersten Designstudie flogen die Herzen zu.

Dem kleinen Transporter hat VW eine Menge Hoffnungen aufgeladen. Da ist zuerst das Werk in Hannover, das jahrzehntelang den Bulli baute und einen Teil dieser Produktion an den Kooperationspartner Ford abgibt. Es bleibt die luxuriöse Pkw-Variante Multivan, deren jüngste Generation mit Verbrennungsmotor und Hybrid gerade auf den Markt gekommen ist – und im Hype um die elektrische Neuheit gleich ein bisschen alt aussieht. Rund 100.000 Stück von ID.Buzz und ID.Cargo sollten jährlich gebaut werden, damit mehr als 10.000 Arbeitsplätze in Hannover sicher sind.

Comeback in den USA geplant

Leichter würde das durch einen Export in die USA. Dort steht der Bulli zusammen mit dem Käfer noch viel mehr für Volkswagen als in Europa. Seit den goldenen Jahren der beiden Klassiker kam die Marke nie mehr wirklich aus der Exotennische heraus. Den ersten Comeback-Versuch in den USA stoppten die Terrorattentate vom 11. September 2001, um die zweite Chance brachte sich VW 2015 mit dem Dieselskandal. Der ID.Buzz soll die Galionsfigur für den dritten Anlauf werden. Erfolg in den USA ist für VW wichtiger denn je, seit der chinesische Markt Probleme bereitet.

Und nicht zuletzt soll der E-Bulli als Technologieträger herumfahren. Für 2025 ist ein Robotaxi auf Basis des ID.Buzz angekündigt. Das amerikanische Start-up Argo AI, das mittlerweile von VW und Ford kontrolliert wird, liefert die Technologie für autonomes Fahren. So will die VW-Konzerntochter Moia Shuttledienste mit selbstfahrenden Autos anbieten, und die Nutzfahrzeugsparte arbeitet an neuen Konzepten für Kurierdienste. Denn VW will Software- und Dienstleistungskonzern werden. Die Autos sind da eher Mittel zum Zweck. (RND)

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