1. FC KölnKeine Aussicht auf Neuzugänge

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Kölns Sportchef Horst Heldt (l.) und Trainer Markus Gisdol nach der 0:1-Niederlage gegen Augsburg

Köln – Nicht jede Statistik im Profifußball ist aussagekräftig, nicht jede erklärt einen Sieg, eine Niederlage oder ein Unentschieden. Doch wenn nach 14 Spieltagen der Fußball-Bundesliga drei nicht unwesentliche Ranglisten den 1. FC Köln als Letzten oder Vorletzten ausweisen, dann erklären sie schon, warum die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol in Heimspielen so spielt wie sie nun mal spielt: Ideen- und mutlos.

Passschwächste Mannschaft der Liga

Der FC ist vor Mainz und Augsburg die passschwächste Mannschaft der Liga. Sie hat mit 40,5 Prozent deutlich den wenigsten Ballbesitz im Oberhaus. Und sie gab mit 129 die zweitwenigsten Torschüsse in der Liga ab – nur Aufsteiger Bielefeld ist schlechter. Selbst die derzeit nicht konkurrenzfähigen Schalker kommen auf  24 Torschüsse mehr. Auf der anderen Seite hat sich der FC aber verbessert: Was das Zweikampfverhalten (Platz sechs) und die Laufbereitschaft (Platz acht) angeht, zählen die Kölner klar zur oberen Tabellenhälfte.

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Und das spiegelt sich dann alles auch auf dem Rasen wider: Der 1. FC Köln ist keine Mannschaft, die sich auseinander nehmen lässt und untergeht. Das passierte eigentlich nur beim 0:4 gegen Leverkusen und mit Abstrichen beim 1:3 gegen Gladbach. Die Mannschaft scheint intakt, und ihr Trainer scheint sie zu erreichen. Doch eine ausgeprägte Spielidee, wie sie denn mal Druck ausüben und gefährlich vor dem gegnerischen Tor werden kann, die geht ihr ab.  Erneut deutlich zu sehen in einem Heimspiel. Das gegen den FC Augsburg ging am Samstag 0:1 verloren. Das musste nicht sein, schließlich spielte auch der Gegner äußerst bieder, doch da die Kölner Defensive patzte, konnte der Brasilianer Iago in der 77. Minute das Tor des Tages erzielen. Das reichte schon für den Sieg. Seit nunmehr 13 Bundesliga-Heimspielen warten die Kölner auf einen Erfolg im eigenen Stadion, der Ende Februar gegen Schalke (3:0) noch vor Publikum gelang.

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Gisdol will Mannschaft nicht groß kritisieren

Markus Gisdol ist ein Trainer, der oft die richtigen Worte findet. Am späten Samstagnachmittag verwunderten Teile seiner Analyse dann doch. „Wir haben ein enges Spiel verloren. Es fällt mir schwer, meine Mannschaft härter zu kritisieren. Was das Herausspielen von Torchancen betrifft, haben wir noch Luft nach oben“, sagte Gisdol und verwendete den Plural.

Über Kombinationen konnte sich der FC allerdings nicht eine einzige Chance herausspielen.  Wenn er dann doch mal halbwegs gefährlich wurde, dann über Einzelaktionen oder Standards wie bei den Chancen von Sebastiaan Bornauw per Kopf in der 37. Minute. Ecken und Freistöße, fast immer von Ondrej Duda getreten, sind in dieser Saison eine Kölner Stärke und eine legitime. Doch Spiel- und Kombinationsfluss sowie Kreativität  entwickelt der FC nur in ganz kleinen Dosen. Horst Heldt sprach die offensichtlichen Mängel einen Tag später an. „Wir waren  nicht bei 100 Prozent gestern“, sagte der Sportchef, bezog das aber nicht auf den Einsatz. „Es liegt nicht an fehlendem Willen. Der eklatanteste Unterschied war die Passquote, da waren die Augsburger klar besser. Dass wir uns in dieser Hinsicht wieder steigern müssen, ist klar. Da werden wir in der Trainingsarbeit ansetzen. Das muss besser werden“, forderte Heldt und sprach zudem davon, dass seine Mannschaft nach Balleroberungen teilweise „nicht mutig genug“ war. Da allerdings kann der Trainer Einfluss nehmen, indem er sein Team in einem Duell mit einem Gegner auf Augenhöhe mutiger spielen lässt.

Der Neue müsste aus dem Stand helfen

Wer nun allerdings hofft, dass Neuzugänge der spielerischen Armut ein Ende bereiten könnten, liegt daneben. Wenn überhaupt, kommt höchstens noch ein Spieler zum FC. Ein Stürmer. Auf Leihbasis. Die Namen Joshua Zirkzee (19, FC Bayern) und Jacob Bruun Larsen (22) kursieren am Geißbockheim. Den Dänen will Hoffenheim im Winter verleihen. An Zirkzee soll auch Frankfurt Interesse bekundet haben. Doch könnten beide dem FC aus dem Stand weiterhelfen? Da gibt es Zweifel. Zirkzee ist noch reichlich unerfahren, Bruun Larsen kam bei Hoffenheim kaum zum Einsatz und hat in 15 Pflichtspielen für die TSG noch nicht ein Tor erzielt.

Und so hält der FC eher nach einem Stürmer Ausschau, der sich schon in der Bundesliga  bewiesen hat. Doch der ist zum einen im Winter schwer zu bekommen und zum anderen auch nicht günstig. Relativ offen gab Heldt zu, dass der FC sich fast nichts leisten kann: „Es ist kein Geheimnis, dass wir begrenzte Rahmenbedingungen haben. Ich habe keinen Amazon-Warenkorb, auf den ich klicke und am nächsten Morgen sind zehn neue Spieler da. So funktioniert das in der realen Welt nicht und darüber jammere ich auch nicht.“ Der Kader sei ohnehin schon groß. Wenn eine Verstärkung denn überhaupt käme, müsse diese sinnvoll sein.

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