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2009 besiegte der 1. FC Köln den FC BayernDas wurde aus den FC-Helden von München

Lesezeit 7 Minuten

Freude: Fabrice Ehret (unten) und seine Kölner Mitspieler jubeln im Februar 2009 über den Treffer zum 1:0 gegen die Bayern.

Köln – Der 21. Februar 2009 ist als ein großer Tag in die an bedeutungsvollen Augenblicken ohnehin reiche Historie des 1. FC Köln eingegangen. Karneval, Auswärtssieg – und das beim FC Bayern.

Unvergessen, wie Fabrice Ehret die von Christoph Daum trainierten Kölner nach etwas mehr als 20 Minuten in Führung brachte. Legendär, wie Nemanja Vucicevic sich wenig später auf dem rechten Flügel gegen Philipp Lahm durchsetzte und für Daniel Brosinski auflegte, der – in einem ersten Bundesliga-Spiel! – zum 2:0 traf. Erst in der Schlussphase gelang Daniel van Buyten der Anschlusstreffer für die Bayern, dabei blieb es dann aber auch. 2:1! In München! Es war eines der größten Ereignisse in der von Ab- und anschließenden Aufstiegen geprägten jüngeren Vergangenheit für den FC.

Am Freitag (20.30 Uhr/Liveticker auf ksta.de) treten die Kölner wieder in München an. Nur logisch, dass Gedanken an Februar 2009 aufkommen. An den einzigen Auswärtssieg, der dem FC in den vergangenen 17 Jahren bei den Bayern gelungen ist. Aber was ist eigentlich aus den Helden von damals geworden? Wer spielt heute noch, wer hat seine Karriere mittlerweile beendet? Wir geben einen Überblick.

Tor:

Faryd Mondragon

Im Dezember 2010 hat der... sagen wir: etwas andere Torwart den FC nach 106 Spielen verlassen. Er war damals zu zwei Testspielen mit der kolumbianischen Nationalmannschaft gereist und hat während seiner Abwesenheit seinen Stammplatz verloren. Mondragon wechselte daraufhin zunächst in die US-amerikanische Major League Soccer zu Philadelphia Union und wurde dort sogar Kapitän.

Eineinhalb Jahre später zog es ihn dann jedoch weiter in seine Heimat zu Deportivo Cali. Im vergangenen Sommer hat Mondragon seine aktive Laufbahn beendet – nicht jedoch, ohne vorher noch einen Höhepunkt zu leben: Am 24. Juni 2014 wurde er im WM-Spiel gegen Japan fünf Minuten vor dem Schlusspfiff eingewechselt und ist seitdem mit 43 Jahren und drei Tagen der älteste Spieler, der je bei einer WM-Endrunde zum Einsatz gekommen ist. Ein würdiger Moment, um abzutreten. Erstrecht, wenn man Faryd Mondragon heißt.

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Miso Brecko

Der Slowene läuft schon seit 2008 für den FC auf – zu Beginn dieser Saison hat er seinen Stammplatz an Pawel Olkowski verloren. Noch immer ist Brecko aber Kapitän der Kölner. Da er zumeist nur auf der Bank sitzt, bekleidet Matthias Lehmann das Amt mittlerweile aber häufiger als Brecko selbst. Auch gegen die Bayern wird der Rechtsverteidiger wohl nicht zur Startelf gehören.

Kevin McKenna

Erst im vergangenen Sommer hat der Kanadier seine aktive Karriere nach sieben Jahre und 140 Spielen für den FC beendet. Wegen eines Knorpelschadens im Knie hat der Innenverteidiger allerdings den Großteil seiner letzten beiden Spielzeiten in Köln verpasst.

Pedro Geromel

Der Brasilianer spielte bis zum Sommer 2012 für den FC. Dann war er einer jener etablierten Spieler, die den Klub im Zuge des radikal vorangetriebenen personellen Umbruchs verlassen mussten. Zunächst spielte Geromel auf Leihbasis eineinhalb Jahre für den spanischen Klub RCD Mallorca, dann wurde er weitergereicht an Gremio Porto Alegre, einen Erstligisten aus seiner Heimat. Kurz vor dem Ende des zurückliegenden Jahres hat Gremio die Kaufoption gezogen und Geromel, der jetzt wieder das Leistungsniveau aus seinen ersten Jahren in Köln erreicht hat, vier vier Millionen Euro verpflichtet. Erst seitdem ist er nicht mehr Spieler des 1. FC Köln.

Marvin Matip

Vor dem Beginn der Rückrunde der Saison 2011/11 wurde Matip an den Karlsruher SC verliehen - sechs Monate später verließ der Bruder des Schalker Innenverteidigers Joel den FC endgültig. Seitdem spielt Matip, der 2013 zum ersten Mal für die Nationalmannschaft Kameruns aufgelaufen ist, für den FC Ingolstadt und ist sogar Kapitän des derzeitigen Zweitliga-Tabellenführers.

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Petit

Nach sechs Jahren Lissabon spielte Petit von 2008 bis 2012 für den FC – es war die weniger erfolgreiche Zeit seiner Karriere. Nach dem Abstieg wechselte der 57-malige portugiesische Nationalspieler zurück in seine Heimat zu Boavista Porto, wo er alsbald als Trainer arbeitete.

Kevin Pezzoni

Nachdem Unbekannte ihn vor seinem Haus bedroht hatten, wurde Pezzonis Vertrag beim FC im Sommer 2012 aufgelöst. Ein halbes Jahr später unterschrieb er bei Erzgebirge Aue, für das er ein Jahr in der Zweiten Liga spielte (und bei seinem ersten Einsatz traf – gegen den FC). Im Januar 2014 zog der ehemalige deutsche U-21-Nationalspieler weiter zum 1. FC Saarbrücken, mit dem er sechs Monate später aus der Dritten in die Regionalliga abstieg. Pezzoni wechselte daraufhin im vergangenen Sommer einmal mehr – zum Schweizer Zweitligisten FC Wohlen, für den er seitdem aufläuft.

Daniel Brosinski

Dem Held von München ist es seit seinem großen Tag in der Allianz Arena gut ergangen. 2010 wechselte er zu Wehen Wiesbaden, 2011 weiter nach Duisburg, 2013 weiter zu Greuther Fürth und im vergangenen Sommer schließlich zum FSV Mainz 05, bei dem der ehemalige Junioren-Nationalspieler seitdem regelmäßig zur ersten Elf gehört.

Nemanja Vucicevic

Der Serbe hat nach seinem Abschied aus Köln nach dem Auslaufen seines Vertrags im Sommer 2009 eine Menge erlebt. Er spielte ein Jahr für Hapoel Tel Aviv in Israel, dann ein Jahr für AO Kavala in Griechenland, dann ein halbes Jahr bei Anorthosis Famagusta auf Zypern und ein weiteres halbes Jahr in der Türkei für Manisaspor. Im August 2012 wechselte er zum japanischen Erstligisten FC Tokyo. Seit mehr als einem Jahr ist Vucicevic vereinslos.

Fabrice Ehret

Einst war er französischer U-21-Nationalspieler, im Sommer 2011 wechselte Ehret vom FC zum französischen Erstliga-Aufsteiger FC Evian, für den er drei Jahre spielte. Seit dem zurückliegenden Sommer läuft er in der Zweiten Liga für AS Nancy auf.

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Milivoje Novakovic

Er hätte gern weiter für den FC gespielt, doch im Zuge des 2012er-Umbruchs musste auch Novakovic den Klub verlassen. Er wurde zunächst nach Japan zu Ömiya Ardija verliehen und avancierte dort zum Torjäger. Im Januar 2014 wechselte er innerhalb der J-League zu Shimizu S-Pulse, für das er in 34 Spielen 13 Mal getroffen hat. Im Januar 2015 ist er weitergezogen, wenn auch in Japan geblieben: Mittlerweile spielt Novakovic, der mit 35 noch immer wichtiger Bestandteil der slowenischen Nationalmannschaft ist, für Nagoya Grampus.

Wilfried Sanou

Beim Triumph von München wurde der flinke Offensivspieler aus Burkina Faso in der Schlussphase für Brosinski eingewechselt. Sanou spielte bis zum Sommer 2011 für den FC, anschließend war er vereinslos, ehe er beim japanischen Zweitligisten Kyoto Sanga anheuerte.

Thomas Broich

Thomas Broich, der gegen die Bayern für Ehret ins Spiel kam, verließ den FC schon im darauf folgenden Sommer. Die Saison 2009/10 verbrachte er beim 1. FC Nürnberg, auch dort wurde der eigentlich ja recht begabte Mittelfeldspieler nicht glücklich. Also wechselte er 2010 zu Brisbane Roar – der Rest der Geschichte ist bekannt: Broich wurde seitdem drei Mal Australischer Meister und zwei Mal als bester Spieler der A-League ausgezeichnet. Im September 2014 wurde seine außergewöhnliche Entwicklung mit der Wahl zum Fußballer des Jahrzehnts in Australien gekrönt. Chapeau.

Derek Boateng

Anfangs wurde vermutet, dem FC sei in Sachen Boateng ein Drafting-Fehler unterlaufen und der Klub habe vermutlich Jerome oder Kevin-Prince verpflichten wollen. Bestätigt ist das nicht, dennoch: Boateng erlebte keine gute Zeit beim FC und ist ein prima Beleg für einen Satz von Ex-Geschäftsführer Volker Finke, der einst erklärte, erstaunlich viele Spieler würden in Köln den Tiefpunkt ihrer Karriere erleben. Gegen München wurde Boateng in der Schlussminute für Novakovic eingewechselt. Nach seinem Abschied aus Köln im Sommer 2009 spielte Boateng erfolgreicher unter anderem in der spanischen Primera Division für den FC Getafe und in der Ukraine für Dnipro Dnipropetrowsk. Mittlerweile läuft er für den Erstliga-Aufsteiger SD Eibar wieder in Spanien auf. Auch nicht schlecht.