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Nach brisantem WechselSo geht FC-Neuzugang Isak Johannesson mit den Fan-Reaktionen um

4 min
Testspiel, SV Bergisch Gladbach vs. 1. FC Köln,  Mitte: Isak Johannesson (1. FC Köln), 12.07.2025, Bild: Herbert Bucco

Isak Johannesson im Kreis der neuen Kollegen. Beim 7:1-Sieg in Bergisch Gladbach feierte der Isländer sein FC-Debüt.

Isak Johannesson kam von Fortuna Düsseldorf nach Köln. Beim FC hat sich der Isländer viel vorgenommen und will möglichst lange bleiben.

Am vergangenen Donnerstag schlenderte Isak Bergmann Johannesson gut gelaunt mit seiner Freundin Agnes Perla Sigurdardottir über die Schildergasse. Erkannt wurde der Neuzugang des 1. FC Köln am frühen Abend von den vielen Shopping-Passanten offenbar nicht. Was sich vermutlich ändern wird, sollte der isländische Mittelfeldspieler beim Aufsteiger in der Bundesliga einschlagen.

„Ich fühle mich schon sehr wohl hier, die Menschen sind nett und helfen mir, mich gut einzufinden. Die Kultur hier ist ja ähnlich wie in Düsseldorf, ich bin schließlich nicht weit weggezogen. Die ersten Tage in Köln haben meiner Freundin und mir sehr gut hier gefallen“, sagt der 22-Jährige, der dank einer Ausstiegsklausel Rheinrivale Fortuna Düsseldorf verlassen hatte und für eine Ablösesumme von knapp 5,5 Millionen Euro zum FC gewechselt war, bei dem er einen Vertrag bis 2030 unterschrieb.

Ich kann die Wut schon verstehen, es besteht eine große Rivalität. Aber für mich ist das Wichtigste, was die Menschen im Klub sagen.
Isak Johannesson über die Reaktionen nach seinem Wechsel von Düsseldorf nach Köln

Nach Bekanntwerden des Transfers waren einige Fortuna-Fans außer sich und beleidigten Johannesson vor allem in den sozialen Netzwerken auf das Übelste, es gab sogar Drohungen. Der Isländer schien mit den teils hasserfüllten Reaktionen zumindest etwas gerechnet zu haben. „Ich kann die Wut schon verstehen, es besteht eine große Rivalität. Aber für mich ist das Wichtigste, was die Menschen im Klub sagen. Ich habe mich im Guten von Trainer Daniel Thioune, den Sportchefs und den Mitspielern verabschiedet. Das sind die Menschen, die mich kennen, die wissen, was für eine Person ich bin. Die anderen Dinge kann ich nicht kontrollieren“, sagt Johannesson, der für einen 22-Jährigen erstaunlich reflektiert wirkt.

Johannesson ist der neuntteuerste Transfer der Kölner Vereinsgeschichte. Der Zentrumsspieler will sich davon nicht beeinflussen lassen: „Ich spüre keinen Druck, ich mag es einfach, Fußball zu spielen. Ich bin ein junger Kerl, der gerne mit den Kollegen spielt.“ Einige diese Kollegen sind aber auf seiner Position auch Konkurrenten. Zu Denis Huseinbasic beispielsweise habe er schon eine gute Verbindung aufgebaut. Doch Johannesson wird nicht entgangen sein, dass der 24-jährige Bosnier noch wechseln könnte, der portugiesische Erstligist SC Braga ist interessiert. Auch Neuzugang Tom Krauß (24) kann im Zentrum spielen. „Dann kommt auch noch Eric Martel zurück. Ich will das Beste für den FC, da mache ich mir keinen Druck. Ich spiele am liebsten auf der Acht, aber ich fühle mich eigentlich überall im Mittelfeld wohl“, sagt der Isländer.

1. FC Köln: Isak Johannesson hat mit 22 schon viel im Profifußball erlebt

Obwohl erst 22 Jahre alt, hat Johannesson im Profifußball schon einiges erlebt und 33 A-Länderspiele bestritten. Mit 15 verließ er Island, um zu IFK Norrköping zu wechseln. Mit 16 folgte das Debüt in der ersten schwedischen Liga, mit 18 dann der Schritt nach Dänemark zum FC Kopenhagen. In den vergangenen beiden Spielzeiten stand er in Düsseldorf unter Vertrag, in 69 Pflichtspielen erzielte er 18 Treffer und bereitete 15 Tore vor – für einen Mittelfeldspieler eine beachtliche Quote.

Doch Johannesson weiß, dass die Unterschiede zwischen Zweiter Liga und Bundesliga enorm sind: „Das Tempo, die Fans, das Spiel mit und gegen den Ball: Alles ist einfach etwas größer. Deswegen wollte ich zum FC kommen und mich als Spieler weiterentwickeln. Dieser Verein gehört in die Bundesliga, jetzt wollen wir uns in der nächsten Saison etablieren. Wir wollen den Fans zeigen, dass wir ein gutes Bundesliga-Team sein können. Es wird in der ersten Saison sicherlich Höhen und Tiefen geben“, sagt der Mittelfeldspieler, der eine hohe Meinung von Lukas Kwasniok hat. Er möge dessen Art, Fußball zu denken. „Der Trainer lässt gerne mit viel Ballbesitz spielen, das passt zu meinen Qualitäten. Ich habe in den ersten Tagen viel gelernt. Ich freue mich darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten.“

Vater Joey hatte 15 Karriere-Stationen

Viele Tipps holt sich Johannesson bei seinem Vater Johannes Karl Guðjonsson. Der war selbst Fußballprofi und spielte in England, Spanien, Belgien und den Niederlanden. Als sein Vater auf Leihbasis für Aston Villa unter Vertrag stand, wurde Johannesson am 23. März 2003 in Sutton Coldfield bei Birmingham geboren. „Ich habe lange Zeit zu ihm aufgeschaut. Er hat mir viel mit der Mentalität geholfen, es auf Profi-Niveau zu schaffen“, sagt Johannesson, der drei jüngere Brüder hat. Vater „Joey“, der mit der Familie 2012 nach Island zurückkehrte, hatte in seiner Karriere gleich 15 Stationen vorzuweisen.

Doch obwohl er seinen Vater als Vorbild bezeichnet, will er dessen Anzahl an Klubs keinesfalls toppen: „Nein, nein. Ich würde gerne sehr lange in Köln bleiben. Das Stadion, das Trainingsgelände, die Stadt und die Jungs: Alles ist wirklich schön hier. Ich bin nicht getrieben, habe keine Eile und will dem FC für viele Jahre helfen.“

Und dann würde Johannesson auch unter Garantie nicht mehr so unerkannt durch die Kölner Fußgängerzone spazieren können.