Jonas Hofmanns Leistung und Martin Terriers Comeback-Tor machten den Leverkusener Sieg im Auswärtsspiel in Mainz besonders erfreulich.
4:3-Erfolg in MainzEin Spiel der schönen Geschichten für Bayer 04

Leverkusens Arthur freut sich mit Martin Terrier über seinen Treffer zum 4:2 in Mainz.
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Robert Andrich zog seine dicke Jacke aus und legte sie auf den Boden, als ein kleiner Junge im Mainz-Trikot rief: „Andrich, Andrich, kann ich dein Trikot?“ Der Nationalspieler streifte sich seine Arbeitskleidung vom tätowierten Oberkörper und überreichte sie dem Jungen, dessen Reaktion verriet, dass er davon ganz sicher allen seinen Freunden berichten wird. Ob der kleine Mainzer Fan weiß, dass er sogar ein ganz besonderes Stück Textil sein Eigen nennen darf, ist nicht überliefert.
Denn in diesem Trikot brach Andrich am Samstag einen Bundesliga-Rekord. Das 4:3 (2:1) mit Bayer Leverkusen beim FSV Mainz 05 war sein 38. Auswärtsspiel in Serie ohne Niederlage. Damit übertrumpfte der 31-Jährige die beiden Ex-Münchner Dante und Philipp Lahm (je 37). Bayer 04 steht als Klub bei 37 Spielen ohne Niederlage, verlor letztmals vor mehr als zwei Jahren im Mai 2023 beim VfL Bochum (0:3) in der Fremde – Andrich fehlte damals.
Andrichs Rekord war dabei nicht die einzige schöne Geschichte aus Leverkusener Sicht, die sich am sonnigen Herbstnachmittag in Rheinhessen ereignete. Etwas überraschend hatte Trainer Kasper Hjulmand, der in seinen sieben Pflichtspielen als Bayer-Trainer weiter unbesiegt ist, den seit mehreren Monaten strauchelnden Jonas Hofmann (33) in der Startelf aufgeboten. Ein Schachzug, der sich auszahlte. Der ehemalige Nationalspieler holte den Elfmeter vor dem 1:0 heraus und bereitete später das 3:1 vor. „Der Auswärtssieg, gepaart natürlich mit meinen Torbeteiligungen tut sehr gut. Mit diesem Gefühl, als Offensivspieler mit Scorerpunkten geholfen zu haben, werde ich heute gut einschlafen“, sagte Hofmann.
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Insgesamt wirkte es, als hätte der gesamte Bayer-Tross vor einer guten Nacht zu Sonntag gestanden. Denn über weite Strecken machten die Leverkusener ein gutes Spiel beim Drittletzten der Tabelle. Ein Hauch des Fußballs unter Ex-Coach Xabi Alonso wehte zum Beispiel beim Spielzug zum 2:0 durch Christian Kofane durch die Mainzer Arena. Nach Ballgewinn ließen die Gäste den Ball mit jeweils nur einem Kontakt durch die Reihen zirkulieren, bis er im Tor lag. Auch in der Folge hatte Leverkusen viel Spielkontrolle, spielte streckenweise seinen altbekannten Ballbesitzfußball mit guter Positionierung.
Dass es trotz dreimaliger Zwei-Tore-Führung immer wieder knapp wurde, lag an einer sehr anfälligen Defensive – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Mainz kam immer wieder durch individuelle Fehler im Abwehrverbund zurück. „Was heute gefehlt hat, ist, dass wir den Sack früher zu machen“, analysierte Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Häufig sind wir gut in die Zwischenräume gekommen, auf die Kette zugelaufen und dann hat der letzte Pass, oder der eiskalte Abschluss gefehlt.“
Martin Terrier hätte zum Beispiel auf 5:2 stellen können, doch er blieb am Mainzer Keeper Lasse Rieß hängen. Das war allerdings nur ein kleiner Makel an einem sonst sehr freudigen Tag für den Franzosen. Neun Monate nach seinem Achillessehnenriss im Januar hatte der 28-jährige Angreifer sein Comeback gefeiert – und mit einer seiner ersten Ballberührungen das 4:2 erzielt. „Es ist wirklich ein ganz besonderes Gefühl, ich bin sehr glücklich, denn es ist nie einfach, mit einer solchen Verletzung zu leben“, sagte Terrier. „Aber ich war immer positiv eingestellt. Ich habe immer nach vorne geschaut. Das ist erst der Anfang, ein erster Schritt mit der Mannschaft. Ich hoffe, dass ich wieder mein Niveau von vor der Verletzung erreichen kann.“
Terrier war im Sommer 2024 von Stade Rennes nach Leverkusen gekommen, stand bei 15 Bundesligaeinsätzen (zwei Tore) nur sechs Mal in der Startelf. „Es ist wie ein Neuanfang. Ich hatte hier in Leverkusen nicht die Chance, meine Qualitäten unter Beweis zu stellen. Ich glaube, ich habe seit meiner Ankunft nur 600 Minuten gespielt, also muss ich jetzt zeigen, was ich kann und warum der Verein mich verpflichtet hat.“
Bis zu sieben Ausfälle am Dienstag
Am liebsten würde er das natürlich bereits am Dienstag in der Champions League gegen den amtierenden Sieger der Königsklasse aus seiner Heimat, Paris St. Germain (21 Uhr), tun. Doch Terrier ist – genau wie Hofmann – nicht für die Ligaphase der Champions League gemeldet. Andere Profis hatten Anfang September den Vorzug erhalten. Doch von denen könnten für das Topspiel, in dem Bayer nach zwei Unentschieden in Kopenhagen und gegen Eindhoven bereits unter Druck steht, bis zu sieben Akteure ausfallen: Axel Tape und Exequiel Palacios sind nicht dabei. Bei Malik Tillman teilte Bayer am Sonntag mit, dass er mit einer Oberschenkelverletzung noch rund zwei Wochen ausfallen würde. Bei den angeschlagenen Jarell Quansah, Lucas Vázquez, Nathan Tella und Patrik Schick ist noch nicht klar, ob sie spielen können.
Einer, der fit und bereit ist, ist Andrich, der sich sehr über den Rekord als Auswärtskönig der Bundesliga freute: „Es hört sich geil an, das muss man schon sagen. Immer wieder, wenn unsere Rekorde angesprochen werden – vor allem dieses Auswärtsding, das kann sich ja keiner eigentlich vorstellen kann – muss ich lachen. Vor zwei Tagen habe ich gesagt, es wäre schon krass, wenn ich jetzt so allein da oben stehen würde. Eigentlich interessiert es keine Sau, aber es ist schon echt ein geiler Rekord.“