„Industrie unterrepräsentiert“Kölns Wirtschaft übt Kritik am neuen grünen Ratsbündnis

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Ford-Produktion in Köln

Köln – Kölns Wirtschaft bündelt ihre Kräfte. Erstmals hat sich ein breites Bündnis der größten Wirtschaftsvertreter und Verbände formiert, um im Dialog mit der Politik die Bedeutung der Wirtschaft für den Standort Köln stärker in den Fokus zu rücken.

In ihrem Positionspapier formulieren Industrie- und Handelskammer Köln, die Kölner Handwerkskammer sowie der Arbeitgeberverband und der DGB ihre Wünsche und Forderungen zu den Themenblöcke Wirtschaft und Industrie, Mobilität, Flächennutzung und Wohnungsbau sowie Bildung.

Köln hat viele Stärken

„Die Stärke der lokalen Wirtschaft liegt in ihrer Vielfalt, sagt IHK-Präsidentin Nicole Grünewald. Köln und das Umland verfügten sowohl über eine leistungsstarke Industrie, ein starkes Handwerk und eine vielfältige Handelslandschaft, einen breiten Dienstleistungsmix sowie einen attraktiven Messestandort. Floriere die Wirtschaft, erhöhe sich der finanzielle Handlungsspielraum der Stadt deutlich.

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„Wirtschaft sollte bei politischen und Verwaltungsentscheidungen automatisch mitgedacht werden“, fordert Grünewald. Auch müsse die Verwaltung erreichbarer und digitaler werden. Positiv wird das Signal bewertet, den Gewerbesteuerhebesatz in den kommenden fünf Jahren stabil halten.

Gunnar Herrmann (l), Hans Peter Wollseifer, Nicole Grünewald und Witich Roßmann

Gunnar Herrmann (l), Hans Peter Wollseifer, Nicole Grünewald und Witich Roßmann

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer betonte die hohe Bedeutung der Bildung für Köln. Für gute Fachkräfte der Zukunft brauche es eine starke Ausbildungslandschaft. Dabei sei die Digitalisierung für Schulen, Universitäten und Betriebe ebenso wichtig, wie der Ausbau der Schulen, auch um Wohlstand in der Stadt zu sichern.

In den Plänen des neuen grünen Ratsbündnisses seien Wirtschaft und Industrie bislang deutlich unterrepräsentiert, sagt Arbeitgeber- und Fordchef Gunnar Herrmann. Es fehle ein roter Faden und eine Ausgewogenheit. Zwar zeigten die politischen Weichenstellungen den „Geist der Jugend“, so Herrmann. Für die Generation der Babyboomer sowie Familien habe das Ratsbündnis aber bislang wenig anzubieten.

Herrmann will Smart Mobility

In Fragen der Mobilität greife die Fokussierung nur auf das Fahrrad eindeutig zu kurz. „Das ist ein Blick zurück und es fehlen Ideen einer Smart Mobility“, sagte Herrmann. Es müssten technologieoffen Überlegungen angestellt werden, welche individuellen und kollektiven Fortbewegungsmittel sowie Antriebsformen für unterschiedliche Mobilitätsbedarfe zweckmäßig und zur Erreichung von Umwelt- und Klimazielen sinnvoll seien.

Kölns DGB-Chef Witich Roßmann forderte ein klares Konzept für die Nutzung der Flächen. Das sei von zentraler Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Standortes. Wohnungsbau und Gewerbeflächen dürften nicht länger in Konkurrenz zueinander stehen, sondern müssten in Einklang gebracht werden.

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Außerdem müssten Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Mit Blick auf die Klimaziele müsse der Bereich Wohnen einen Beitrag zu Nachhaltigkeit leisten. Das Bündnis hofft es jetzt auf einen konstruktiven Dialog mit der Politik. Die ersten Signale seien bereits positiv.

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