1,5 Milliarden Euro VerlustAusfall des Karneval hat schwere wirtschaftliche Folgen

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Das Kölner Dreigestirn: Jungfrau Björn Braun, Prinz Sven Oleff und Bauer Gereon Glasemacher

  • Rund 1,5 Milliarden Euro Verlust entstehen bundesweit durch den Ausfall des Karnevals.
  • In Köln sind die Auswirkungen naturgemäß besonders stark – und treffen nicht nur die Branchen, von denen man es auf den ersten Blick erwartet.

Köln – Der weitgehende Ausfall der diesjährigen Karnevalssession führt bundesweit zu einem wirtschaftlichen Schaden von rund 1,5 Milliarden Euro.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die die Verluste verschiedener Branchen zusammenträgt. Am höchsten sind die Ausfälle bei Gastronomie und Verzehr: Das Minus liegt hier bei rund 660 Millionen Euro. Im Einzelhandel fehlen dagegen rund 330 Millionen Euro Umsatz, davon 280 Millionen Euro im Kostümverkauf.

Dadurch, dass in diesem Jahr keine Karnevalisten in die Hochburgen nach Köln, Mainz und Düsseldorf reisen werden, entsteht dem Transportsektor laut IW ein Schaden von rund 240 Millionen Euro. Das Hotelgewerbe verliert 160 Millionen.

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Nicht alles bricht weg

Das Institut berücksichtigt in seiner Rechnung, dass die Umsätze nicht zu hundert Prozent wegfallen werden. „Beispielsweise sind die Einzelhandelsverkäufe von alkoholischen Getränken in der Woche vor Karneval höher als im Jahresdurchschnitt. Davon ist auch in diesem Februar auszugehen“.

Außerdem merken die Autoren an, dass die Session in diesem Jahr mit 98 Tagen vergleichsweise kurz sei, wodurch auch die Umsatzausfälle entsprechend geringer ausfielen. Da die „fünfte Jahreszeit“ zwar jedes Jahr am 11. November beginnt, der Ostermontag sich aber verschiebt, ergeben sich teils sehr unterschiedliche Sessions-Längen – in denen entsprechend mehr oder weniger Umsatz gemacht wird.

Köln stark betroffen

Köln ist dabei naturgemäß besonders stark von der Absage des Karnevals betroffen. Erst am Wochenende hatte die Boston Consulting Group (BCG) eine Studie veröffentlicht, die den Verlust der Stadt auf rund 600 Millionen Euro bezifferte. Nur rund neun Millionen Euro Umsatz würden in diesem Jahr gemacht – weniger als zwei Prozent des üblichen Wertes. Sie entfallen auf Internetformate und den Online-Verlauf von Kostümen und Orden. Die Autoren befürchten Insolvenzen in der Veranstaltungs- und Gastronomiebranche.

Brauereien hart getroffen

Die Kölner Brauereien dürfte es dabei besonders hart treffen: „Der Einbruch wird dramatisch werden“, sagte Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes, kürzlich. Schon das vergangene Jahr sei mit einem Umsatzrückgang von rund 17 Prozent schlecht gelaufen – und da habe man sogar noch Karneval feiern können. Die Brauereien leiden derzeit vor allem darunter, dass der Absatz vom margenstarken Fassbier auf nahezu null Prozent gefallen ist.

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Aber nicht nur Gastronomie, Veranstaltungswirtschaft und Einzelhandel sind gebeutelt: „Der Karneval ist auch fürs Handwerk ein bedeutender Wirtschaftsfaktor“, sagt Garrelt Duin, Geschäftsführer der Kölner Handwerkskammer. „Umso mehr schmerzt es, dass Handwerksbetriebe, die hierfür eigentlich Dienstleistungen anbieten oder Waren produzieren, in dieser Session faktisch keinen Umsatz haben.“ Abseits von Brauereien und Bäckereien treffen die Verluste auch all die Betriebe, die in normalen Zeiten Bühnen und Tribünen bauen: Tischler, Elektriker, Gerüstbauer. Die Absage des Karnevals werde „im gesamten Ballungsraum rund um Köln, Bonn und Leverkusen tiefe Spuren“ hinterlassen.

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