Geringe NachfrageMöbelindustrie meldet wieder verstärkt Kurzarbeit an

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Designer-Möbel stehen während der Möbelmesse imm cologne 2020 auf dem Stand des Herstellers Reflex.

Die Nachfrage nach Möbeln – hier auf der Möbelmesse IMM – ist zuletzt gesunken.

Die schlechte Konjunktur macht der Möbelindustrie zu schaffen. Derweil gibt es Änderungen im Konzept der Möbelmesse IMM.

Die schlechte Konsumstimmung und schwache Bauwirtschaft machen der deutschen Möbelindustrie derzeit massiv zu schaffen. „Die Menschen sind angesichts der Inflation und der langwierigen politischen Debatte über das Heizungsgesetz verunsichert und scheuen die Anschaffung langfristiger Konsumgüter“, sagte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM und VHK) am Montag in Köln.

Im laufenden Jahr sank der Umsatz bislang um 0,2 Prozent. „Dieser Rückgang spiegelt die tatsächliche Marktlage unserer Einschätzung nach nur unzureichend wider“, sagte Jan Kurth. Grund dafür seien „notwendige“ Preiserhöhungen, Auftragsüberhänge und statistische Effekte. Insgesamt erwartet die Industrie für das laufende Jahr Umsatzrückgänge von fünf bis sieben Prozent. Wohnmöbelhersteller beklagten von Januar bis Juli 2023 beim wertmäßigen Auftragseingang einen Rückgang von rund 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei Polstermöbeln lag der Rückgang bei etwa zehn Prozent, bei den Küchenmöbeln bei rund zwei Prozent. Auch für das Jahr 2024 erwartet die Branche eher einen schwachen Verlauf.

Viele Unternehmen setzen auf Kurzarbeit

Das führt dazu, dass derzeit wieder viele Unternehmen in der Branche auf Kurzarbeit setzen: 35 Prozent der vom VDM befragten Möbelproduzenten haben sie bereits beantragt, 36 weitere Prozent planen, das noch im Laufe des Jahres zu tun. Ein Viertel der befragten Hersteller gehe für das Gesamtjahr von einer sinkenden Beschäftigtenzahl in ihrem Betrieb aus, so Kurth. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Zahl schon in den vergangenen Jahren stetig gesunken ist. Arbeiteten 2018 noch 84.639 Menschen in der Möbelindustrie, waren es 2022 nur noch 78.304.

Die Liste der strukturellen Defizite in Deutschland sei lang, so Kurth, der neben den hohen Energiepreisen auch langwierige Genehmigungsverfahren und den Fachkräftemangel als Beispiel nannte. Die aktuellen Debatten zeigten, dass es nach der Agenda 2010 „wieder Zeit ist für eine neue Reform-Agenda“. Zusätzlich dazu brauche es aber auch kurzfristig wirkende Impulse „insbesondere zur Belebung des Bauumfeldes und der Konsumausgaben“.

Weniger Probleme bei Materialversorgung

Denn diese zwei Problemfelder machen der Branche derzeit besonders zu schaffen. Im Juli hat sich die ohnehin angeschlagene Stimmung in der Möbelindustrie laut einer Umfrage des Ifo-Instituts weiter verschlechtert. Mit einem Wert von minus 30,9 Punkten liegt der Geschäftsklimaindex für die Branche auch deutlich unter dem Vergleichswert für das gesamte verarbeitende Gewerbe (minus 14,2 Punkte).

Entspannt hat sich dagegen die Materialversorgung. Hier hatte es in der Pandemie Engpässe, hohe Preissteigerungen und lange Lieferzeiten gegeben. Letztere haben sich nun wieder auf vier bis acht Wochen reduziert. Die Preise für Material sind derzeit teilweise rückläufig, während die für Verpackungsmaterialien und Logistik weiter steigen. Energie bleibt teuer und damit ebenfalls eine Belastung.

Exportquote bei Möbeln soll laut Verband weiter steigen

Perspektiven sieht die Branche derweil Chancen im Auslandsgeschäft. Der Anteil exportierter Möbel am Gesamtumsatz legte zuletzt leicht auf 33,6 Prozent zu. In den kommenden Jahren könnte er auf bis zu 50 Prozent steigen, hofft Kurth. „Hoffentlich nicht, weil der deutsche Markt so schwach ist, dass die Quote automatisch diese Größenordnung erreicht, sondern durch zusätzliche Verkäufe im Ausland.“

Derweil nutzte die Kölner Messe die Gelegenheit, auch Veränderungen im Konzept der internationalen Möbel- und Einrichtungsmesse (IMM Cologne) vorzustellen. Nach zwei coronabedingten Ausfällen und einer Terminverschiebung in den Sommer findet die Möbelmesse 2024 erstmals wieder planmäßig zu Jahresbeginn statt, nämlich vom 14. bis 18. Januar. Anders als in der Vergangenheit soll es allerdings keine ausgewiesenen Tage mehr für private Besucher geben. Damit wird die Messe zu einer reinen Fachbesuchermesse, auch wenn Privatpersonen beispielsweise über Architekten oder Inneneinrichter Zugang bekommen können.

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