Vor Champs-ÉlyséesSchildergasse war im Herbst die bestbesuchte Einkaufsstraße Europas

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Schildergasse Weiser

Passanten kaufen auf der Kölner Schildergasse ein. (Archivbild)

Köln, Paris – In Köln ist die Entwicklung der Fußgängerzonen in der Innenstadt ein vieldiskutiertes Thema – nun hat eine Auswertung die Schildergasse zur zuletzt bestbesuchten Einkaufsstraße Europas gekürt.

Nach Zahlen der französischen Bank BNP Paribas besuchten am Stichtag im September 77.200 Menschen die Straße in der Kölner Innenstadt – und damit fast 5000 mehr als die zweitplatzierte Oxford Street in London. Auch die bekannte Gran Via in Madrid (Rang fünf), die Regent Street in London (Rang sechs) und die Avenue des Champs-Élysées (Rang 10) ließ die Schildergasse hinter sich. Mit der Hohe Straße (Platz acht) schafft es sogar auch die zweite zentrale Einkaufsstraße Kölns in die Top 10.

Deutsche Straßen hoch oben im Ranking

Aber auch andere deutsche Städte schnitten gut ab. BNP Paribas hebt die Performance deutscher Stadtzentren hervor und betont, Köln, München und Frankfurt stünden alle weit oben im Ranking. Auch die Kaufingerstraße in München (Platz drei), die Zeil in Frankfurt (Platz vier), die Königsstraße in Stuttgart (Platz 11) und die Schadowstraße auf Platz 15 in Düsseldorf schneiden auffällig gut ab.

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Manfred Janssen, Geschäftsführer der Kölnbusiness-Wirtschaftsförderung sieht im Kölner Ergebnis ein starkes Signal: „Mit der Anziehungskraft von Schildergasse und Hohe Straße hat sich Köln an die europäische Spitze gesetzt. Die vielfältigen Angebote unserer Stadt bieten ein Einkaufserlebnis, das weiterhin mit den anderen Metropolen in Europa mithält.“ Obwohl die Pandemie viele Branchen beeinträchtigt habe, könne man optimistisch in die Zukunft blicken. „Gemeinsam gilt es nun, die Attraktivität unserer Einkaufsstraßen weiter auszubauen und durch neue Formate zu erweitern. So bleibt Köln eine Shoppingmetropole mit internationaler Strahlkraft.“

Innenstadt ist Dauerthema in der Politik

Die Strahlkraft und Perspektive der Kölner Innenstadt sind in der städtischen Politik und Wirtschaft Dauerthema. Die Herausforderungen sind vielfältig: Denn die Pandemie hat den ohnehin belasteten stationären Einzelhandel weiter unter Druck gesetzt. Die Frequenzen des vergangenen Jahres bedeuteten – trotz der internationalen Auszeichnung – wohl dennoch einen leichten Rückgang im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit: Während das Kölner Unternehmen Hystreet im September 2021 einen Maximalwert von 93.300 maß, lag der höchste September-Messwert aus dem Jahr 2019 mit 109.350 spürbar höher.

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Das Handelsforschungsinstitut IFH Köln rechnet damit, dass – bedingt durch den Strukturwandel im Handel und verstärkt durch Corona – bis 2030 bis zu 80.000 Läden und damit ein Fünftel aller stationären Geschäfte Deutschlands schließen werden. Die Innenstädte werden sich wandeln, Expertinnen und Experten sind sich einig darin, dass dort künftig neben dem Handel auch Arbeit, Wohnen und Freizeit eine stärkere Rolle spielen sollen. Die schwarz-gelbe NRW-Landesregierung kündigte im Dezember einen neuen Einzelhandelserlass an, der Innenstädte fit für die Zukunft machen soll. Schon zuvor waren millionenschwere Programme auf den Weg gebracht worden.

Leerstandsquote im normalen Bereich

Für Köln mahnte das Stadtmarketing im Dezember eine fehlende Weiterentwicklung von zentralen Orten an. Köln-Business-Geschäftsführer Janssen zeigte sich dagegen zuletzt optimistisch, dass der Wandel gelingen könne. Alle wichtigen Standortfaktoren seien vorhanden. Positiv bewertete Kölnbusiness auch die Leerstandsquote von fünf Prozent in der Innenstadt. Das bilde die normale Fluktuation ab und sei nötig, um die Ansiedlung größerer Geschäfte zu ermöglichen, sagte Manfred Janssen.

BNP Paribas hebt in seiner Auswertung die „Innovationskraft“ der Stadt hervor – und nennt als Beispiel dafür die Ansiedlung des ersten Rewe Pick&Go-Marktes am Neumarkt, wo Kundinnen und Kunden ohne Kassenkontakt einkaufen können. Außerdem lobt die Bank die Entwicklung des Antoniterquartiers und die Ansiedlung von Geschäften wie der 2300 Quadratmeter-Snipes-Filiale. In der Auswertung hat BNP Paribas die Einkaufsstraßen der größten europäischen Städte untersucht und miteinander verglichen.

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