Kölner Verband der Modehändler„Der Branche droht ein Crash, der sich gewaschen hat“

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Die leere Schildergasse in Köln, aufgenommen am 18. März 2020

Die leere Schildergasse in Köln, aufgenommen am 18. März 2020

  • Die Corona-Krise hat für viele Modehändler existenzbedrohende Folgen.
  • Manche von ihnen könnten nur einen Monat durchhalten, sagt Axel Augustin vom Handelsverband Textil in Köln.
  • Er befürchtet sogar: Es könnten mehr Unternehmen sterben als Menschen aus Nicht-Riskogruppen.

Köln – Die Lager sind voll mit Ware, die Geschäfte bleiben geschlossen: Die Corona-Krise stellt gerade auch den Textil- und Modehandel mit seiner Saisonware vor existenzbedrohende Herausforderungen.

Der Handelsverband Textil (BTE) mit Sitz in Köln appelliert nun an Vermieter, auf Mietforderungen zu verzichten oder die Mieten zumindest drastisch zu kürzen. „Das kann viele Geschäfte über ein, zwei Monate retten“, sagt Sprecher Axel Augustin. Die Mieten machten im Schnitt rund fünf Prozent des Umsatzes eines Geschäfts aus. In Toplagen seien es sogar bis zu zehn Prozent.

Kosten drücken

Augustin geht davon aus, dass ein wirtschaftlich gesundes Geschäft eine einmonatige Schließung verkraften könne. „Bei zweien wird es schwieriger, bei dreien knallt es.“ Aktuell müssten die Händler „alles an Kosten drücken, was geht.“ Bis zu den Geschäftsschließungen hätten viele versucht, mit Rabattaktionen gegenzusteuern. Nun appellieren sie nur noch: Kauft nicht nur bei Amazon. Peter Achten, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW, sagte zuletzt im Gespräch mit der dpa, bei einem mittelständischen Unternehmen könne aus einem Jahresergebnis von einer Million „bei nur einem Monat Schließung fünf Millionen Euro Verlust werden“.

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Die Zeit vor Ostern wäre für den Handel besonders wichtig gewesen: Dann kaufen traditionell viele Menschen ein, auch, um sich für verschiedene Anlässe mit neuer Kleidung einzudecken. Stattdessen sei nun reichlich bereits bezahlte Ware da, sagt Augustin, von der niemand wisse, was er damit machen solle. Und: Das Problem werde sich in der nächsten Zeit mit neuen Warenanlieferungen nur noch verstärken. Ware, die die Händler bei den geschlossenen Geschäften nicht einmal annehmen können.

Der Modebranche droht ein Crash

„Meine persönliche Prognose? Wenn das mehrere Monate so weitergeht, dann wird es in der Modebranche einen Crash geben, der sich gewaschen hat“, sagt Augustin. Im Moment sei es „richtig und wichtig“, Menschenleben zu retten. „Aber irgendwann müssen wir überlegen, welche Auswirkungen die Maßnahmen auf Wirtschaft – und die damit zusammenhängende Finanzierung des Gesundheitswesens haben.“ Bei Massenarbeitslosigkeit und Ladensterben könne auch niemand mehr Beiträge zahlen.

Und nach der Krise? Es gibt verschiedene Ideen, wie sich der Einzelhandel nach der Corona-Starre entwickeln werde. Einige glauben, dass der Onlinehandel profitieren wird; andere, dass mehr lokal und nachhaltig eingekauft wird. „Das ist zurzeit alles noch Spekulation“, sagt Augustin. „Es hängt von der Frage ab: Wer ist nach der Krise übrig? Die Toten werden am Ende des Krieges gezählt. Ich fürchte, dass mehr Unternehmen die Krise nicht überleben werden als Menschen aus der Nicht-Risikogruppe.“

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