„Ich bereue nichts“Neues Album mit 83 Jahren - Judy Collins kommt nach Köln

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Judy Collins

Judy Collins hat mit 83 Jahren ihr erstes vollständig selbstgeschriebenes Album veröffentlicht und singt im November im Kölner Tanzbrunnen. 

Köln – Sie ist 83 Jahre alt, hat wohl eine der sanftesten Stimmen ihrer Generation. Manch einer nennt sie auch engelsgleich. Und sie denkt nicht im Ansatz ans Aufhören: Judy Collins, geboren 1939 in Seattle, ist US-amerikanische Folksängerin und Songschreiberin. Bekannt geworden ist sie durch ihre Interpretationen klassischer Songs, ganz oben zu nennen ist ihre Version von „Send In The Clowns“ aus dem Musical „A Little Night Music“. Ihr 29. Album „Spellbound“ ist nun das erste, das ausschließlich aus ihren eigenen Songs besteht. Collins kommt im Rahmen der Sound-Of-Nashville-Konzertreihe am 8. November ins Theater am Tanzbrunnen in Köln.

Mrs. Collins, waren Sie schon einmal in Köln?

 Ich war einmal in Köln, und ich habe den Kölner Dom besucht. Ich habe dort einige Zeit damit verbracht, das Triptychon zu betrachten - Ein Freund von mir hat darüber einen Forschungsbericht geschrieben. Köln ist eine wunderschöne Stadt und ich kann es kaum erwarten, wieder dort zu sein. Ich habe nicht immer die Zeit, die Städte zu besichtigen, in denen ich spiele, aber manchmal klappt es.

Ist es nicht unglaublich anstrengend und stressig, so um die Welt zu reisen? Besonders im Alter von 83?

 (lacht) Nun ja, ich glaube, ich mache mich noch ganz gut. Ich liebe es zu reisen, ich liebe es zu fliegen. Glücklicherweise ist das das, womit ich mein Geld verdiene. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, diese Möglichkeit zu haben. Ich liebe es und es ist gut für mich.

Was ist Ihr Geheimnis, im Alter so fit und aktiv zu sein? Manch einer ist mit 83 schon seit 20 Jahren in Rente.

 Ich wurde als klassische Pianistin ausgebildet. Mir ist aufgefallen, dass die meisten Menschen in der klassischen Musikwelt, insbesondere Dirigenten, arbeiten bis in ihre 90er. So habe ich es gelernt und ich freue mich auf die guten Jahre, die kommen.

Und Sie haben nie daran gedacht, aufzuhören?

 Oh Gott, Nein! Das, was am nächsten an Rente herankommt, war die Corona-Pandemie. Ich durfte 14 Monate in meiner Wohnung verbringen und das Spannendste war, durch den Park zu spazieren und Essen von verschiedenen Lokalen zu bestellen. Ich bin einmal nach Norfolk, Virginia, gefahren für ein virtuelles Konzert. Aber das war’s auch.

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 Wieso haben Sie sich jetzt dazu entschieden, ein Album nur mit selbstgeschriebenen Songs zu veröffentlichen?

 Ich habe mit Ari Hest zusammengearbeitet und mit ihm 2015 das Album „Silver Skies Blue“ - welches für einen Grammy nominiert war - geschrieben. Er und ich haben das gemeinsam gemacht und das hat sich dann praktisch selbst erweitert. Das war eine wundervolle Zeit und ich bin einfach in dieser Spur geblieben.

50 Jahre im Musikgeschäft – gibt es etwas, das Sie anders machen würden?

Vielleicht würde ich nicht mehr so viel trinken, wie ich es getan habe, als ich jünger war. Aber ich bereue sonst nichts. Alles was ich getan habe, hat dazu beigetragen, dass ich jetzt da bin, wo ich bin. Meine Arbeit fühlt sich gut an und ich bin aufgeregt auf das, was kommt.

Sie würden nichts ändern?

 Ich mag die Tatsache nicht, dass ich Menschen, die ich liebe, verloren habe. Aber das ist die Herausforderung, wenn man eine lange Zeit lebt, dass man geliebte Menschen überlebt. Der einzige Trost ist, dass sie eigentlich noch irgendwie bei dir sind. Und du kannst sie herbeirufen, wann immer du willst.

Zurück zu „Spellbound“. Was ist die Quintessenz Ihres Albums?

 Wir brauchen Schönheit in unserem Leben. Und mein Versuch mit „Spellbound“ ist es, sich auf die Dinge zu fokussieren, die Menschen in eine Welt voll Schönheit heben, musikalisch und textlich. Ich glaube, wir brauchen das, um auf diesem Planeten zu leben. Die Welt ist so ein gefährlicher und schrecklicher Ort, genauso aber ist er auch gefüllt mit dem Schönen. Ich wollte dazu beitragen, mehr davon in das Universum zu bringen.

Haben Sie Pläne für nach der Tour?

Oh, ich habe noch 15 Alben zu schreiben! Ich habe viele Pläne. Ich habe mal ein Album mit Duetten mit Männern zusammengestellt, das war „Strangers Again“. Ich möchte das mit Frauen machen, hauptsächliche traditionelle Lieder. Daran arbeite ich, außerdem an einem Album mit Joni-Mitchell-Songs und ein weiteres mit meinen eigenen Songs. Also, ich habe jede Menge Arbeit vor mir.

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