33. Kölner SommerfestivalStomp, Mummenschanz und Hommage an David Bowie

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Das Complexions Contemporary Ballet in Aktion

Köln – „Wir schauen optimistisch in den Sommer“, sagt Philharmonie-Intendant Lowrens Langevoort. Vor drei Jahren hätte dieser Satz eines Veranstalters kaum ein müdes Lächeln auf die Lippen des Autors gezaubert. Jetzt steht er zu Beginn eines Textes und kann durchaus als mutig bezeichnet werden. Zu groß die immer neuen Überraschungen, die „dat dreckelije Virus“, wie Comedienne Gaby Köster Corona nennt, mit sich bringt. „Wir sind ab dieser Woche in der glücklichen Situation, endlich wieder 2200 Menschen aufnehmen zu dürfen. Die große Unbekannte dabei ist: Wie nehmen sie das an?“ Eine Frage, die sich derzeit die ganze Branche stellt.

„Glücklicherweise ist die Musik ewig“

Allemal zu rechtfertigen ist der Optimismus Langevoorts angesichts der Verlockungen, die das Programm des 33. Kölner Sommerfestivals in der Philharmonie bietet. Und das trotz der erneuten Verschiebung der „Carmina Burana“ von Carl Orff auf 2023. „Wahnsinn, wenn man sich vorstellt, dass jemand Weihnachten 2019 ein Ticket gekauft, das er dann vier Jahre später erst einlösen kann“, sagt der Niederländer. „Glücklicherweise ist die Musik ewig.“

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Das Rhythmus-Spektakel Stomp.

Auch Mitveranstalter Ralf Kokemüller (BB Promotion) sprach rückblickend von einer „furchtbaren Zeit für die Kultur“, freute sich aber umso mehr, den Menschen eine „Tankstelle für die Seele“ anbieten zu können. „Zwei Stunden rausgehen und den grauen Alltag vergessen, das geht bei unserem Festival, das mit drei Produktionen höchster Qualität besticht.“

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Mummenschanz, Pantomime aus der Schweiz.

Los geht es mit den „Poeten der Stille“ aus der Schweiz. Seit 50 Jahren begeistert „Mummenschanz“ mit seiner stillen Mischung aus Pantomime, Figurentheater, Masken und Choreographie. Anfang der Achtziger Jahre hatte Alfred Biolek die Formation für seine Sendung „Bio’s Bahnhof“ entdeckt, seither tourt Mummenschanz erfolgreich um die Welt. Mit Klopapiergesichtern, die meterweise Tränen vergießen vor Liebeskummer oder unscheinbaren Gegenständen wie Bändern, Stöcken oder Knete, denen das Ensemble ein Eigenleben mit menschlichen Konturen einhaucht. Zu erleben am 8. Und 9. Juli bundesweit exklusiv in Köln.

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Tanz auf höchstem Niveau bei "Star Dust".

„Auf die Stille folgt die Rhythmik“, erläutert Kokemüller. „Stomp“ (12-17. Juli) gieße Alltagsgegenstände in eine Theaterform, verbinde Tanzelemente mit elektrisierendem Trommeln, humorvoll und improvisiert, ein Rhythmical eben. „Acht sehr unterschiedliche Charaktere auf der Bühne, Schlagzeuger-Unikate“, die mit Blechmülltonnen, Einkaufswagen oder Plastikwasserflaschen die Philharmonie so zum Beben bringen, dass es wohl bis in die Straßenbahn im benachbarten KVB-Tunnel zu hören ist.

Best-of-Programm von Luke Cresswell und Steve McNicholas

Die Gründer Luke Cresswell und Steve McNicholas haben in ihrem Best-of-Programm, das nach 25 Jahren in die Philharmonie zurück kehrt, auch zwei neue Nummern im Gepäck: „Suitcases“  ist ein wahnwitziger Tanz mit Rollkoffern und in „Poltergeist“ befasst man sich mit fliegenden Gegenständen aus Filmen.

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Die Poesie des Tanzes bringt dann die New Yorker Tanzkompanie Complexion Contemporary Ballet (19.-24. Juli). Die Truppe um die ehemaligen Alvin-Ailey-Solisten Dwight Roden und Desmond Richardson präsentiert wie schon 2019 ihr zweiteiliges Programm „Star Dust – From Bach to Bowie“. Die Mischung aus Klassik, Ballett und Popkultur habe „den Nerv der Tanzstadt Köln“ getroffen, sagt Ralf Kokemüller.

Choreograf Roden feiert hier sein Idol David Bowie und folgt kompromisslos dessen Ästhetik: „Seine Musik ist rhythmisch so dicht, mit so vielen Bildern in den Songtexten. Es gibt so unterschiedliche Typen und Farben in seiner Persönlichkeit, dass sich wie von selbst ein Stück daraus entwickelt.“ Songs wie „Space Oddity“, „Life on Mars?“, „Let’s dance“ oder „Changes“  werden in fantasievolle Tänze umgesetzt. Im zweiten Teil tanzt man zu  Musik von Carl Philipp Emanuel Bach.

33. Kölner Sommerfestival, Philharmonie, Bischofsgartenstraße, Köln-Innenstadt. Veranstaltungen zwischen 8. und 24. Juli 2022. Tickets ab 34,50 Euro zzgl. VVK unter der Tickethotline der Philharmonie 0221-280280 oder online.

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