Bilanz zu Partys am WochenendeKölner Polizei löst Feier mit 500 Gästen auf

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Die Zülpicher Straße wurde erneut geräumt.

  • Am vergangenen Wochenende sind Kölner Ordnungsamt und Polizei wegen Feiern trotz der Corona-Pandemie eingeschritten.
  • Entsprechend hatten Polizei, Wirte und Ordnungsamt angekündigt, sich auf dieses Wochenende vorzubereiten.
  • Die Warnung hat offenbar geholfen, in den Party-Zonen der Innenstadt bleibt es größtenteils ruhig. In Vogelsang hat die Polizei allerdings eine Feier mit 500 Gästen aufgelöst.
  • Die Bilanz zum Wochenende und ein Blick auf die Hotspots.

Köln – Köln hat ein weiteres Party-Wochenende unter Corona-Bedingungen hinter sich. Anders als in den Vorwochen blieb es vielerorts draußen ruhig, womöglich weil ein recht kühler Wind durch die Stadt zog. Einzig die Zülpicher Straße erwies sich abermals als „Hotspot“. Ein Rundgang zu den wichtigsten Schauplätzen.

Der Stadtgarten

Viel zu sehen von den zuletzt überbordenden Stehpartys am Mäuerchen ist in dieser Nacht nicht. Die vielleicht lauteste Feier hier findet in einer Wohngemeinschaft statt. Bestimmt ein Dutzend junger Frauen grölen „Hit me Baby One More Time“ durch die offenen Fenster. Kann sein, dass einige von ihnen noch nicht geboren waren, als Britney Spears 1998 den Teenies der Welt diese Pop-Hymne schenkte.

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Alles zum Thema Zülpicher Straße in Köln

Um Punkt Mitternacht singen ein paar andere vor dem Kiosk auf der Ecke „Happy Birthday“. Am Mäuerchen und im Parkeingang stehen bei Kioskbieren auch noch Kleingruppen. Eine davon diskutiert, wie der Max drauf ist, wenn er gekifft hat. Sonst geschieht nicht viel.

Brüsseler Platz

So leer hat man den zentralen Platz der Kölner Feier-Szene in einer Samstagnacht im Sommer lange nicht gesehen. Die Fläche ist ohnehin zum Stehenbleiben gesperrt. Die Baustelle leistet ihr Übriges. Fünf Männer beraten vor einem Kiosk, welchen Schnaps sie mitnehmen. Auf dem Gehweg Richtung Aachener Straße schlendern einige mit Kölsch in der Hand.

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Szene von der Aachener Straße: Trotz Corona-Pandemie versammeln sich viele Feiernde auf Plätzen und vor Kiosks.

Auch am nah gelegenen Kreisverkehr vor dem „Goldenen Schuss“ – vor ein paar Wochen noch überfüllt geräumt – hält sich gegen halb eins fast niemand auf. Die Dringlichkeit, die Partyszene im Belgischen Viertel durch einen Biergarten auf der Vogelsanger Straße zu entzerren, erschließt sich zumindest in dieser Nacht nicht. Zuletzt war das allerdings anders.

Die Kölner Ringe

Etwa zeitgleich gibt es unweit einen größeren Einsatz von Polizei und Ordnungsamt am Friesenplatz. Das „Nachtflug“ ist zwar in der Corona-Zwangspause, aber vor den Clubs gegenüber ist schon den ganzen Abend sehr viel los. Mehrmals an diesem Abend, so auch gegen 0.30 Uhr, wird es auch den Beamten zu voll. Sie bilden eine kleine Polizeikette, und fordern die Menschen vor den Clubs auf zu gehen.

Zülpicher Straße

Vor dem großen Kiosk auf dem Zülpicher Platz ist normaler Samstagabend-Betrieb. Nur Karneval ist es voller. Schon vorausgegangene Nacht wurde hier erst gefeiert und dann geräumt. Auf der Zülpicher Straße haben viele Bars und Restaurants draußen Tische und Stühle aufgebaut. Seit Mitternacht dürfte im Freien aus Lärmschutz-Gründen eigentlich niemand mehr bedient werden. Um kurz nach eins hat das Ordnungsamt genug und räumt mit gut zwei Dutzend Leuten den Platz und die Straße. Wer jetzt noch auf dem Gehweg steht, wird aufgefordert, zu gehen. Vier junge Männer kommen aus der Kneipe „Oma Kleinmann“.

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Das Kölner Ordnungsamt im Einsatz am Zülpicher Platz.

Die Frau vom Ordnungsamt wünscht ihnen mit entschlossener Stimme hinter ihrer Maske einen guten Nachhauseweg. Weiterfeiern auf der Zülpicher ist jetzt nicht mehr. Die Leute vom Ordnungsamt lassen sich von den Wirten alle Konzessionen zeigen. Ein Bar-Betreiber, der anonym bleiben will, hält das für „reine Schikane“. Auch dass er nun Fenster und Türen schließen muss, dass draußen niemand mehr stehen darf, auch nicht zum Rauchen, macht ihn wütend. 

„Das ist doch vollkommen unrealistisch. Entweder wir dürfen nach drei Monaten Stillstand wieder öffnen und haben hier normalen Betrieb, oder man verbietet uns zu öffnen. Dann müssen die uns finanzielle Hilfen geben. Aber so macht es keinen Sinn. Soll ich meinen Gästen etwa sagen, dass sie nach Hause gehen sollen, wenn sie draußen sind?“ In einem Döner-Laden werden die Beamten nach ihrer Ansprache mit höhnischen Sprüchen und Applaus verabschiedet. Ein Gast einer anderen Bar versucht, mit den Beamten über Corona zu diskutieren.

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„Glauben Sie wirklich daran?“, fragt er zuerst den Mann vom Ordnungsamt und danach den Reporter. Alles übertrieben, meint er. „Diese Angst ist schon fast krankhaft.“ Sein Bier trinkt er 20 Meter weiter. Komplett leer ist die Straße auch nach der Räumung nicht.

Die Schaafenstraße

Gegen 1 Uhr ist es auch auf der Schaafenstraße laut und voll – allerdings lange nicht so sehr wie befürchtet. „Vergangene Woche waren hier bestimmt drei Mal so viele Menschen“, sagt Marco, der vor der „Mumu“ auf seine Rum Cola wartet. Er habe aber auch die große Menge nicht als problematisch gesehen. „Wenn die Polizei meint, dass es hier zu voll ist, soll sie halt kommen und uns bitten zu gehen. Solange das friedlich läuft, ist das ok. Dafür gibt es ja die Polizei.“ Heute Nacht fährt eben die immer wieder mit Mannschaftswagen über die von Security-Mitarbeitern frei gehaltene Schaafenstraße. Vor dem Kiosk Diamant steht dauerhaft ein Pulk von vielleicht 200 Leuten. Eine Räumung gibt es diesmal nicht.

Party in Vogelsang

Parallel dazu tut sich unerwarteterweise vor der „Halle Tor 2“ eine Menschenmenge auf. Dass Partys schon mal ausufern können, wenn sie über Social-Media-Kanäle angekündigt werden, ist nicht neu. Für einen DJ aber offenbar schon, der via Instagram zu einer Spontan-Feier mit Bluetooth-Musikbox lud. 500 Leute sind gekommen. Damit habe er im Leben nicht gerechnet, sagte er hinterher der Polizei. Diese zeigt den Mann wegen Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung an und räumt den Platz. Der DJ muss mit einem Bußgeld rechnen.

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